Ab 2014 soll Kabul für Sicherheit sorgen
20. Juli 2010Wie prekär die Sicherheitslage in Afghanistan ist, das erfuhren UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Schwedens Außenminister Karl Bildt bei ihrer Anreise zu der internationalen Konferenz in Kabul am eigenen Leib. Wegen eines Raketenangriffs auf den Flughafen der Hauptstadt mussten ihre Flüge umgeleitet werden - auf den US-Militärstützpunkt Bagram außerhalb der Stadt.
Zwischenfälle wie dieser halten die internationale Staatengemeinschaft nicht davon ab, den Abzug der ausländischen Soldaten aus dem Land zu planen. Die allmähliche Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen sei zu wichtig, um sie endlos hinauszuschieben, erklärte US-Außenministerin Hillary Clinton. Allerdings wolle die US-Regierung ihr Engagement auch nach Beginn des Truppenabzugs fortsetzen. Ziel bleibe, ein stabiles und sicheres Afghanistan aufzubauen.
Übergabe ab 2011
Zu Beginn des Treffens mit rund 40 Außenministern aus aller Welt forderte der afghanische Präsident Hamid Karsai einen Abzug der internationalen Truppen bis 2014. "Ich bleibe davon überzeugt, dass unsere afghanischen nationalen Sicherheitskräfte 2014 für alle militärischen und polizeilichen Aufgaben verantwortlich sein werden", sagte er.
In einzelnen Gebieten soll es noch schneller gehen. Nach Angaben von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sollen die internationalen Truppen drei bis vier Provinzen bereits im kommenden Jahr verlassen. Darunter sei auch eine, in der derzeit noch die Bundeswehr stationiert sei.
Karsai wirbt für Taliban-Aussteigerprogramm
Karsai warb bei der Konferenz auch für die Finanzierung eines Aussteiger-Programms für Taliban-Kämpfer. Die Afghanen hätten sich bei der "Friedens-Dschirga" Anfang Juni darauf verständigt, die Hand auch bewaffneten Gegnern zu reichen, erklärte der Präsident. Von den internationalen Partnern erwarte man, die Friedensinitiative zu unterstützen.
Der Plan sieht vor, rund 36.000 islamistischen Kämpfern mit materiellen und finanziellen Hilfen einen Ausstieg zu erleichtern. Außerdem will Karsai mit ranghohen Kommandeuren der Aufständischen verhandeln und ihnen Straffreiheit und ein sicheres Exil im Ausland anbieten. Die Gesamtkosten des Plans werden auf umgerechnet fast 600 Millionen Euro geschätzt.
Autor: Christian Fähndrich (ap, dpa)
Redaktion: Dirk Eckert