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Kölner Dom bleibt vorerst Weltkulturerbe

14. Juli 2005

Der Kölner Dom wird von der UNESCO zwar weiterhin als Weltkulturerbe eingestuft - er bleibt jedoch auf der Liste der umstrittenen Objekte. Bei anderen Stätten sah das Welterbe-Komitee dagegen Fortschritte.

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Hochhäuser versus gotische KircheBild: dpa-Report
Kölner Dom bei Nacht
Die unverbaute Sichtachse vom östlichen RheinuferBild: dpa

Erfolg für Timbuktu, Niederlage für Köln: Während die UNESCO Malis legendäre Wüstenstadt nicht mehr als gefährdete Weltkulturerbe-Stätte einstuft, bleibt der Kölner Dom für ein weiteres Jahr auf der Roten Liste. Allerdings vermied das am Mittwoch (13.7.) in Südafrika tagende Welterbe-Komitee der UN-Kulturorganisation (UNESCO) die befürchtete Aberkennung des begehrten Welterbe-Status. Die gotische Kathedrale, 1996 als Weltkulturerbe deklariert, kam 2004 auf die Rote Liste der umstrittenen Objekte. Die auf der östlichen Rheinseite teils errichteten, teils noch geplanten Hochhäuser stören nach Auffassung des Komitees die Gesamterscheinung des Doms.

Keine Rehabilitation

Vertreter der Stadt zeigten sich nach der Tagung in Durban erleichtert, kritisierten aber auch die UNESCO. Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma lehnte einen Baustopp zum Schutz des Doms ab. Schramma zeigte sich enttäuscht, dass der Dom nicht rehabilitiert wurde, obwohl die Stadt Schutz- und Pufferzonen ausgewiesen habe. "Als Oberbürgermeister einer Millionenstadt muss ich sowohl diesen Schutz als auch die wirtschaftliche Zukunft der Bürger sichern. Da unterscheiden sich die Aufgaben der Stadt von denen der UNESCO", sagte er.

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Auch die Drachenburg bei Königswinter wird vom Welterbe-Komitee als bedeutsam eingestuftBild: dpa

Baudezernent Bernd Streitberger kritisierte die Kriterien der UNESCO: "Als Welterbe ist der Kölner Dom eingetragen, nicht die Stadt Köln." Es gehe nicht an, sämtliche Hochhausbauten in einem bestimmten Umkreis des Doms zu verbieten. Die klassische Stadtansicht sei die vom Ostufer des Rheins, das dem Dom gegenüber liegt. Diese Ansicht werde geschützt. Eine freie Sicht auf den Dom bei der Annäherung aus allen Richtungen sei aber illusorisch.

Fortschritte in anderen Ländern

Fortschritte sah das Welterbe-Komitee bei der Erhaltung der Ruinenstadt Butrint im Süden Albaniens und des Sangay Nationalparks in Ecuador - wie Timbuktu wurden auch diese Stätten von der Roten Liste gestrichen. Für die rund 800 Objekte in mehr als 130 Ländern, die als Weltkulturerbe eingestuft werden, stellt das Komitee fachliche und materielle Hilfen bereit.

Bauplanung schlecht, Instandhaltung hervorragend

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Die Madrasa Miri-Arab im usbekischen Buchara, dessen Altstadt auch zum Weltkulturerbe zähltBild: dpa

In der gut einstündigen Debatte um den Dom hatten die UNESCO-Experten zwar die Bauplanung der Stadt heftig kritisiert, zugleich aber stets die Instandhaltung des Doms als hervorragend gelobt. Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert, aber auch beeindruckt von der mit großer Härte geführten Debatte. "Aber nun haben wir erst einmal Zeit gewonnen." Nordrhein-Westfalens Bauminister Oliver Wittke kündigte an, den Schutz der Kathedrale zu garantieren. Die Sensibilität für den Umgang mit dem bedeutenden Bauwerk sei bei allen Beteiligten enorm gewachsen. "Nun müssen Taten folgen."

Dombauverein fordert "faire Chance"

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Moderne als Weltkultur: Auch die Weiße Stadt von Tel Aviv steht wegen ihrer Bauhaus-Gebäude auf der ListeBild: AP

Die Kölner Stadtverwaltung hatte nach der UNESCO-Entscheidung im vergangenen Jahr mehrere Gespräche mit der Organisation geführt. Köln will einen städtebaulichen Wettbewerb für das Areal auf der Rheinseite, die dem Dom gegenüber liegt, ausschreiben. Der Zentral-Dombau-Verein hatte noch am Mittwoch an die UNESCO appelliert, den Dom zu rehabilitieren. Eine dynamische Millionenstadt wie Köln, die viertgrößte in der Bundesrepublik, müsse eine "faire Chance" haben, sich weiter entwickeln zu können, ohne dass der Dom als Welterbe zur Disposition stehe. Es forderte zugleich aber auch eine Höhen-Beschränkung für künftige Bauten, die dem Dom auch optisch den ihm gebührenden Platz zukommen lässt.

Ein Jahr Aufschub

Das Welterbe-Komitee wird auf seiner nächsten Tagung im Sommer 2006 erneut über den Welterbe-Status des Doms beraten. Die 21 Mitglieder des Welterbe-Komitees geben der Stadt Köln damit die Möglichkeit, ihre Hochhauspläne im Sinne der Welterbe-Konvention nachzubessern. Die Gefahr, dass der Kölner Dom - als erste Welterbe-Stätte überhaupt - gänzlich von der Liste des UNESCO-Welterbes gestrichen wird, ist mit dieser Vertagung vorerst gebannt. (stu)