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Politik

Rückruf für Hunderttausende Daimler-Diesel

11. Juni 2018

"Unverzüglich" werde der Bund einen amtlichen Rückruf anordnen, heißt es in Berlin. Es gehe um "unzulässige Abschalteinrichtungen" bei deutschlandweit 238.000 Mercedes. In ganz Europa sind es gut drei Mal so viel.

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Saimler-Chef Dieter Zetsche
Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Europaweit seien insgesamt sogar 774.000 Fahrzeuge betroffen, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer nach einem Treffen mit Daimler-Chef Dieter Zetsche. Neben dem schon zurückgerufenen Transporter Vito gehe es nun auch um die Mercedes C-Klasse und den Geländewagen GLC. Daimler wolle mit dem Kraftfahrt-Bundesamt kooperieren und schnellstmöglich die beanstandeten Funktionen beseitigen.

Scheuer hatte Zetsche bereits Ende Mai zu einer Krisensitzung einbeordert, nachdem das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen Rückruf von rund 4900 Exemplaren des Mercedes-Kleintransporters Vito wegen einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung angeordnet hatte. Das Amt untersuchte noch weitere Modelle. Ein milliardenschweres Ordnungsgeld sei indes vom Tisch, sagte Zetsche beim Verlassen des Ministeriums.

 

Weit weniger sauber, als sie sein müssten

Wie beim Volkswagenkonzern samt seiner Töchter muss auch das einstige deutsche Vorzeigeunternehmen erklären, warum verschiedene Dieselmotoren aus dem Hause Daimler weit weniger sauber sind, als sie sein müssten. Vor zwei Wochen war der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche deshalb ins Bundesverkehrsministerium einbestellt worden. Wie wenig zufrieden der Hausherr mit den Einlassungen des Konzernchefs war, zeigt sich daran, dass Zetsche nun ein zweites Mal erscheinen musste.

Es ging um die ungeklärte Frage, bei wie vielen Fahrzeugen die beanstandeten Softwarefunktionen im Einsatz sind. Daimler hält diese aber für rechtlich zulässig. Nach Darstellung des Autobauers sind die Funktionen dazu da, "eine robuste Abgasreinigung bei unterschiedlichen Fahrbedingungen und über die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs" sicherzustellen.

Deutschland DaimlerChrysler Mercedes Stern
Der Mercedes-Stern sorgt für eine reine Umwelt? Zweifel sind angebracht.Bild: AP

"Die Salami-Taktik muss aufhören!"

Unter den Daimler-Beschäftigten sorgen die Diesel-Vorwürfe zunehmend für Unruhe. "Ihre größte Sorge ist, dass rund um das Thema Abgas noch viel mehr auf den Tisch kommen könnte als bisher bekannt", sagte der Betriebsratsvorsitzende des Motorenwerks in Untertürkheim, Wolfgang Nieke, den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung". Zetsche habe anfangs gesagt, dass bei Daimler nicht betrogen werde - darauf hätten sich die Beschäftigten verlassen. Bei Betriebsversammlungen kommende Woche würden die Beschäftigten Antworten hören wollen.

Verbraucherschützer fordern ein Ende der "Salamitaktik" im Abgas-Skandal. "Es kann nicht sein, dass ein Autokonzern nach dem anderen mit jahrelanger Verzögerung und erst nach Detektivarbeit entlarvt wird", sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller. "Diese Salamitaktik kostet immer mehr Verbrauchervertrauen und führt zu einem beträchtlichen Wertverlust bei den geschädigten Autobesitzern." Scheuer müsse "die Daumenschrauben anziehen". Daimler müsse Garantien abgeben, dass die Umrüstungen sinnvoll seien und keinen Schaden nach sich zögen.

rb/sti (afp, dpa, rtr)