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Schwarzwald-Hotels ganz chinesen-freundlich

Wolfgang Hörter 8. Dezember 2005

Chinesen duschen in der Regel lieber als zu baden, rauchen viel, und Zimmer mit den Nummern 4, 14 oder 44 würden sie nie nehmen. Das sollten Hoteliers über ihre neuen, zahlreichen Gäste wissen. Auch im Schwarzwald.

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Tracht und Bollenhut sind gefragtBild: dpa - Bildfunk

"Che-Che! Versuchen Sie das nachzusprechen: Che-Che." Es ist eben doch schwierig, wenn Deutsche zum ersten Mal versuchen Chinesisch zu sprechen. Zu einem China-Seminar gehören nämlich auch ein paar einfache Wörter, wie Bitte, Danke und Hallo.

Fremde Sitten im Seminar lernen

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Kuckucksuhren verschenkt man nicht!Bild: dpa - Bildfunk

"Ni Hao!" Wörtlich heißt das: "Du? Gut?" Chinesisch ist von der Struktur her im Grunde eine einfache Sprache. "Die Chinesen sagen immer, es habe keine Grammatik", sagt Seminarleiterin Annick Guilhelm-Ho. Vorrangig geht es in dem Kurs darum, die Chinesen in ihren Gewohnheiten kennen zu lernen, um ihnen den Aufenthalt in Deutschland möglichst angenehm zu machen und auf der anderen Seite die schlimmsten Peinlichkeiten oder Missverständnisse zu vermeiden. Um sich auf diese neue Kundschaft einzustellen, bietet die Industrie- und Handelskammer in Freiburg ein Seminar für Hoteliers und Gastronomen aus dem Schwarzwald an. Dort lernen die deutschen Gastgeber die unbekannten Angewohnheiten und Wünsche der neuen Kunden kennen.

Wasserkocher für die eigenen Teeblätter

Für die Hoteliers in der Runde ist zum Beispiel wichtig zu wissen, dass Chinesen in der Regel lieber duschen als baden, viel rauchen und die Zimmer mit den Nummern 4, 14 oder 44 nie nehmen würden. Das ist ein Aberglaube ähnlich wie bei uns mit der Zahl 13. Nur viel stärker. Und noch etwas ist nicht nur Klischee: Chinesen trinken den ganzen Tag über Tee. Und auch darum geht es im Seminar: Welchen Tee bevorzugen die Chinesen? Grünen Tee. Chinesische Touristen haben oft kleine Thermoskannen oder Flaschen bei sich. Aber den Tee müssten sie auch zubereiten können. Das geht ganz einfach, wenn die Hoteliers auf den Zimmern Wasserkocher hinstellen. Denn meistens haben die Gäste aus Fernost sogar ihre eigenen Teeblätter dabei und füllen einfach nur Wasser auf.

Wissen, was der Gast erwartet

Die Hoteliers und Gastronomen aus dem Schwarzwald, die an dem Seminar teilnehmen, spüren bereits die Globalisierung und die Reiselust der Chinesen. "Wir haben ein kleines Familien-Hotel im mittleren Schwarzwald. Wir haben trotz des kleinen Hauses auch sehr viele internationale Gäste und möchten uns auf die Chinesen vorbereiten. Wir wollen wissen, was der Gast erwartet", sagt ein Kursteilnehmer. In der näheren und weiteren Umgebung der Hotels gibt es immer mehr Firmen, die Kunden aus dem asiatischen Raum haben.

Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg Chinas steigt die Reiselust der Chinesen. Zwar können sich bislang nur die wenigsten eine Reise leisten, aber ihre Zahl ist dennoch nicht zu unterschätzen. Zwar dürfen Chinesen derzeit noch nicht einzeln als Touristen reisen, aber in Reisegruppen erkunden sie die Welt: 29 Millionen Reisende waren es 2004. Jährlich werden es etwa 30 Prozent mehr. Meist buchen sie Rundfahrten durch Europa: Paris, London, Neuschwanstein. Möglichst viele Sehenswürdigkeiten in acht Tagen.

Schwarzwälder Kirschtorte - aber nur zum Angucken

"Sie wollen vor allem kulturelle Dinge kennen lernen, von denen sie schon immer gehört haben. In Paris zum Beispiel das Louvre. Von Deutschland kennen sie das Brandenburger Tor und die Berliner Mauer", erzählt sagt Seminarleiterin Guilhelm-Ho. "Nach Freiburg werden sie auch kommen wegen des Schwarzwalds, der ist in China sehr bekannt. Und die Schwarzwälder Kirschtorte ist ebenfalls kein Geheimnis mehr für die Chinesen."

Allerdings ist die Torte nicht besonders bekömmlich. Denn den Asiaten fehlt ein Enzym, um Milchprodukte zu verdauen. Sahne kann so zu Magen-Darm-Problemen führen. Auch das lernen die Seminarteilnehmer. Die Kursleiterin hat es selbst erlebt: "Einem chinesischen Freund habe ich zur Kaffeezeit die berühmte Schwarzwälder Kirschtorte angeboten. Die hat er zuerst fotografiert und bewundert. Und er wollte viel darüber erfahren. Nachdem er sie aber gegessen hatte, war er am Abend krank."

Ansonsten gilt generell viel Höflichkeit. Und wichtig: Nie eine Uhr schenken! Auch keine Schwarzwälder Kuckucksuhr. Denn das heißt soviel wie: Dein Ende naht. Für Chinesen eine große Beleidigung.