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15.000 bei "Pegida"-Umzug

16. Dezember 2014

15.000 Menschen auf den Straßen Dresdens: Die Anti-Islam-Bewegung "Pegida" mobilisiert immer mehr Demonstranten. So viele waren vorher noch nie dabei. Die Kritik etablierter Parteien zeigt keine abschreckende Wirkung.

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Deutschland PEGIDA Demonstration in Dresden
Bild: Reuters/H. Hanschke

Am Montagabend folgten in Dresden rund 15.000 Menschen - mehr als je zuvor - dem Demonstrationsaufruf der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Die Aktion stand unter dem Motto "Gewaltfrei gegen Glaubenskriege". Auf Transparenten waren Slogans wie "Keine Scharia in Europa" oder "Gegen religiösen Fanatismus" zu lesen.

Zeitgleich mit den "Pegida"-Anhängern gingen in der sächsischen Landeshauptstadt erneut deren Gegner auf die Straße. Zu Gegenkundgebungen, zu denen Bündnisse wie "Dresden Nazifrei" aufgerufen hatten, kamen laut Polizei mehr als 5600 Menschen. Das waren dann deutlich weniger als noch vor einer Woche, als 9000 Gegendemonstranten gezählt wurden. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.

Unter den "Pegida"-Demonstranten war auch Alexander Gauland, der AfD-Vorsitzende in Brandenburg. Zuvor hatte der stellvertretende Sprecher der Alternative für Deutschland (AfD), Hans-Olaf Henkel, den Mitgliedern seiner Partei noch davon abgeraten, sich an "Demonstrationen von selbst ernannten Islamkritikern" zu beteiligen.

Deutschland PEGIDA Demonstration in Dresden Alexander Gauland AfD
Der AfD-Spitzenmann Alexander Gauland unter den "Pegida"-AnhängernBild: Reuters/H. Hanschke

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte im Vorfeld der abendlichen Kundgebung, in Deutschland gelte zwar Demonstrationsfreiheit. "Aber es ist kein Platz für Hetze und Verleumdung von Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen." Jeder müsse aufpassen, "dass er nicht von den Initiatoren einer solchen Veranstaltung instrumentalisiert" werde.

"Keine Patrioten, sondern Rassisten"

Der Interkulturelle Rat in Deutschland sowie Pro Asyl stuften "Pegida" als rassistisch ein. "Die Anführer dieser Demonstrationen sind keine Patrioten, sondern Rassisten, die Menschenrechte infrage stellen und Minderheiten diskriminieren", betonte Jürgen Micksch, Chef des Interkulturellen Rates. Es wäre allerdings falsch, alle Mitläufer der Demonstrationen als Rassisten zu bezeichnen: "Viele von ihnen haben Ängste, die sie auf Minderheiten projizieren." Der Zentralrat der Muslime warf der Politik einen Mangel an Überzeugungsarbeit vor, um Bürgern Ängste vor Zuwanderung zu nehmen. Durch die "Pegida"-Bewegung werde deutlich, dass viele Menschen Angst um ihre Zukunft hätten, sagte sein Vorsitzender Aiman Mazyek dem Bayerischen Rundfunk.

Lutz Bachmann auf PEGIDA-Demonstration in Dresden
Lutz Bachmann, Wortführer von "Pegida" in DresdenBild: Reuters/H. Hanschke

In der sächsischen Landeshauptstadt finden seit mehreren Wochen mit steigendem Zulauf montags Demonstrationen der "Pegida" statt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte in der vergangenen Woche betont, dass der deutschen Gesellschaft keine Islamisierung drohe. Es gebe aber berechtigte Fragen, etwa zur Zahl der Asylbewerber oder ob unter ihnen Terroristen seien. - In diesem Jahr dürfte die Zahl der Asylanträge auf über 200.000 steigen. Etwa ein Fünftel der Flüchtlinge kam aus dem Bürgerkriegsland Syrien.

In der Bonner Innenstadt haben am Abend mehr als 2000 Gegendemonstranten einen Marsch der "Patriotischen Europäer" verhindert. Sie blockierten die Marschwege der Teilnehmer des Umzugs, die damit gezwungen waren, ihre Kundgebung auf dem zentralen Kaiserplatz abzuhalten. Auch hier blieb alles friedlich. Die Polizei sicherte die Kundgebung mit rund 500 Beamten.

ml/jj (dpa,rtr,afp)