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140 Menschen sterben bei Flugzeug-Absturz in Sumatra

5. September 2005

Beim Absturz eines indonesischen Linienflugzeugs sind fast alle Insassen und fast 50 Bewohner eines Wohnviertels getötet worden. 15 Passagiere, die im Heck der Maschine saßen, überlebten wie durch ein Wunder.

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Beim Absturz starben auch Menschen am BodenBild: ap
indonesien Flugzeugabsturz Flugzeugkatastrophe Boeing 737-200 Medan Nord-Sumatra trauernde Angehörige
Trauernde Angehörige auf dem Flughafen von MedanBild: AP

"Das Flugzeug war gerade gestartet, als es plötzlich nach links drehte und es einen Stoß gab und wir schwere Turbulenzen spürten", sagte ein überlebender Passagier im indonesischen Fernsehen. Die Boeing 737-200 der Mandala Airlines stürzte 500 Meter hinter der Startbahn in ein belebtes Viertel in Medan, der Hauptstadt der Provinz Nord-Sumatra. Die Fluggesellschaft ging von einem Fehler beim Abflug aus. Der Sprecher sagte, es sei nicht klar, ob der Absturz auf Triebwerksprobleme, menschliches Versagen oder das Wetter zurückzuführen sei. Einen Anschlag oder Sabotage schließt die Gesellschaft mit großer Wahrscheinlichkeit aus.

Durch ein Loch im Rumpf entkommen

Die Maschine war gerade erst in Richtung Jakarta abgeflogen. Indonesiens Transportminister Hatta Radjasa sagte im Rundfunk, die Boeing 737-200 sei kurz nach dem Start in der Stadt Medan 500 Meter von der Flughafenpiste entfernt niedergegangen. Einer der überlebenden Passagiere berichtete, das Flugzeug habe zunächst ganz normal an Höhe gewonnen. Nach dem plötzlichen Absturz sei er durch ein Loch im Rumpf entkommen, sagte Rohadi Sitepu dem Fernsehsender Metro TV. Dann sei er so schnell wie möglich davongerannt, weil er eine Explosion befürchtete.

Indonesien Flugzeugabsturz Flugzeugkatastrophe Boeing 737-200 Medan Nord-Sumatra
Polizisten beim Bergen eines TotenBild: AP

Das Flugzeug lag auf einer Hauptstraße Medans. Aus dem Wrack schlugen Flammen, Häuser brannten und dichter schwarzer Rauch stieg auf. "Ich bin etwa zehn Minuten nach dem Unfall eingetroffen. Überall waren brennende Körper", sagte ein Lokalreporter. "Etwa zehn Häuser standen in Flammen und fünf bis sechs Kleinbusse. Das Flugzeug war in Einzelteile zerbrochen." Der Journalist sagte, Menschen seien panisch umher gerannt und hätten die Namen von Angehörigen gerufen.

Hunderte Polizisten, Sanitäter und Bewohner bemühten sich um die Bergung der Opfer. Zahlreiche Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Unter den Toten war offiziellen Angaben zufolge der Gouverneur der Provinz Nord-Sumatra, der zu einem Treffen mit Präsident Susilo Bambang Yudhoyono nach Jakarta fliegen wollte. Yudhoyono ordnete eine Untersuchung zur Unglücksursache an, wie ein Regierungssprecher mitteilte.

Chaos im Krankenhaus

Eine Krankenschwester sagte, im Krankenhaus sei Chaos ausgebrochen. "Die Rettungskräfte bringen immer mehr Opfer herein, sowohl Passagiere als auch Bewohner. Einige leben noch, andere sind tot." Viele Opfer waren anderen Krankenhausmitarbeitern zufolge bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Am Zielflughafen Jakarta spielten sich Szenen der Verzweiflung ab, als die Angehörigen der Opfer von dem Absturz erfuhren. "Ich warte auf meine Mutter, aber Mandala hat gesagt, dass Flugzeug sei abgestürzt und sie sei an Bord gewesen", sagte eine Frau unter Tränen.

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Das Flugzeug stürzte mitten in ein WohngebietBild: ap

Medan ist die drittgrößte Stadt Indonesiens und die größte auf der Insel Sumatra. Ihr Flughafen liegt in der Nähe des Zentrums und dicht besiedelter Wohngebiete. Die indonesische Gesellschaft Mandala wurde 1969 von einer Stiftung der Streitkräfte gegründet. Die meisten der 15 Maschinen der Flotte stammen aus den 70er Jahren. Die Unglücksmaschine war fast 25 Jahre alt und zuletzt im Juni einer Inspektion unterzogen worden. Sie sollte noch bis 2016 im Einsatz sein. Das bislang schlimmste Flugzeugunglück in Indonesien ereignete sich 1997. Beim Absturz eines Airbus im Berggebiet nahe Medan kamen 234 Menschen ums Leben.

Der Absturz in Medan war das siebte Flugzeugunglück in sieben Wochen. Seit dem 17. Juli kamen bei Flugzeugabstürzen und Notlandungen vor der afrikanischen und der italienischen Küste, in Griechenland, Venezuela und Peru fast 400 Menschen ums Leben. Zudem schoss eine Air-France-Maschine bei der Landung in Toronto über das Rollfeld hinaus, dabei wurden mehrere Passagiere verletzt. (stu)