Abgefahren: Spektakuläre Rad-Infrastruktur
Norwegen baut den längsten Fahrradtunnel Europas, in China schweben Radfahrende über der Straße und in Belgien radeln sie durch Baumwipfel: Ein Blick in die Welt zeigt, was in Sachen Fahrradinfrastruktur möglich ist.
Freie Fahrt für Fahrräder
Mitte April soll im norwegischen Bergen der längste Fußgänger- und Fahrradtunnel Europas eröffnet werden. Der 2,9 Kilometer lange Fyllingsdal-Tunnel durchschneidet den Berg Løvstakken und verbindet zwei Wohngebiete miteinander, Radfahrende können ins Stadtzentrum weiterradeln. Das Projekt soll dazu beitragen, das Verkehrsaufkommen in der Stadt zu verringern und mehr Menschen zum Radfahren bewegen.
Pause mit Stil
In der Mitte des Tunnels lädt eine Bank zum Ausruhen ein. Der Tunnel wurde parallel zu einer neuen Stadtbahnlinie gebaut, die im November eröffnet wurde. Er wird als längster Fahrradtunnel der Welt angepriesen - doch tatsächlich ist der Snoqualmie-Tunnel in den USA mit 3,6 km länger. Dabei handelt es sich allerdings um einen alten Eisenbahntunnel, der nicht extra für Radfahrende gebaut wurde.
Durch die Bäume radeln...
Weltweit begeistern kreative Infrastrukturprojekte Radlerinnen und Radler: In der belgischen Region Limburg steigt diese kreisförmige Fahrradbrücke bis auf zehn Meter Höhe an. In einem spiralförmigen Doppelweg geht es bis in die Baumkronen in Flanderns größtem Waldgebiet. So können Radfahrer bei diesem Naturerlebnis in luftiger Höhe einen 360-Grad-Blick genießen.
...und durchs Wasser
Nicht weit entfernt von der Baumwipfel-Brücke können Radfahrende einen Teich im Genter Bokrijk-Park auf besondere Weise durchqueren: In der Mitte des Radwegs befindet sich das Wasser auf Augenhöhe. Die Grabenbrücke ist aber nicht exklusiv für die Radler: Auch wer ohne Fahrrad unterwegs ist, darf sie nutzen.
Goldene Schlange
Eine gute Fahrradinfrastruktur ist wichtig, um mehr Menschen dazu zu bringen, das Auto stehen zu lassen und damit zum Klimaschutz beizutragen. Der südasiatische Stadtstaat Singapur setzt schon lange auf nachhaltige Mobilität: Die hier zu sehende hölzerne Henderson Wave Bridge durchzieht den Grüngürtel im Süden der Stadt - und kann nur von Fahrradfahrenden und Fußgängern genutzt werden.
Drei Decks für Drahtesel
Die Niederlande gelten schon lange als Vorreiter in Sachen fahrradfreundliche Infrastruktur. In Utrecht steht das nach eigenen Angaben größte Fahrradparkhaus der Welt: Auf drei Etagen gibt es 12.500 Stellplätze, auf denen Räder sicher und wetterfest abgestellt werden können. Ende Januar wurden auch in Amsterdam zwei neue Fahrradparkhäuser eingeweiht. Das Besondere: Sie befinden sich unter Wasser.
Schwebendes Karussel
Rund 22 Millionen Fahrräder gibt es in den Niederlanden, genutzt werden sie auch bei Wind und Wetter. Folgerichtig investiert das Land auch abseits der Großstädte in gute Radinfrastruktur: Seit 2012 verbindet der Hovenring, ein schwebender Kreisverkehr für Radfahrende über einer Schnellstraße, die Orte Eindhoven und Veldhoven. Rund 5000 Menschen frequentieren die Brücke täglich zu Fuß und zu Rad.
Grüner Hoffnungsschimmer
Wenn unten kein Platz mehr ist, muss nach oben ausgewichen werden: Die chinesische Vier-Millionen-Metropole Xiamen hat ein Verkehrsproblem - und baute zur Entlastung den 7,6 Kilometer langen Xiamen Bicycle Skyway, der als längster Fahrrad-Hochweg der Welt gilt. Das preisgekrönte Bauwerk ist mit Auffahrtsrampen an Bus- und Bahnstationen angeschlossen, an denen sich auch Leihrad-Stationen befinden.
Fahrradparadies Kopenhagen
Kopenhagen gilt als Fahrrad-Hauptstadt Europas. Laut Umfragen ist das Rad für fast die Hälfte der Kopenhagener das bevorzugte Transportmittel - kein Wunder, denn Radfahren ist in Dänemarks Hauptstadt einfach, sicher und man kommt schnell voran, etwa hier auf der Cykelslangen-Fahrradbrücke. Gut elf Millionen Euro will Kopenhagen allein 2023 für den Aus- und Neubau von Radwegen ausgeben.
Adieu, Autos
Von dänischen Verhältnissen ist das Autoland Deutschland zwar noch weit entfernt, doch langsam nimmt die Verkehrswende hierzulande Fahrt auf: Seit Ende Januar ist die hier zu sehende Berliner Friedrichstraße auf 500 Metern für Autos gesperrt. Viele Städte und Kommunen planen den Ausbau der Radinfrastruktur und Verkehrsminister Volker Wissing will Fahrradparkhäuser mit 110 Millionen Euro fördern.