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Telekomriese Verizon schluckt AOL

12. Mai 2015

Einst galt AOL als der König der Internet-Welt und konnte sogar den Medienriesen Time Warner übernehmen. Doch die Internet-Blase ist längst geplatzt und AOL wird selbst gekauft.

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Logo AOL
Bild: Getty Images

Rund 30 Jahre nach seiner Gründung verliert der Internetpionier AOL die Eigenständigkeit. Der US-Mobilfunkriese Verizon will das einst für seinen Email-Dienst bekanntgewordene Unternehmen für rund 4,4 Milliarden Dollar kaufen. Man habe sich mit AOL auf einen Preis von 50 Dollar pro Aktie geeinigt, einen Aufschlag von gut 17 Prozent zum Schlusskurs vom Montag, teilte Verizon im Dienstag mit.

Zu AOL gehören auch die Online-Zeitung "Huffington Post" sowie bekannte Blogs wie "TechCrunch" oder "Engadget". Die Website "Recode" berichtete von einem möglichen Szenario, bei dem dieses Mediengeschäft ganz oder in Teilen abgestoßen werden könne - "mit einem dritten Partner, möglicherweise mit dem deutschen Verlagshaus Axel Springer".

Der einstige Star der Internetwelt

AOL hatte zu seiner Blütezeit als Internet-Provider über 30 Millionen Abonnenten weltweit. Im Jahr 2000 fusionierte AOL im dem Medienkonzern Time Warner. Dies wurde seinerzeit als gelungene Verbindung von alter (Time Warner) und neuer Welt (AOL) gefeiert. Doch der Deal brachte nie den erhofften Effekt und wurde später als gigantischer Fehler bezeichnet. AOL wurde 2009 wieder als einzelnes Unternehmen abgespalten und versuchte seitdem, mit wechselndem Erfolg, Geld mit Online-Werbung zu verdienen.

In Deutschland profitierte eine Zeit lang der Medienkonzern Bertelsmann erheblich von einer Zusammenarbeit mit AOL. Der damalige Bertelsmann-Vorstand Thomas Middelhoff bewegte den Konzern dazu, früh in AOL zu investieren. Mit dem äußerst lukrativen Deal im Rücken stieg Middelhoff zum Vorstandsvorsitzenden der Bertelsmann AG auf. 1995 ging AOL Europe mit der Bertelsmann AG das Joint Venture AOL Deutschland ein, das drei Jahre später bereits wieder beendet wurde. Im Jahr 2000 machte Bertelsmann ein spektakuläres Geschäft mit dem Verkauf der Anteile an AOL Europe für mehr als sechs Milliarden Dollar.

Verizon will sich mit der Übernahme Zugang zu AOLs digitaler Werbesparte verschaffen und sein Geschäft mit mobilen Videos stärken. Damit ist auch eine Fusion mit dem ebenfalls schwächelnden Onlinevorreiter Yahoo vom Tisch, über die zuletzt spekuliert wurde. Die Übernahme soll im Sommer nach Zustimmung der Regulierer abgeschlossen werden.

zdh/wen (dpa, rtr)