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Stichwort: "Kalifatsstaat"

12. Dezember 2001
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Muhammed Metin Kaplan (Archivbild)Bild: AP

Verfassungsschützer haben den "Kalifatsstaat" wegen seiner "aggressiven, antisemitischen und demokratiefeindlichen Agitation" schon seit vielen Jahren im Visier. Der Verband des in Köln selbst ernannten Kalifen Metin Kaplan hat rund 1100 Mitglieder bundesweit, davon allein 550 in Nordrhein-Westfalen. Die Organisation propagiert den gewaltsamen Sturz der türkischen Regierung und die Errichtung eines islamischen Gottesstaates, heißt es im Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Als Sitz des Kalifatstaates wird "bis zur Befreiung Istanbuls" die Domstadt betrachtet.

Kaplan war vom Düsseldorfer Oberlandesgericht im November 2000 wegen öffentlichen Aufrufs zum Mord an einem Rivalen zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Kaplan hatte die islamistische Gruppe "Verband der Islamischen Vereine und Gemeinden" nach dem Tod seines Vaters - dem "Khomeni von Köln" - 1995 übernommen, gegen den Widerstand seines Kontrahenten Ibrahim Sofu. 1996 forderte Kaplan zum Mord an Sofu auf. Der wurde im Mai 1997 in seiner Berliner Wohnung von Unbekannten erschossen.

Als Märtyrer verehrt

Nach Einschätzung der Verfassungsschützer "scheint die Gemeinschaft um Kaplan nach seiner Inhaftierung und Verurteilung noch enger zusammenzurücken". Er werde von seinen Anhängern als Märtyrer verehrt, der für "die Sache Allahs in den Kerker geworfen" worden sei. Alle Mitglieder der Organisation müssten einen Treueschwur ablegen und seien dem Kalifen zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet.

Der Koran-Lehrer Kaplan war 1983 nach Deutschland gekommen. Er genießt Asyl, da ihm in der Türkei die Todesstrafe droht. Er soll über ein Vermögen in Millionenhöhe verfügen. Kaplan hatte in Köln jahrelang Sozialhilfe kassiert, bis zwei Millionen Mark Bargeld bei ihm gefunden worden waren.

Der Verband verfügt über eine eigene Wochenzeitung und über eine wöchentlich in der Türkei ausgestrahlte Fernsehsendung. Er nutzt auch das Internet zu Propagandazwecken.