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Aaron Spelling: Ikone des Primetime-TV

Brenda Haas
22. April 2023

"Drei Engel für Charlie", "Der Denver-Clan", "BH90210": An seinem 100. Geburtstag blickt Brenda Haas zurück auf die kultigsten Fernsehserien des Produzenten.

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Cast der Kult-Serie "Beverly Hills, 90210"
Cast der Kult-Serie "Beverly Hills, 90210" - die TV-Legende Aaron Spelling wäre heute 100 gewordenBild: Globe-ZUMA/picture alliance

Während meiner Kindheit in den 1970er-Jahren konnten wir in Johor, dem südlichsten Bundesstaat Malaysias, nicht nur das lokale Fernsehen empfangen, sondern auch die Programme aus Singapur. Mit anderen Worten: Ich konnte meine Sucht nach Fernsehen und Popkultur täglich mit einer Dosis US-amerikanischer Primetime-Sendungen stillen. Dabei tauchte im Laufe der 70er-, 80er-, 90er- und 00er-Jahre ein Name besonders häufig im Abspann auf: Aaron Spelling.

Spelling, der am 22. April 2023 100 Jahre alt geworden wäre, gilt als der produktivste und erfolgreichste Fernsehproduzent der USA. Er produzierte über 200 Serien und war, bis zu seinem Tod am 23. Juni 2006, in jedem Jahrzehnt seiner Karriere an einigen der legendärsten Fernsehserien überhaupt beteiligt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Krimiserien "Starsky & Hutch" und "Drei Engel für Charlie" aus den 1970ern, die 80er-Glamour-Seifenoper "Der Denver-Clan" und, in den 90ern, die Teenie-Soap "Beverly Hills, 90210". In den 2000ern wurden all diese Serien für Kino oder Netflix neu verfilmt.

Serien, die ganze Epochen konservieren

Aaron Spelling
Aaron Spelling 2003 in HollywoodBild: YAY Images/IMAGO

Offenbar steckt also noch immer eine gewisse Anziehungskraft in ihnen - vielleicht auch deshalb, weil die Serien förmlich ganze Epochen konservieren - in Moden, Frisuren, Lebensstilen. In einer Zeit, in der Diversität und Repräsentation kaum eine Rolle spielten, erzählte Spelling fast formelhafte Geschichten: weiße, heterosexuelle, Instagram-würdige Besetzungen in malerischen oder protzigen Vorstadt-Settings, die gegen das Verbrechen kämpfen, streiten und lieben, Intrigen spinnen und Geschäfte machen. Von der Kritik wurden die Serien teilweise regelrecht zerrissen. Aber es gab immer genügend Zuschauerinnen und Zuschauer, die - lange vor Netflix & Co - jede Woche zur gleichen Zeit einschalteten, um zu sehen, was als nächstes passierte. Diesen Nervenkitzel, das ungeduldige Warten auf die nächste Folge, können Streaming und Binge-Watching heutzutage nicht mehr bieten. Wir hatten außerdem immer ein Gesprächsthema, egal ob in der Schule, in der Uni oder bei der Arbeit. "Hast du gestern XY gesehen?" - ganz normaler Smalltalk.

Natürlich freue ich mich über Neuverfilmungen, die Wert auf Diversität legen und sich von stereotypen Handlungen und Darstellungen abwenden. Und trotzdem bringen mich die kitschigen, affektierten Originale immer noch zum Lachen. Hier also ein Blick auf Spellings bekannteste Kreationen - und warum sie zu ihrer Zeit so erfolgreich waren:

"Drei Engel für Charlie"

Die drei Hauptdarstellerinnen aus "Drei Engel für Charlie"
Drei Frauen auf Verbrecherjagd - in den 70ern eine NeuheitBild: Ronald Grant Archive/Mary Evans Picture Library/picture-alliance

Eine Serie über drei todschicke Detektivinnen, die die Aufträge für ihre Verbrecherjagden vom anonymen Hauptcharakter per Lautsprecher erhalten. 1975 kam Aaron Spelling auf die Idee, Frauen in die Titelrollen einer einstündigen Serie zu stecken. Der Vorschlag widersprach allen gängigen Normen und wurde von den ABC-Chefs zunächst als "die dümmste Idee" überhaupt abgetan. Die hohen Einschaltquoten belehrten sie jedoch eines Besseren.

