Prozessbeginn um Enron-Pleite
30. Januar 2006Houston wir haben einen Prozess! Auf diese Headline haben tausende ehemalige Enron-Mitarbeiter und Aktionäre seit über vier Jahren gewartet. Der Firmenname Enron ist zum Inbegriff für unternehmerische Gier und Korruption geworden.
Tausende verloren ihre Altersrücklagen
Es ist der wichtigste Unternehmensprozess in der US-Geschichte meint Rechtsanwalt Jacob Zamansky. Auf der Anklagebank sitzen die ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Ken Lay (63) und Jeffrey Skilling (52). Die Liste der Anklagepunkte ist lang: Verschwörung, Bilanzmanipulation, Insiderhandel und Untreue. 20.000 Mitarbeiter verloren bei der Pleite des damals siebtgrößten US-Konzerns ihren Job - und Tausende Pensionäre ihre Altersrücklagen.
Ken Horton gehört noch zu den Glücklichen. Der ehemalige Enron-Mitarbeiter fand nach der Pleite im Dezember 2001 wieder einen Job. Trotzdem kennt er viele traurige Geschichten. "Leute, die kurz vor der Rente standen, haben alles verloren," sagt Horton.
Ausgang des Prozesses trotz Beweislast offen
Die Beweislast gegen Lay und Skilling scheint erdrückend, dennoch ist der Ausgang des Prozesses alles andere als sicher. Douglas Baird von der Chicago University sieht einige Anzeichen, dass es nicht Betrug war, der zum Sturz von Enron geführt hat, sondern ein schlechtes Geschäftsmodell. Doch einen Geschäftsplan zu haben, der letztendlich versagt, sei noch kein Verbrechen, meint der Juraprofessor.
Auf eine ähnliche Argumentation setzt die Verteidigung. Der Anwalt der beiden angeklagten Enron-Vorstandsvorsitzenden, Michael Ramsey, betont, dass seine Mandanten den Konkurs bereuen würden. Ein Bankrott aber sei kein Verbrechen, sagt Ramsey.
Der Enron-Skandal hatte zur schärfsten Reform der US-Finanzaufsicht seit dem Börsencrash Ende der 1920er-Jahre geführt.