Ästhetik des Untergrunds
Sie gelten als "Spielwiese" für Designer: die U-Bahnstationen unter der Stadt. Der Fotograf Micha Pawlitzki zeigt in einem Bildband, wie ästhetisch Deutschlands öffentliche Transiträume sein können.
München: Haltestelle Marienplatz
Das Zusammenspiel aus Licht, Form und Farbe macht die unterirdischen Räume zum Gesamtkunstwerk. Der vielfach ausgezeichnete Fotokünstler Micha Pawlitzki ist vom Design und der Architektur von U-Bahnstationen fasziniert. Seine Fotos zeigen, wie die ästhetische Gestaltung den funktionalen Charakter der Haltestellen ablöst.
Köln: Haltestelle Äussere Kanalstrasse
Micha Pawlitzki, 1972 geboren, hat die Landschafts- und Architekturfotografie zu seinem Spezialgebiet gemacht. Der Künstler arbeitet unter anderem für National Geographic und GEO und hat bereits über 130 Bücher und Kalender veröffentlicht. Sein U-Bahn Projekt zeigt alltägliche Orte aus einer ganz neuen, überraschenden Perspektive.
München: Haltestelle Hasenbergl
Zwei Jahre lang reiste Micha Pawlitzki quer durch Deutschland und tauchte in den Untergrund ab, auf der Suche nach neuen Motiven. Der Fotograf arbeitete nur nachts, wenn die U-Bahnstationen verlassen sind: "Außerhalb der Betriebszeiten kann ich ganz in Ruhe fotografieren", sagt Pawlitzki. So sind seine Aufnahmen von der alltäglichen Hektik befreit.
Stuttgart: Haltestelle Kirchtalstraße
Die Bilder von Micha Pawlitzki zeigen einen stark grafischen Aufbau. Der Fokus liegt auf der Architektur der zum Teil futuristisch anmutenden U-Bahn-Haltestellen. Personen kommen nicht in seinen Fotos vor. "Ich finde, dass sie vom Eigentlichen ablenken. Das Motiv darf als solches wirken", so der Künstler.
Hamburg: Haltestelle Überseequartier
Im Mai 2011 wurde Micha Pawlitzki in die Sammlung "Who's Who in Visual Art. 100 Photographers" aufgenommen. Zwei Jahre später gewann der Fotokünstler die Goldmedaille beim "Gregor International Calendar Award" für seinen Kalender "geliebte Orchideen". Seine Bilder zeichnen sich durch Klarheit und Intensität aus.
Gelsenkirchen: Haltestelle Bergwerk Consolidation
Wenn er nicht gerade unter der Erde arbeitet, bereist Pawlitzki jedes Jahr mehrere Monate lang die Welt, immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten und nach dem "idealen Licht". Die Momente, in denen die Sonne genau zum richtigen Zeitpunkt durch die Wolkendecke bricht, seien rar: "Es passiert nicht allzu oft, dass alle atmosphärischen Bedingungen zusammenspielen", erklärt der Fotograf.
Frankfurt: Haltestelle Westend
Die Bilder seines U-Bahn Projekts verraten nichts von den Schattenseiten des Untergrundverkehrs: Keine Hektik, keine Menschenmassen, keine nächtlichen Übergriffe. Wenn Micha Pawlitzki die Motive auswählt, dann sucht er Ruhe und grafische Ordnung, er betont die formale Schönheit.
München: Haltestelle Westfriedhof
Besonders die unterirdischen Bahnhöfe in München haben es Micha Pawlitzki angetan. Die verschiedenen Stationen in der Metropole sind abwechslungsreich und reizvoll gestaltet. Für die Lichtinstallation an der Haltestelle am Westfriedhof wurde sogar der deutsche Industriedesigner Ingo Maurer beauftragt.
München: Haltestelle Candidplatz
Pawlitzki bezeichnet die U-Bahnstationen als "Juwelen unter der Erde" - und wer sein Foto von der Münchner Haltestelle Candidplatz sieht, der versteht auch, warum. Längst haben sich auch andere Städte prominente Unterstützer geholt, die ihren Untergrund gestalten.
Nürnberg: Haltestelle Maxfeld
Die gesammelten Eindrücke sind in Micha Pawlitzkis Bildband "Unter Grund" (2013, Edition Panorama) zu bestaunen. Der Fotokünstler zeigt auf 256 Seiten die "spektakulärsten" und "verwegensten" U-Bahn-Haltestellen auf seiner Reise durch Deutschland. Eine Reise, die noch lange nicht zu Ende ist - Pawlitzki führt seine Fotoserie weiter und ist schon wieder auf der Suche nach neuen Motiven.