2017: Die Rückkehr der Reiselust
Weltweit sind so viele Menschen gereist wie noch nie zuvor: 1,1 Milliarden, meldet die Welttourismusorganisation UNWTO. Die vom Terror überschattete Flaute 2016 ist überwunden. 2017 war ein starkes Reisejahr.
Deutschland ist Spitze!
Zum ersten Mal hat Deutschland die 450-Millionen-Marke geknackt. Über diesen Übernachtungsrekord freut sich der Deutsche Tourismusverband (DTV). Besonders beliebt ist das Bundesland Bayern. Hier steht auch der höchste Berg Deutschlands: die Zugspitze (2962 Meter) in den Bayerischen Alpen. Die neue Seilbahn wird künftig noch mehr Touristen hinaufbringen.
Hamburg, ein Konzerthaus begeistert
Das Jahr begann mit einem Paukenschlag, mit der Eröffnung der Elbphiharmonie im Januar. Seither haben mehr als vier Millionen Besucher Hamburgs neues Wahrzeichen bestaunt. Der Reiseführer Lonely Planet hat die Elbmetropole zum Trendziel 2018 erklärt. Der Hamburg-Boom sollte also auch die nächsten Monate anhalten.
Wittenberg, mit Luther zum Erfolg
Mit großen Sonderschauen und frisch sanierten Altstädten feierten die Luther-Gedenkstätten in Deutschland das 500. Jubiläum der Reformation. Und das Interesse war groß: In Wittenberg verdoppelten sich die Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahr, Eisenach meldete ein Plus von elf Prozent, und auch die anderen Luther-Städte verzeichneten einen Anstieg der ausländischen Besucher.
Berlin, leichter Sinkflug
Ende Oktober stellte die Fluggesellschaft Air Berlin ihren Betrieb ein. Das bedeutete einen Passagierrückgang von sechs Prozent, der sich in sinkenden Auslastungszahlen der Berliner Hotels und Kulturbetriebe niederschlägt. Aber ab Januar verstärkt die britische Billig-Airline Easyjet die Präsenz in der deutschen Hauptstadt, so dass der Berlin-Tourismus 2018 wieder abheben kann.
Europa, die Chinesen kommen
Der europäische Reisemarkt hat sich vom Terrorjahr 2016 erholt: Laut der European Travel Commission stiegen die internationalen Besucherzahlen in Europa um acht Prozent an. Vor allem die chinesischen Touristen gaben ihre Zurückhaltung auf. Die Steigerung aus Fernost beträgt 17 Prozent, gefolgt von den USA und Indien mit jeweils 14 Prozent. Good Old Europe is back!
Island, erneut Spitzenreiter
Schon wieder 30 Prozent mehr! Zum dritten Mal in Folge weist Island die höchste Steigerungsrate in Europa auf. Zugegeben, die Vulkanlandschaft mit Geysiren und Wasserfällen ist atemberaubend, aber die touristischen Kapazitäten auf der Insel sind beschränkt. 2017 kamen auf rund 300.000 Einwohner gut 2,3 Millionen Besucher, in den Sommermonaten sind die Hotelbetten nahezu ausgebucht.
Türkei, überraschend Platz zwei
Ein Plus von 26 Prozent! Das ist hinter Island Platz 2 unter den Aufsteigern. Ihr Comeback hat die Türkei vor allem der Rückkehr der russischen Gäste zu verdanken; Putin und Erdogan hatten zuvor die politische Eiszeit zwischen beiden Länder beendet. Die Zahlen aus Westeuropa sind nach wie vor rückläufig, aber es naht Hilfe aus Fernost: China hat 2018 zum "Jahr des Türkei-Tourismus" erklärt.
Spanien, voll wie nie
Man dachte schon im letzten Sommer, es würde kein weiteres Handtuch mehr an Spaniens Strände passen. Aber es ging doch! Noch einmal steigerten sich Spaniens Besucherzahlen um elf Prozent. Aber auf Mallorca, in Barcelona und andernorts mehrten sich die Proteste der Einheimischen gegen die Auswüchse des Massentourismus: überfüllte Strände, Sauforgien, verstopfte Straßen, Wassermangel.
Slowenien, im Land des Melania-Lächelns
Slowenien, die Heimat von US-First Lady Melania, freut sich über einen Besucheranstieg von 15 Prozent. Dazu lächelt Melanias Konterfei auf Tellern, Tassen, T-Shirts. Im Angebot sind auch Melania-Wein, Melania-Torten, Melania-Filzpantoffeln. Familie Trump befördert also den Tourismus, allerdings nur in Osteuropa.
USA, der Trump-Effekt
Im ersten Halbjahr 2017 reisten 3,9 Prozent weniger Touristen in die USA als im Vorjahr, meldete das US-Wirtschaftsministerium im November. Vor allem in Mexiko (minus 9,4 Prozent) und im arabischen Raum (minus 30 Prozent) brachen die Buchungen ein, was angesichts der politischen Entwicklungen niemanden verwundert.
Hongkong, weltweit Nummer eins
26,6 Millionen Menschen reisten laut Euromonitor international nach Hongkong. Damit führt die chinesische Metropole auch 2017 die Liste der meistbesuchten Städte der Welt an, gefolgt von Bangkok (21 Millionen) und London (19 Millionen). Insgesamt sind Städtereisen das am stärksten wachsende Segment im Reisemarkt, die Steigerung beträgt 16 Prozent.
2018, volle Fahrt voraus!
Ein Plus von 4,5 Prozent - die Kreuzfahrtbranche ist weiter auf Erfolgskurs. Allerdings mehren sich auch hier die Proteste: gegen die Schadstoffe und gegen die Touristenmassen, die kleine Häfen überfluten.Das Fazit für 2017 also lautet: Steigerung ja, aber nicht um jeden Preis! Die Touristenströme lenken und mit den Ressourcen haushalten - dann macht das Reisen auch 2018 Spaß!