1945: US-Truppen erreichen das KZ Dachau
Als die Soldaten der US-Armee das Tor des KZ Dachau erreichten, ahnten sie nicht, was sich dahinter verbarg: über 30.000 Häftlinge, viele waren tot und vorher verhungert. Aber auch ein Häftlingskomitee erwartete sie.
Die Ankunft der US-Armee
Der 29. April 1945 war ein Sonntag. Am frühen Morgen gab Colonel Sparks dem 3. Bataillon seines Infanterie-Regiments den Marschbefehl. Die US-Truppen kamen von Westen, auf dem Vormarsch Richtung München. Genau wussten sie nicht, wo dieses Konzentrationslager lag, das die Nazis schon 1933 eingerichtet hatten. Ohne Vorwarnung trafen die US-Soldaten ein Horrorszenario hinter den Toren an.
Grauenhafte Zustände
Noch Tage, bevor große Teile der SS-Wachmannschaften das Lager fluchtartig verlassen hatten, war ein verschlossener Eisenbahnzug mit KZ-Häftlingen aus dem Osten in Dachau eingetroffen. Niemand kümmerte sich um die völlig entkräfteten Menschen. Die meisten verdursteten, erstickten, viele wurden von den SS-Leuten kaltblütig liquidiert. 2300 Tote fanden die schockierten US-Soldaten in den Wagen vor.
Unter der Kontrolle der US-Armee
Nach wenigen Stunden übernahmen die US-Soldaten die Befehlsgewalt im Lager. Nur vereinzelt hatte es Schusswechsel mit den Wachmannschaften gegeben. Bei der Befreiung der Häftlinge kam es zu tragischen Zwischenfällen: Einzelne versuchten, den Stacheldraht zu überklettern, der unter Strom stand, und starben. Aber knapp 32.000 Häftlinge waren noch am Leben und mussten notdürftig versorgt werden.
Häftlinge nach der Befreiung
Die hygienischen Zustände im Lager Dachau waren katastrophal. Viele Häftlinge waren mit Typhus und Krätze infiziert. Ihre gestreifte KZ-Kleidung, die zum Synonym für das Elend in den Lagern der Nazis werden sollte, hing ihnen oft nur in Fetzen am Leib. Schuhe hatten die wenigsten. Der Häftling hier, Jean Voste aus Belgisch-Kongo, trug bei der Befreiung noch seine Uniformjacke und Stiefel.
Marsch in den Tod
Am 14. April 1945 hatte Reichsführer SS, Heinrich Himmler (hier bei einer Besichtigung beim Bau des "Musterlagers" Dachau), die sofortige "Totalevakuierung" des Konzentrationslagers befohlen. Die SS-Lagerverwaltung zwang mit Waffengewalt ca. 7000 KZ-Häftlinge, zu Fuß - ohne ausreichendes Schuhwerk - auf einen "Todesmarsch" nach Süden. Die meisten überlebten diese Tortur nicht.
Symbol des Zynismus
Das Tor des Haupteingangs zum Konzentrationslager Dachau trug die Inschrift "Arbeit macht frei". Diese zynische Nazi-Parole wurde später in fast allen nationalsozialistischen Konzentrationslagern verwendet. Das KZ-Motto war eine Erfindung von Theodor Eicke, des ersten SS-Lagerleiters von Dachau. Seine "Dachauer Schule" durchliefen auch die Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höss und Richard Baer.
Kurz vor der Befreiung
Als das Gerücht im Lager Dachau die Runde machte, dass die US-Kampftruppen kurz vor die bayerische Stadt Dachau vorgerückt seien, hatten sich einige KZ-Häftlinge in konspirativen Treffen zu einer Widerstands-Gruppe zusammengefunden. Das Chaos in dem überfüllten Lager nutzen sie, um die Befehle der letzten verbliebenen SS-Wachmannschaften zu den "Todesmärschen" gezielt zu sabotieren.
Jubel über Kriegsende am 8.Mai
Nachdem die US-Armee im April 1945 die Verwaltung des befreiten Konzentrationslagers übernommen hatte, nutzten Armee-Fotografen den Jubel der KZ-Häftlinge für gestellte Propagandafotos. In Windeseile gingen sie um die Welt. Jubelnde Menschen, oft Kinder und Jugendliche, waren nicht nur in Dachau in der Minderzahl. Die meisten Überlebenden konnte sich kaum auf den Beinen halten.
Gedenken in den USA
Nach dem Zweiten Weltkrieg trafen sich ehemalige US-Soldaten, die bei der Befreiung des Konzentrationslagers 1945 dabei waren, später mit ehemaligen Häftlingen - eine persönliche Geste. Donald Greenbaum (re), damals in der US-Army und Befreier von Dachau, traf 2015 den früheren Dachau-Häftling Ernest Gross an dem Denkmal im Liberty State Park/New Jersey. Für beide ein bewegender Moment.