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so arbeitet Amnesty

28. Mai 2009

Die größte Menschenrechtsorganisation der Welt berichtet weltweit von Menschen, die unschuldig eingesperrt, gefoltert oder getötet werden. Aber wie kommt Amnesty International an diese Informationen?

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Waterboarding(Foto: dpa)
Waterbording - eine von vielen grausamen FoltermethodenBild: picture alliance / dpa

"Sie haben mich an den Haaren gezogen und meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Ich weiß nicht genau, was alles in diesen acht Stunden mit mir geschehen ist. Ich kann mich nur erinnern, dass mein Körper starr vor Angst war." Misshandlung, Folter, Mord bekommen in Protokollen von Folteropfern eine Stimme. Amnesty International berichtet von einzelnen, oft tragischen, Schicksalen, gibt ihnen ein Gesicht und einen Namen. "Jeden Morgen und Abend wurden wir geschlagen, manchmal haben sie einige Gefangene mitgenommen, die kamen nie wieder zurück."

Woher weiß Amnesty, dass in Syrien ein Gefangener gefoltert wird? Dass im Iran ein Jugendlicher hingerichtet werden soll? Dass die USA Terrorverdächtige in Geheimgefängnisse verschleppen?

80 Ermittler im Namen der Menschlichkeit

Amnesty-Aktivisten fordern auf Plakaten die Freilassung von Aung San Suu Kyi (Foto: AP)
Öffentlichkeitswirksam: Amnesty-Aktivisten demonstrierenBild: AP

Insgesamt 80 so genannte "Researcher" – Ermittler – sammeln und bewerten Informationen über die Menschenrechtssituation in ihrer jeweiligen Region und dokumentieren die Ergebnisse in Berichten, wie dem Amnesty-Report. Sie sprechen mit Opfern von Menschenrechtsverletzungen, ihren Angehörigen, mit Anwälten, Journalisten oder Nichtregierungsorganisationen.

Bevor ein Amnesty-Ermittler in ein Land einreist, wird die jeweilige Regierung informiert. Nur wenige Staaten wie Myanmar oder China verbieten den Researchern die Einreise. In diesen Fällen befragt Amnesty Menschenrechtler, die vor Ort sind, oder Flüchtlinge.

Sobald Amnesty von Menschenrechtsverletzungen erfährt und sich zum Anwalt eines Inhaftierten macht, setzt die Organisation ihre stärkste Waffe ein: öffentlichen Druck. In der Amnesty-Zentrale in London wird koordiniert. Dort sitzen neben den Researchern auch die so genannten Campaigner, die die gewonnen Informationen in Kampagnen wie "Gold für Menschenrechte" für China oder "Tear it down" zur Schließung Guantanamos umsetzen. Die Medien werden unterrichtet. Mit Aktionen, Info-Ständen, Protestschreiben oder Diskussionsforen erregt Amnesty Aufmerksamkeit.

Der jährliche Seufzer

Der neue Jahresbericht von Amnesty International (Foto: DPA)
Der neue JahresberichtBild: picture alliance/dpa

Besonders groß ist diese Aufmerksamkeit einmal im Jahr, wenn Amnesty seinen Jahresbericht vorlegt. "Furchtbar, was in der Welt passiert, da müssen wir doch was unternehmen." Einmal im Jahr ist das Entsetzen groß. Aber passiert dann auch wirklich etwas? Wie erfolgreich ist Amnesty seit seiner Gründung vor 48 Jahren?

"Unsere Kampagnen-, Lobby-, und Aktionsarbeit hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass es seit 1987 eine internationale Anti-Folter-Konvention, seit 2002 einen internationalen Strafgerichtshof und seit 2006 einen UNO-Menschenrechtsrat gibt", schreibt Amnesty-Deutschland auf seiner Homepage.

Es sind einzelne, politische Gefangene, die Amnesty vor der Todesstrafe rettet oder durch öffentlichen Druck aus dem Gefängnis befreit. Allerdings kommt auch die größte Menschenrechtsorganisation der Welt immer wieder an ihre Grenzen: Auch sie konnte beispielsweise 1994 nicht das Massaker in Ruanda verhindern. Und auch heute weiß niemand, wie viele Menschen gefoltert oder hingerichtet werden, von denen Amnesty nie erfahren wird.

Autor: Benjamin Wüst
Redaktion: Kay-Alexander Scholz