9 Dinge, die Sie vermutlich nicht über André Rieu wussten
Sein großes Vorbild war immer der Geiger Johann Strauß. Heute ist André Rieu längst selbst "Walzerkönig" und Superstar der Populärklassik - und als solcher polarisiert er auch. Jetzt feiert der Niederländer seinen 70.
Der "Walzerkönig"
Typisches Instrument, typischer Blick: So kennt man André Rieu. Mitte der 1990er Jahre wird der spätere "Walzerkönig" mit seinem 60-köpfigen Orchester berühmt. In vielen Ländern der Welt - von Belgien über Kolumbien bis in die USA - lösen Rieus romantische Konzert-Inszenierungen samt opulenter Kostüme und Bühnenbilder beim Publikum Begeisterung aus. Doch bis dahin war es ein langer Weg...
Musik von Anfang an
André Léon Marie Nicolas Rieu wird am 1. Oktober 1949 in Maastricht geboren. Er wächst mit drei Schwestern und zwei Brüdern auf - auf dem Bild ist der Zweijährige mit Teresia (links) und Cilia (rechts) zu sehen. Andrés Vater ist Dirigent des Limburger Symphonieorchesters, in dem Rieu später bis 1989 als Geiger arbeitet. Der französische Name Rieu stammt übrigens von den Hugenotten.
Heirat als Musikstudent
1975 heiratet Rieu, damals laut eigener Aussage ein "armer Student am Konservatorium in Brüssel", die Germanistin Marjorie Kochmann. Sie hält die beiden in den Anfangsjahren als Lehrerin und Übersetzerin über Wasser. Rieu, der schon mit fünf Jahren Geige zu spielen begann, legt sein Abschlussexamen 1977 mit Auszeichnung ab. Während dieser Zeit entdeckt er seine Faszination für den Walzer.
Großes Vorbild: Johann Strauß
Der Wiener "Walzerkönig" Johann Strauß (1825-1899) ist Rieus Vorbild - hier steht der "Goldene Geiger" als Denkmal im Wiener Stadtpark. Genau wie heute Rieu ging der österreichisch-deutsche Kapellmeister und Komponist schon damals mit seiner Kapelle landauf, landab auf Tour. Und wie heutige Rockbands brachten die Musiker - gekleidet in einheitliche Outfits - die Leute zum Tanzen und Jubeln.
Heimatverbundener Schlossherr
1978 und 1981 werden Rieus Söhne Marc (rechts) und Pierre geboren. Noch heute lebt der Geiger, der übrigens fünf Sprachen spricht, mit seiner Familie in seinem Geburtsort Maastricht. Dort hat er das kleine Schloss "De Torentjes" gekauft. In Maastricht ist auch der Firmensitz der "Rieu Productions", bei der etwa 120 Mitarbeiter angestellt sind. Rieu steht dort ein eigenes Tonstudio zur Verfügung.
Ein Familienunternehmen
Rieus Frau Marjorie und sein Sohn Pierre sind in die Firma "Rieu Productions" eingebunden. Pierre (hier zusammen mit seinem Vater 2013 in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz") ist dort für die Bühnenaufbauten verantwortlich. Alle Kulissen werden in mehrfacher Ausfertigung hergestellt, inzwischen gibt es fünf Sets aus Instrumenten, Kostümen und Bühnenbildern. Marc Rieu ist heute Landschaftsmaler.
Ausgezeichnet: André Rieu
Der Musiker wird vielfach geehrt. So verleiht ihm zum Beispiel 2009 das französische Kulturministerium den "Ordre des Arts et des Lettres" (deutsch: "Orden der Künste und der Literatur") für seinen "Beitrag zur Ausstrahlung der Künste in Frankreich und der Welt". 2010 bekommt er die Karlsmedaille für europäische Medien für "Verdienste um Integration und Identitätsbildung in Europa".
Fast bankrott: 34 Millionen Euro Schulden
2008 wagt Rieu mit "A Romantic Vienna Night" den Sprung nach Australien. Für das gigantische Projekt wird das in Originalgröße nachgebaute Interieur des Schlosses Schönbrunn verschifft - samt goldener Kutsche von Kaiserin Sissi. Die Produktionskosten explodieren und Rieus Firma gerät zwischen 2009 und 2013 mit 34 Mio. Euro in die Krise. Gute Ticketverkäufe gleichen die Verschuldung wieder aus.
Kritiker vs. Publikum
André Rieu polarisiert. Einige Kollegen aus der klassischen Musikwelt beäugen ihn argwöhnisch und belächeln die Shows als operettenhaft und kitschig. Bemängelt wird unter anderem, dass Rieu im Stehen geigt, dass er mit den Musikern scherzt und dass die Musiker knallig-opulente Kostüme tragen. Dem überwältigenden Erfolg beim Publikum tut die Kritik allerdings keinen Abbruch.