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70 Jahre Atombombe: Der Trinity-Test

Brigitte Osterath16. Juli 2015

Vor 70 Jahren zündeten Wissenschaftler die erste Atombombe in der Wüste von New Mexiko. Seitdem haben Atombomben auf der Welt viel angerichtet - mit verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Natur. Ein Überblick.

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Trinity-Explosion (sog. Feuerblase 0,025 Sek. nach Zündung (Foto: dpa).
Der erste Atompilz: Die Trinity-Explosion 0,025 Sek. nach ihrer ZündungBild: picture alliance/Everett Collection

Am 16. Juli 1945 um 5:29:45 Uhr fand der erste Atombombentest aller Zeiten - der Trinity-Test - statt.

Da es zuvor noch keine vollständige Atomwaffenexplosion gegeben hatte, wollte das US-Militär die Auswirkungen ihrer Atombombe unter Testbedingungen beobachten. Der Probelauf fand auf einem Gelände in der Wüste New Mexikos statt, das sie "Trinity" - zu Deutsch: Dreifaltigkeit - nannten.

Das Forscherteam unter der Leitung von Robert Oppenheimer und General Leslie Groves hatte seit Dezember 1941 an der Bombe gebastelt. "The Gadget", so der Codename der Waffe, sollte den zweiten Weltkrieg beenden. Extra dafür wurde sie entwickelt - unter der Tarnbezeichnung "Manhattan Engineer District", das Manhattan-Projekt.

Diese erste Atomwaffe war eine Plutonium-Implosionsbombe. Das spaltbare Plutonium ist dabei von mehreren Schichten Sprengstoff umgeben. Zündet der Sprengstoff, presst er das Plutonium im Inneren zusammen, sodass die Kettenreaktion einsetzt und die Bombe zündet.

"Der nukleare Urknall"

Ursprünglich war 4 Uhr morgens für die heimliche Zündung der Bombe vorgesehen. Wegen den vielen Gewittern wurde der Sprengsatz erst kurz vorher auf einem 30 Meter hohen Stahlgerüst montiert. Denn ein paar Tage zuvor hatte ein Blitz eine mit gewöhnlichem Sprengstoff gefüllte Bombe getroffen, die zur Probe aufgehängt wurde. Sie explodierte.

Um zwei Uhr morgens versammelten sich die Versuchsteilnehmer im Hauptlager, das knapp 15 Kilometer von dem "Punkt Null" entfernt lag.

Denkmal auf dem Atomtestgebiet Trinity Test Site in New Mexiko (Foto: dpa).
Denkmal auf dem Atomtestgebiet Trinity: "Where the world's first nuclear device was exploded on July 16,1945"Bild: picture-alliance/dpa/J. Lo Scalzo

Wegen des schlechten Wetters wurde der Test um anderthalb Stunden verschoben. Als es so weit war, übertraf die Explosion alle Erwartungen: Die Sprengkraft der ersten Atombombe entsprach 20.000 Tonnen Trinitrotoluol (TNT) - der Blitz war noch fast 300 Kilometer weit zu sehen.

Der gigantische Atompilz (Hier eine Videoaufnahme) türmte sich zwölf Kilometer hoch. Die Explosion hinterließ einen drei Meter tiefen und 330 Meter breiten Krater. Im Umkreis von anderthalb Kilometern löschte die Bombe alles Leben aus.

Einer der beteiligten Wissenschaftler soll später gesagt haben: "Ich habe danach noch vielen Tests beigewohnt, auch denen der ersten Wasserstoffbomben, aber nichts ist vergleichbar mit dieser ersten Test-Explosion, dem nuklearen Urknall."

