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Birma: UN stoppt Hilfe

9. Mai 2008

Das UN-Welternährungsprogramm hat seine Hilfsflüge nach Birma ausgesetzt. Die letzten beiden Lieferungen im Umfang von 38 Tonnen seien konfisziert worden. Die UN-Organisation verhandelt nun mit Rangun.

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Notfallpaket, Quelle: AP
Hilfsmittel sind laut UN-Angaben von der Militärregierung beschlagnahmt wordenBild: AP

"Die Nahrungsmittel liegen in einem Lagerhaus, sie sind nicht auf Lastwagen und unterwegs zu denen, die sie brauchen", sagte Paul Risley Sprecher des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in einem Interview mit dem BBC-Fernsehen.

Er erläuterte weiter: "Wir haben keine andere Wahl, als weitere Flüge abzusagen, bis die Nahrungsmittel freigegeben werden." Die für Freitag geplanten acht Flüge mit weiteren Hilfsgütern sollten vorläufig nicht starten, hieß es in Rom. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass die Luftbrücke am Wochenende wieder aufgenommen werden könne.

Merkel appelliert an Militärregierung

Malteser International hilft in Birma, Quelle: AP
Viele Hilfsgüter kommen nicht bei den Opfern anBild: AP

Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte an die Generäle, so schnell wie möglich die dringend benötigte Hilfe ins Land zu lassen. Merkel nehme "mit großem Unverständnis zur Kenntnis", dass die birmanische Regierung die Einreise von Hilfsorganisationen blockiere und damit die Situation für die Not leidenden Menschen erschwere, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg.

Merkel sei für eine UN-Sicherheitsratssitzung über "Nargis" und die Folgen des Sturms. Mit der Situation, dass die Regierung keine ausländischen Helfer ins Land lasse, "kann sich die internationale Staatengemeinschaft nicht einfach abfinden", sagte Steg.

Referendum trotz Katastrophe

Die birmanische Regierung will ungeachtet der Katastrophe ein Verfassungsreferendum abhalten. Die Abstimmung ist für Samstag geplant. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon kritisierte diese Entscheidung. Rangun solle sich voll und ganz auf die Opferhilfe konzentrieren.

"Der Generalsekretär ist tief besorgt über die Notlage der Menschen von Birma", hieß es in einer UN-Erklärung. "Er hat von der Entscheidung der Regierung Kenntnis genommen, dass das Verfassungsreferendum am 10. Mai stattfinden soll. Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe hielte es der Generalsekretär allerdings für angemessener, alle zur Verfügung stehenden Ressourcen auf die Nothilfe zu konzentrieren."

Mögliche Versorgung über Luftbrücke

Die USA bemühen sich derweil um die Zustimmung der birmanischen Militärregierung für eine Luftbrücke ins Katastrophengebiet. Das Abwerfen von Hilfsgütern ohne Erlaubnis halte er indes für unwahrscheinlich, erklärte Verteidigungsminister Robert Gates am Donnerstag in Washington.

Zuvor hatte der Leiter des US-Büros für Katastrophenhilfe, Ky Luu, eine etwaige Versorgung der Opfer aus der Luft angekündigt, sollten US-amerikanische Militärflugzeuge mit Hilfsgütern auch weiterhin abgewiesen werden. Allerdings sei es insbesondere in Sumpfgebieten sehr schwierig, solche Güter zielgerecht von Flugzeugen abzuwerfen. Besser wäre eine Verteilung vor Ort, sagte Luu.

Seuchengefahr

Opfer in Kloser, Quelle: AP
Rund 1,5 Millionen Menschen sollen obdachlos geworden seinBild: AP

Im Katastrophengebiet drohte derweil Seuchengefahr. Nach Schätzungen des Weltkinderhilfswerks UNICEF leiden bereits 20 Prozent der Kinder in den am schwersten verwüsteten Regionen an Durchfallerkrankungen. Ferner seien Fälle von Malaria gemeldet worden.

Gesundheitsexperten bemühten sich nun darum, eine größere Ausbreitung zu verhindern, erklärte der UNICEF-Chef in Rangun, Osamu Kunii. Laut UNICEF sollen am Freitag drei Millionen Tabletten zur Wasseraufbereitung von Thailand nach Birma gebracht werden.

Vermutlich über 100.000 Tote

Der Zyklon "Nargis" könnte nach Einschätzung einer US-Diplomatin 100.000 Menschen das Leben gekostet haben. Die staatlichen birmanischen Medien bezifferten die Opferzahl auf knapp 23.000, mehr als 42.000 Menschen galten demnach als vermisst. Rund 1,5 Millionen wurden obdachlos. Auch das Haus von Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi wurde schwer beschädigt. (pb)

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