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Tourismusbranche im Aufwind

Monika Lohmüller20. Februar 2006

Die Deutschen lassen sich auch von Konjunkturflaute und hohen Spritkosten nicht vom Reisen abhalten. Die Branche kann einer neuen Studie zufolge mit Zuwächsen rechnen.

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Deutsche Touristen auf BaliBild: picture-alliance/dpa
Deutsche trinken Sangria am Ballermann auf Mallorca
Sangriatrinken am Ballermann auf MallorcaBild: Christopher and Friends

Wenn im Juni in Deutschland um den Weltpokal gekickt wird - dann wollen die meisten Bundesbürger zu Hause bleiben. Doch auch die Fußballweltmeisterschaft kann die Reiselust der Deutschen nicht bändigen: Was der Reisebranche während der WM an Urlaubsgästen verloren geht, das wird nach dem Ende des Turniers wieder ausgeglichen. Und so werden die fußballbegeisterten Deutschen der Branche nur auf den ersten Blick einen WM-Knick bescheren. Die Prognose für das Jahr 2006 sei ausgesprochen positiv, sagt der Leiter des BAT-Freizeit-Forschungsinstituts, Horst Opaschowski. "Die Menschen sitzen fast auf gepackten Koffern."

Urlaube werden länger

Gebirgswiese im Wettersteingebirge
Beim Inlandstourismus führt BayernBild: picture-alliance / dpa

Zwei Drittel der Bevölkerung hätten jetzt schon die feste Absicht, in diesem Jahr für längere Zeit zu verreisen. "Eine Erkenntnis ist: die Urlaube werden immer länger und der Trend zu immer kürzeren Reisen ist gestoppt", sagt Opaschwski mit Blick auf die Tourismusanalyse des Instituts. Seit den achtziger Jahren wurden die Urlaube der Deutschen immer kürzer. Von 18 auf 12 Tage im Jahr 2004 wurde abgespeckt. Doch seit dem letzten Jahr scheint es, dass die reiselustigen Bundesbürger eines verinnerlicht haben: Wochenend- und Kurzreisen können kein Ersatz für einen dreiwöchigen Erholungsurlaub sein. Sie haben den Wert eines längeren Urlaubs wieder entdeckt.

Das liebste Urlaubsland der Bundesbürger bleibt nach wie vor Deutschland. Allerdings verliert der Inlandsurlaub ständig an Attraktivität. Der Anteil der Inlandsreisen ist in den letzten Jahrzehnten um die Hälfte zurückgegangen - von ehemals 69 Prozent im Jahr 1961 auf mittlerweile 32 Prozent. Ein Ende sei noch nicht in Sicht. Für die inländischen Ferienregionen werde es immer schwerer, sich gegen die ausländische Konkurrenz und ihre Faszination von Wärme, Ferne und Weite zu behaupten, sagt Horst Opaschowski. Der Inlandsmarkt verliere im Vergleich zum Auslandsmarkt weiter an Marktanteilen. "Aber interessant ist eigentlich der Verdrängungswettbewerb innerhalb der einzelnen Ferienregionen", sagt er. "Und da steht unangefochten weiter Bayern ganz oben an. Und dann folgt aber auch schon die Ostsee und die Nordsee."

Spanien bleibt der Deutschen liebstes Reiseland

Und so konkurrieren "Küste" und "Berge" um die Gunst der deutschen Urlauber, die schneller mit einem Billigflieger in Palma de Mallorca als mit dem Auto auf Rügen oder in den bayerischen Bergen sind. Seit Jahren sind Spanien, Italien, Österreich und die Türkei die Lieblingsreiseländer der deutschen Urlauber. Daran hat sich auch im vergangenen Jahr nichts geändert. Spanien bleibt Spitzenreiter vor Italien, Österreich und der Türkei. Allerdings rückt das Verfolgerfeld immer näher. Dazu zählen vor allem die Ferienregionen in Kroatien und Slowenien und in osteuropäischen Ländern wie Polen, Ungarn, der Slowakei und Griechenland. Sie kommen immer näher an die Spitzengruppe heran, während Österreich um seine Position bangen muss und Kroatien und Slowenien Zuwächse verzeichnen konnten.

Im Trend liegen aber auch wieder Fernreiseziele. Die Karibik kann sich behaupten. Reiseziele in Asien wie China, Japan und Indien werden auch immer stärker nachgefragt. Fernreiseziele, so der Freizeitforscher Horst Opaschowski, befänden sich einfach im Aufwind und das erkläre auch, warum die durchschnittliche Reisedauer plötzlich wieder zunehme. Für Fernreisen braucht man aber das notwendige Kleingeld - und viel Zeit. Und die nehmen sich insbesondere Singles und kinderlose Paare.

Noch ein Wort zur Urlaubsqualität: Hier gehen die Freizeitforscher davon aus, dass die neu definiert werden muss. Denn aus Reiseveranstaltern und Händlern mit Lebensfreude würden zunehmend Dienstleister für das Wohlbefinden. Ganz oben auf der Prioritätenliste der deutschen Urlauber stehen denn auch: eine gemütliche Atmosphäre und die Gastfreundschaft.