Trinitit (Foto: Getty Images)
Trinitit - das Überbleibsel vom ersten AtombombentestBild: Getty Images/AFP/R. Beck

Trinity-Relikt

Die Hitze war so enorm, dass sogar der sandige Boden um "Punkt Null" schmolz. Dabei entstand ein künstliches Glas, mit einer olivgrünen Kruste, das man Trinitit nannte. Es ist nur schwach radioaktiv und lässt sich heute noch kaufen, zum Beispiel auf Mineralienbörsen im Internet.

Das Ende vom Anfang

Etwa drei Wochen nach dieser Generalprobe warfen die US-Amerikaner am 6. August 1945 die Atombombe auf Hiroshima und am 9. August auf Nagasaki ab. Wie geplant, bedeuteten sie das endgültige Ende des zweiten Weltkrieges, kosteten aber auch über 200.000 Menschen das Leben. 90 Prozent der jeweiligen Stadt wurden zerstört, knapp 98 Prozent der Einwohner starben - entweder direkt oder an den Spätfolgen.

Bildergalerie Hiroshima Nagasaki Atombombe 1945 (Foto: Picture alliance).
Die "Halle zur Förderung der Industrie der Präfektur Hiroshima" nach der Explosion - etwa 160 Meter vom Hypozentrum entfernt. Heute ist sie Friedensdenkmal und Weltkulturerbe.Bild: picture-alliance/dpa

Die atomare Strahlung der Atombomben verseuchte das Grundwasser und die Felder. Noch viele Jahre später erkrankten immer wieder Menschen an der Strahlenkrankheit und starben. Auch heute ist die Leukämierate in Hiroshima höher als im Rest Japans.

Von der Atomtestinsel zum Taucherparadies

Die Atombombe hatte ihren Zweck erfüllt und den zweiten Weltkrieg zugunsten der Alliierten beendet. Aber damit waren die Atomwaffentests nicht beendet - im Gegenteil, sie begannen erst richtig. Der nun einsetzende Kalte Krieg entzündete ein Wettrüsten, in dem Atomwaffen die Hauptrolle spielten.

Die USA testeten über 20 Atomwaffen am Bikini-Atoll, einer Inselkette im Pazifischen Ozean, die zu den Marshallinseln gehört, und damit nach dem zweiten Weltkrieg zum Treuhandgebiet der USA. Die dort lebenden Ureinwohner mussten auf das kleinere Rongerik-Atoll umsiedeln, obwohl es dort weniger Nahrung und Trinkwasser gab. Nach weiteren Umsiedlungen leben sie inzwischen auf der entlegenen Insel Kili und fordern Schmerzensgeld und Wiederaufbauhilfe von den USA.

2010 wurde das Bikini-Atoll zum UNESCO-Welterbe erklärt. Es ist bei Tauchern sehr beliebt, denn bei den Atomwaffentests sanken viele Schiffe, die man für die Tests extra dorthin gebracht hatte. Diese Wracks liegen noch immer - jetzt von zahlreichen Meeresbewohnern bewachsen - auf dem Meeresboden.

Bikini-Atoll (Foto: picture alliance).
Unvergängliche Erinnerung: Die dunkler gefärbte Meeresbucht (rechts) im Bikini-Atoll entstand als Krater, als 1954 dort eine Wasserstoffbombe explodierteBild: picture-alliance/dpa/Kyodo

Nach Angaben der Internationalen Atomenergieorganisation ist die Strahlenbelastung inzwischen so weit gesunken, dass der vorübergehende Aufenthalt auf dem Bikini-Atoll nicht gefährlich ist. Eine Wiederbesiedlung allerdings ist Messungen nach problematisch: Noch immer sind beispielsweise Pflanzen, die auf dem Atoll wachsen, radioaktiv stark belastet. Einwohner wären daher von Nahrungslieferungen abhängig.

Kein Ende in Sicht

Auch nach Ende des Kalten Krieges gehören Atomwaffen nicht der Vergangenheit an. Elf Länder besitzen weiterhin Kernwaffen oder stehen im Verdacht dazu. Was vor 70 Jahren begann, dauert bis heute fort.