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2023: Aufwind für Solarenergie, Wärmepumpen und E-Mobilität

21. Dezember 2023

Positive Trends für den Energiesektor: 2023 beflügelt die Solarkraft die günstige Stromversorgung, E-Mobilität profitiert von besseren Batterien und Wärmepumpen werden immer gefragter.

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Ein Auto wird über ein Kabel an einer E-Tankstelle geladen. Die Sonne spiegelt sich in den Solar-Modulen auf dem Dach der Tankstelle.
Sonne in den Tank: bei Elektro-Autos geht das mit Solarmodulen auf dem Tankstellen-DachBild: Jochen Tack/picture alliance

Photovoltaik treibt die Energiewende voran

"Erneuerbare Energien werden immer preiswerter, so dass zum ersten Mal mehr Investitionen in Solarenergie als in die Ölförderungen fließen", erklärt Prof. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung den Wendepunkt.

"Vor allem die Photovoltaik hat 2023 die Erwartungen erneut übertroffen", ergänzt Prof. Gunnar Luderer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Laut Prognosen wurden dieses Jahr weltweit Solarkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 400 Gigawatt (GW) installiert,2022 betrug der Zuwachs 239 GW.Gleichzeitig gingen 2023 Windkraftanlagen mit insgesamt 110 GW neu ans Netz, berichtet die World Wind Energy Association.

Nach Angaben des World Nuclear Industry Status Reports wurden außerdem vier neue Atomreaktoren mit einer Gesamtleistung von 4 GW fertig. Fünf alte Reaktoren mit einer Leistung von 6 GW wurden in Deutschland, Belgien und Taiwan stillgelegt.

Niederlande: Photovoltaik auf dem Deich in Eemshaven, dahinter Windkraftanlagen im Licht der Sonne
Vorreiter Niederlande: dort gibt es bereits sehr viel Solar- und Windenergie und viele Wärmepumpen ersetzen GasheizungenBild: Jochen Tack/picture alliance

Solar- und Windkraft machen Stromerzeugung günstiger

Der Hauptgrund für den starken Zubau von Sonnen- und Windkraftanlagen liegt am sehr günstigen Preis für die Stromerzeugung.

Im globalen Durchschnitt kostete die Stromerzeugung mit neuen Windanlagen an Land im Jahr 2022 rund 3 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh), so ein Report der internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA). In großen Solarparks lagen die Kosten bei 4,5 Eurocent pro kWh und damit deutlich günstiger als die Stromerzeugung mit fossilen Energien, die weltweit zwischen 5,5 bis 22 Eurocent pro kWh liegen.

Die Kosten für Strom aus neuen Solaranlagen sind in den vergangen 12 Monaten weiter gesunken, vor allem weil Solarmodule immer günstiger wurden: In Europa kosten sie seit Jahresbeginn über 40 Prozent weniger als im Vorjahr.

Solarmodule werden immer günstiger produziert

Das liegt vor allem daran, dass China seine Modulproduktion deutlich ausbaut. Laut Carbon Brief liegt die Produktionskapazität dort inzwischen bei 600 GW Solarzellen jährlich, 225 GW mehr als 2022. Bis 2025 könnten es 1000 GW sein.

Auch Indien, USA und EU wollen verstärkt in große Solarfabriken investieren. In Indien sollen ab 2027 Module mit einer jährlichen Kapazität von 100 GW gefertigt werden, in der EU ab 2025 etwa 30 GW.

"Es geht doch schneller als gedacht", so Prof. Niklas Höhne vom New Climate Institut in Köln. "Insbesondere die Photovoltaik wird extrem schnell ausgebaut. Und dies sogar so schnell, wie für das 1,5 Grad Ziel nötig", so Höhne gegenüber der DW.

zweit Männer halten ein Esstischgrosses Solarmodul in der Solarfabriken von Meyer Burger. bei Dresden.
Europa will wieder mehr Solarmodule selber herstellen, wie hier in einer Fabrik bei Dresden. Die meisten Module kommen derzeit aus China. Bild: Meyer Burger

Neue Batterie-Techniken und mehr E-Autos

"Das Jahr 2023 könnte in die Geschichte eingehen als der Wendepunkt für Batterien in der globalen Energiewende", sagt Christian Breyer, Professor für Solarökonomie an der LUT in Finnland. Der Grund sei, dass "nicht nur Lithiumbatterien ohne Kobalt und Nickel voll etabliert sind, sondern nun auch Natrium-Ionen-Batterien am Markt eingeführt werden".

Lithium ist selten und derzeit teuer, dagegen ist das Natrium für die neuen Natrium-Ionen-Batterien viel günstiger und nahezu unbegrenzt verfügbar, zum Beispiel in Kochsalz. 

Laut Wirtschaftsmagazin Clean Thinking liegt der Preis für Natrium-Batterien bereits 40 Prozent unter denen heutiger Lithium-Ionen-Zellen. Die kommerzielle Verwendung steht jedoch erst am Anfang, darum wird die Technik im Moment nur in weniger als einem Prozent neuer Batterien verbaut. In Zukunft könnte Natrium vor allem für stationäre Batterien verwendet werden. Zusätzlich sind auch auch weitere neue Batterietechniken in der Entwicklung.

Doch auch die gängigen Lithium-Ionen-Batterien werden durch fallende Rohstoffpreise immer günstiger. 

Immer mehr Batterien werden in kleine Solaranlagen und Solarparks eingebaut und speichern dort günstigen Strom für die Nacht. Auch für die klimafreundlichere E-Mobilität werden immer mehr Batterien gebraucht. Der Anteil von E-Autos im globalen Umsatz ist inzwischen von 1,6 Prozent im Jahr 2018 auf rund 18 Prozent in 2023 gestiegen.

Ein Handwerker montiert eine Wärmepumpe auf einem Dach
Effizient Heizen mit Wärmpumpe: Mit einer kWh Strom erzeugt sie bis zu acht kWh Wärme fürs HausBild: Pieter Stam de Jonge/ANP/picture alliance

Nachfrage nach Wärmepumpen steigt weltweit 

Fortschritte gibt es auch bei der Heiztechnik. Wärmepumpen werden laut der internationalen Energieagentur (IEA) als zentrale Technologie im globalen Wandel immer wichtigerzur sicheren und nachhaltigen Wärmeversorgung. "Die Technologie kann großskalig ausgerollt werden. Viele Länder, gerade auch in Skandinavien, zeigen, wie hervorragend die Technologie funktioniert - auch wenn es sehr kalt wird, wie etwa in Finnland", sagt Breyer gegenüber der DW.

Derzeit decken Wärmepumpen laut IEA etwa 10 Prozent des weltweiten Wärmebedarfs in Gebäuden. 2022 stieg der Absatz global um 11 Prozent, in Europa um 38 Prozent. In Deutschland hat sich der Absatz nach aktuellen Angaben vom Bundesverband Wärmepumpen in 2023 im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent erhöht.

Doch trotz des Wachstums "hinken die Investitionen in Wärmepumpen immer noch hinter dem zurück, was notwendig ist, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen", sagt Roland Rösch, Direktor des IRENA Innovations- und Technologiezentrums gegenüber der DW.

Um die 1,5 Grad-Grenze einzuhalten, müssten laut World Energy Transitions Outlook von IRENA die weltweiten Investitionen für Wärmepumpen von zuletzt 64 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2030 vervierfacht werden.

Der Beitrag wurde am 21.12 2023 veröffentlicht und am 23.1.2024 aktualisiert mit neuen Zahlen zum Wärmepumpenabsatz in Deutschland. 

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion