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Profitable Unterstützung

Sanja Blagojevic17. Oktober 2007

Im Kosovo-Streit hat Serbien in Russland einen starken Verbündeten. Serbien wiederum belohnt die russische Unterstützung in der Kosovo-Frage mit einer Politik der offenen Tür für russische Wirtschaftsinteressen.

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Der russische Präsident Wladimir Putin und der serbische Premier Vojislav Kostunica, Quelle: dpa
Der russische Präsident Wladimir Putin und der serbische Premier Vojislav KostunicaBild: picture alliance/dpa

Weshalb Russland Serbien im Streit um das Kosovo unterstützt, ist nicht so wichtig. Hauptsache, Serbien hat in Moskau einen starken Partner. Das ist die Devise des serbischen Premierministers Vojislav Kostunica, glaubt der Wirtschaftexperte Miomir Brkic. "Wir haben es hier mit einer strategischen Neu-Orientierung der serbischen Wirtschaft und Politik in Richtung Russland zu tun", sagt Brkic. "Kostunica arbeitet daran, seit er vor dreieinhalb Jahren zum ersten Mal Premierminister geworden ist." Bereits 2005, als die Kosovo-Frage noch nicht in einer so heißen Phase wie jetzt gewesen sei, habe Serbien Russland eine verstärkte Kooperation angeboten.

Lange Tradition

Durch die Unterstützung Serbiens im Kosovo-Streit kann Moskau im UN-Sicherheitsrat seine Muskeln spielen lassen. Außerdem will es verhindern, dass durch eine Anerkennung einer einseitigen Ausrufung der Unabhängigkeit des Kosovo ein aus russischer Sicht gefährlicher Präzedenz-Fall geschaffen wird.

Die serbisch-russische Freundschaft hat eine lange Tradition, die während des Zerfalls Jugoslawiens in den 1990er Jahren wiederbelebt wurde. Die Tatsache, dass Serbien damals stark isoliert war, spielte eine wichtige Rolle. Verlassen und gehasst von aller Welt, suchten die Serben Wärme und Nähe bei den christlich-orthodoxen Brüdern. Dann kam die erste Enttäuschung: Als Russland 1999 die NATO-Luftangriffe auf Serbien nicht verhindern konnte, fühlten sich die Serben von den russischen Brüdern verlassen.

Die Firma Flender, ein Ableger von Siemens in der Freihandelszone Subotica in Serbien (Archivbild), Quelle: dpa
Die Firma Flender, ein Ableger von Siemens in der Freihandelszone Subotica in Serbien (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa

Nach dem Machtwechsel in Oktober 2000 und der Bildung der ersten demokratischen Regierung versuchte Serbien, einen späten Anschluss an den Westen zu finden. Das Land öffnete seine Märkte für Österreich, Deutschland und die USA. Für die Russen war da kaum Platz. Das habe sich inzwischen geändert, erklärt Andrej Hripunov, der russische Handelsrepräsentant in Serbien. "Wenn unsere Firmen irgendwann Probleme auf dem serbischen Markt hatten, dann sind diese Probleme längst gelöst und vergessen", sagt er. "Wenn Menschen zusammenarbeiten, ist es normal, dass es zu Problemen kommt. So wird es auch in Zukunft sein"

Profitable Zukunft

Wie es zurzeit aussieht, wird die Zukunft für russische Firmen profitabler als die Vergangenheit sein - zumindest für die großen Konzerne. Gazprom plant einen Einstieg bei der serbischen Ölindustrie, sowie den Bau eines großen unterirdischen Gasreservoirs in der serbischen Provinz Vojvodina. Der Bau einer Gas-Pipeline über Serbien nach Europa wird ebenfalls geprüft. Die Fluggesellschaft Aeroflot will die staatliche serbische Fluglinie JAT kaufen.

Das Gazprom-Hauptquartier in Moskau, Quelle: AP
Das Gazprom-Hauptquartier in MoskauBild: AP

"Wirtschaft hängt immer von Politik ab", sagt Jasna Matic, Staatssekretärin für Wirtschaft und regionale Entwicklung. "Sicher haben wir jetzt intensivere Kontakte zwischen Serbien und Russland als früher. Diese Intensität eröffnet dann die Möglichkeit, auch Wirtschafts-Projekte zu verwirklichen."

Wie viele Projekte verwirklicht werden, bleibt noch offen. Immerhin sind zentrale ökonomische Sektoren wie die Finanzwirtschaft schon an westliche Konzerne vergeben. Dennoch wird Russland weiterhin versuchen, ein wirtschaftliches Standbein auf dem Balkan zu haben.