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Allardyce nach Skandal gefeuert

27. September 2016

Ein brisantes Gespräch mit verdeckt arbeitenden Journalisten wird Sam Allardyce, dem neuen Teammanager der englischen Nationalmannschaft, zum Verhängnis. Nach nur einem Spiel wird er vom Fußballverband entlassen.

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Sam Allardyce
Bild: Getty Images/AFP/J. Klamar

Der neue englische Fußball-Nationaltrainer Sam Allardyce muss nach 68 Tagen im Amt schon wieder gehen. Der 61-Jährige wurde am Dienstag durch den Verband FA entlassen. Bereits am Dienstagmittag hatte der FA-Vorsitzende Greg Clarke Untersuchungen im Fall Allardyce angekündigt. "Das war keine leichte Entscheidung, aber wir mussten die Interessen des Verbandes und den hohen Standard der Verhaltensregeln im Fußball schützen", hieß es in der Erklärung der FA. Am Nachmittag hatte sich Allardyce unter anderem mit Clarke getroffen und sich "aufrichtig für meine Aktionen entschuldigt. Ich bedaure meine Aussagen bezüglich der anderen Personen". U21-Coach Gareth Southgate wird in den kommenden vier Spielen als Interimstrainer agieren.

Zum Verhängnis wurde Allardyce der Einsatz verdeckter Reporter des "Telegraph". Diese hatten sich als Vertreter einer Firma aus den Nahen Osten ausgegeben, die angeblich in die englische Premier League investieren wollten. Sie trafen sich zweimal mit Allardyce kurz nach dessen Berufung zum Nationalcoach, um mit ihm über einen Beratervertrag in Höhe von 400.000 britischen Pfund (gut 460.000 Euro) zu verhandeln.

"Kein Problem"

Bei den Treffen filmten die Reporter Allardyce mit versteckter Kamera. Der 61-Jährige habe seinen Gesprächspartnern Tipps gegeben, wie man die seit 2008 in England geltende Transferregel umgehen könne, nach der keine dritte Partei außer den involvierten Vereinen an Spielerwechseln beteiligt sein darf. "Das ist kein Problem", habe Allardyce auf die Frage geantwortet, ob das asiatische Unternehmen das Verbot nicht umgehen könne. In ganz Südamerika, Afrika, Portugal, Spanien und Belgien sei dies nach wie vor gängige Praxis, sagte Allardyce nach Angaben des "Telegraph". So sei beim Wechsel des  Ecuadorianers Enner Valencia, den West Ham United 2014 zu seiner Zeit als Trainer für zwölf Millionen Pfund (13,8 Millionen Euro) vom mexikanischen Verein CF Pachuca geholt habe, eine dritte Partei mit im Spiel gewesen.

Kritik an Hodgson und der FA

Allardyce habe bei dem Treffen auch seinen Vorgänger als Teammanager der englischen Nationalmannschaft, Roy Hodgson, kritisiert: "Die Spieler ließen ihn am Ende fallen. Ich denke, er war zu unentschlossen." Den Beschluss des englischen Verbands FA, für 870 Millionen Pfund (gut eine Milliarde Euro) ein neues Wembley-Stadion zu bauen, bezeichnete Allardyce gegenüber seinen Gesprächspartnern als "dumm". Der "Telegraph" kündigte weitere Enthüllungen über Betrug im englischen Fußball an.

Krisensitzung des Verbands

Der FA-Vorsitzende Greg Clarke hatte daraufhin eine Krisensitzung am Dienstag einberufen, an deren Ende die Entlassung Allardyces stand. Der hatte nach dem K.o. Englands im EM-Achtelfinale gegen Island das Erbe von Hodgson als Teammanager angetreten. Am 8. Oktober trifft England im Wembleystadion auf Malta, am 11. Oktober ist Slowenien in Ljubljana Gegner der Three Lions.

sn/og/sw (Telegraph, Sky, sid, dpa)