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Wolfgang Benz: Im Kampf gegen Antisemitismus sollen Medien in Deutschland stärker differenzieren

8. Juni 2005

Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung (Berlin) im Interview von DW-WORLD.DE

https://p.dw.com/p/6kUq

Im Kampf gegen den Antisemitismus sollten die Medien in Deutschland "stärker differenzieren als dazu zu neigen, sofort Alarm zu schlagen, weil dies allenfalls abstumpfend wirkt". Das sagte der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, Wolfgang Benz, in einem Interview von DW-WORLD.DE. Die Alarmbereitschaft sei zwar sehr ausgeprägt, aber nicht immer hilfreich. Er plädiere für "sachliche und zweckgerichtete Information". Ein wesentlicher Unterschied "zur Zeit vor 1933 ist, dass die demokratischen Medien heute geschlossen gegen Antisemitismus sind", betonte der Historiker an der TU Berlin.

Benz, der zurzeit in Córdoba (Spanien) an einer internationalen OSZE-Konferenz über Antisemitismus und andere Formen der Intoleranz teilnimmt, sagte der Deutschen Welle, er könne die Ansicht des israelischen Staatspräsidenten Mosche Katzav nicht teilen, wonach die "Welle des wiederauflebenden Antisemitismus so stark sei wie seit dem Krieg nicht mehr". Katzav hatte dies bei seinem jüngsten Besuch in Deutschland geäußert. "Es ist das Recht und die Pflicht eines Politikers, eine Gefahr drastisch zu beschreiben. Aber dass es jetzt eine Welle dieser Größenordnung gebe, kann ich nicht nachvollziehen", so Benz im Internet-Angebot des deutschen Auslandsrundfunks weiter.

Um jungen Leuten heute die Bedeutung von Toleranz nahe zu bringen, reiche der alleinige Hinweis auf den Völkermord an den Juden vor rund 60 Jahren nicht aus. Benz: "Wir müssen in der Lage sein, Toleranz als ein hohes demokratisches Gut begreiflich zu machen, ohne nur auf historische Beispiele für Intoleranz zurückzugreifen."

8. Juni 2005
142/05