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Globale Fantasie - Das neue "museum kunst palast"

6. November 2001

Düsseldorf hat auf dem Gebiet des Kultursponsoring Neuland betreten. Herausgekommen ist ein neues Museum.

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Die Stadt Düsseldorf hat 1988 in gemeinsamer Trägerschaft mit dem Energiekonzern E.ON eine Stiftung gegründet, um ein neues Museum bauen zu können. Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt brachte das Grundstück und das städtische Kunstmuseum, der Energiekonzern E.ON rund 40 Millionen Mark ein. Mittlerweile sind auch der Handelsriese Metro und der Chemiekonzern Degussa dazu gestoßen. Ohne die Allianz hätte sich Düsseldorf das Ausstellungshaus nicht leisten können.

Das Vorhaben ist geglückt. Nach den Plänen des Architekten Oswald M. Ungers ist ein wahrer Kunsttempel enstanden. Jetzt wurde das neue "museum kunst palast" feierlich eingeweiht.

Neben einem Konzertsaal sind rund 3.700 Quadratmeter Fläche für Wechselausstellungen entstanden. Die Stimmen der Kritik, die der Verbindung von Kunst und Kapital skeptisch gegenüber standen, sind langsam verstummt. Jetzt wird sich zeigen, ob es dem neuen Generaldirektor Jean-Hubert Martin gelingt, alle Bedenken zu zerstreuen.

Der Museumschef

Mit dem Franzosen Martin hat das "museum kunst palast" einen Mann an der Spitze, der auf dem Gebiet der Kunst vieles geleistet und international einen hervorragenden Ruf hat. Martins Ausstellungen auf den Biennalen in Lyon, São Paulo und Johannesburg sowie seine Retrospektiven zu Francis Picabia, Man Ray, Jean Crotti und Suzanne Duchamp fanden weltweite Anerkennung. Dazu entdeckte er viele Künstler, darunter Christian Boltanski, Ilya Kabakov und Huang Yong Ping.

Der ehemalige Direktor des Centre George Pompidou und des Museé National des Art d'Afrique et d'Océanie in Paris kam aus der französischen Metropole nach Düsseldorf, weil ihn die konzeptionelle Mitgestaltung am "museum kunst palast" reizte.

Die Mischfinanzierung machte eine Fusion der städtischen Kunsthalle und des Kunstmuseums möglich. Weist die Kunsthalle ein zeitgemäßes Ausstellungsprogramm aus, sind im "museum kunst palast" die verschiedenen Sammlungen untergebracht und findet die Aufarbeitung des lokalen Kunstgeschehens ihren Platz. Mit dem Neubau des Architekten Oswald Mathias Ungers, dessen Räume eine vielfältige Nutzung zulassen, steht darüber hinaus eine Fläche mit 10.000 Quadratmetern für wechselnde Ausstellungen zur Verfügung.

Museumschef Jean-Hubert Martin möchte durch die Einbeziehung der nicht westlichen Kunst etwas Einmaliges schaffen. Für ihn ist klar, dass die Vorstellung einer nationalen Kunst anachronistisch ist: "Das geografische Schubladendenken ist hier noch fest verwurzelt, und Künstler, die nicht aus Europa oder Amerika kommen, werden nach wie vor in die Völkerkundemuseen abgeschoben. Das möchte ich ändern, und durch die in Düsseldorf gegebene Aufbruchsituation können wir zu einem Vorreiter der Globalisierung im Bereich der Museen werden".

Kunst und Religion

Ein Signal in diese Richtung ist die Schau "Altäre – Kunst zum Niederknien". Da steht ein Voodoo-Altar aus Togo neben einem katholischen Erntedank-Altar aus Wombach, findet sich ein hinduistischer Tempelwagen, oder ein Altar aus Cuba, der aus vielen Tellern besteht und den Mantel einer Gottheit darstellt. Auch zu entdecken ist eine Kultstätte aus Korea mit einem Schweinekopf, der mit Kerzen und Reiskuchen vor dem Kühler eines fabrikneuen Mittelklassewagens drapiert ist und Geister bannen soll.

Insgesamt 68 solcher Weihestätten der Weltreligionen oder des Ahnenkultus aus dem alltäglichen Gebrauch sind zu sehen, nachdem sie von echten Priestern geweiht wurden. Museumschef Martin will mit der Ausstellung dazu beitragen, dass Kunst und Religion wieder stärker zusammenrücken. Für ihn sind die Altäre "Orte der Vermittlung" zwischen Göttlichem und Profanem: "Wenn wir es wirklich ernst meinen mit der Globalisierung, dann müssen wir den Referenzrahmen nichtwestlicher Künstler respektieren und anerkennen. Und der ist in vielen Fällen eben die Religion."