Vielleicht hatte der erste Erfolg der Serie damit zu tun, dass sie von Kritikern als "Wackelfernsehen" bezeichnet wurde - weil die Schauspielerinnen weite Kleidung trugen, die das Wackeln ihrer Brüste und Hintern nicht verdeckte. Die drei Engel, in der Originalbesetzung gespielt von Kate Jackson, Farrah Fawcett und Jaclyn Smith, waren häufig in geheimer Mission unterwegs - getarnt als Teilnehmerinnen bei Schönheitswettbewerben, als Dienstmädchen oder einfach in Bikinis.

Fawcett, die in den 70ern eine legendäre Frisur hatte, fasst es so zusammen: "Als die Serie auf dem dritten Platz landete, dachte ich, wir seien einfach gute Schauspielerinnen. Als wir dann den ersten Platz erreichten, entschied ich, dass es nur daran liegen konnte, dass wir keine BHs trugen." Zeitgemäßere Neuverfilmungen mit diversen Besetzungen sind 2000, 2003 und 2019 erschienen.

"Der Denver-Clan"

Cast der Kult-Serie "Der Denver-Clan"
"Der Denver-Clan": Glamour, Schulterpolster, DramaBild: IFTN Plus/United Archives/picture alliance

Schulterpolster, Satinkleider, voluminöses Haar und noch größere Egos: das fasst den Stil und die Atmosphäre der 80er-Jahre-Seifenoper "Der Denver-Clan" ziemlich gut zusammen. 

Die von Richard und Esther Shapiro entwickelte und von Aaron Spelling produzierte Serie handelt vom Leben der Carringtons, einer wohlhabenden Familie aus Denver, Colorado.

Im Mittelpunkt dieser "Dynastie" steht der Ölmagnat Blake Carrington, gespielt von John Forsythe (der übrigens die Stimme von Charlie in "Drei Engel für Charlie" war). Neben den Zankereien zwischen Blakes neuer Frau Krystle (Linda Evans) und seiner teuflischen Ex-Frau Alexis (Joan Collins) waren Untreue, Gier, Mord und 80er-Jahre-Prunk die Zutaten für dieses Drama in neun Staffeln. In der Netflix-Verfilmung von 2017 wurden die Fehden und Intrigen von Denver, Colorado nach Atlanta, Georgia, verlegt.

"Starsky & Hutch"

"Starsky & Hutch" ist eine von Spellings Krimiserien, mit Paul Michael Glaser in der Rolle des smarten, witzigen David Starsky und David Soul, der den gebildeten, ruhigen Ken "Hutch" Hutchinson spielt. Was diese Serie aus den späten 70ern von anderen unterschied, war die "Bromance" der Charaktere, wie Encyclopedia.com schreibt: "Es war eine der ersten Shows, in der Männer befreundet sein und sich offen umeinander kümmern konnten… und ebenso verletzlich wie taff waren."

Weil in jeder Folge eine Schießerei und eine Verfolgungsjagd in Starskys geliebtem roten 1974er Ford Torino vorkamen, löste die Serie in den USA auch eine Debatte über Gewaltdarstellungen im Fernsehen aus. In der Wiederverfilmung von 2004, die mit einem Augenzwinkern Bezug auf das Original nimmt, spielen Ben Stiller und Owen Wilson die befreundeten Polizisten.

"Beverly Hills, 90210"

Cast der Fernseh-Serie "Beverly Hills, 90210"
Seifenoper: Die Schülerinnen und Schüler aus "Beverly Hills, 90210"Bild: Fox Network/Everett Collection/picture alliance

Während Seifenopern einst nur Erwachsene in den Blick nahmen, griff Aaron Spelling 1990 mit "Beverly Hills, 90210" auf, dass auch das Leben von Teenagern nicht frei von Drama ist. Die Serie, die das Leben einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern der West Beverly High verfolgt, entwickelte sich schnell zu einer weltweiten Popkultur-Sensation.

Mit einer sympathischen, jungen Besetzung - darunter seine eigene Tochter Tori Spelling - löste die Produktion unter Teenagern einen Trend nach dem anderen aus: Babydoll-Kleider, bauchfreie Tops und Mom Jeans, diese hochgeschnittenen, hellen Hosen, die alle Darstellerinnen und Darsteller trugen. Aber die Serie schreckte auch vor schwierigen Themen nicht zurück: Kulturschocks, Drogen, Vergewaltigung, Alkoholsucht und Missbrauch. Sie wird oft als Vorläufer für spätere erfolgreiche Teenie-Soaps gesehen.

Die Neuverfilmung von 2019, in der die Originalbesetzung statt ihrer ursprünglichen Charaktere überhöhte Versionen ihrer selbst spielt, war jedoch ein Flop und die Serie wurde nach einer Staffel wieder abgesetzt.

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert von Paula Onusseit