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Der Fall von Enron

29. Januar 2002

Die Pleite des Energiekonzerns Enron gilt als der größte Konkurs in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Eine Chronik des Niedergangs.

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2001

August 2001: Jeffrey Skilling tritt nach sechs Monaten als Konzernchef zurück. Sein Nachfolger wird erneut Kenneth Lay, der zuvor lange an der Spitze des Unternehmens gestanden hatte.

16. Oktober 2001: Enron gibt einen Verlust von 638 Millionen Dollar im dritten Quartal bekannt. Durch den Ausstieg aus Investmentgeschäften werden Abschreibungen im Wert von 1,2 Milliarden Dollar verzeichnet.

22. Oktober 2001: Die Börsenaufsicht beginnt mit der Überprüfung der Bilanzen und Buchführung von Enron.

31. Oktober 2001: Die amerikanische Börsenaufsicht SEC leitet eine offizielle Untersuchung gegen Enron ein.

8. November 2001: Enron legt der SEC Dokumente vor, die ihre Aussagen über die finanzielle Situation des Unternehmens in den letzten fünf Jahren revidieren. Einen Tag später gibt der Vorstand des amerikanisch-britischen Energiekonzern Dynegy bekannt, dass er seinen größeren Konkurrenten Enron für 7,8 Milliarden Dollar kaufen will. Dynegy will auch Schulden von Enron in Höhe von 15 Milliarden Dollar übernehmen.

19. November 2001: Das angeschlagene Energieriese muss seine Zahlen für das dritte Quartal korrigieren und gibt bekannt, dass am 27. November Verpflichtungen von 690 Millionen Dollar fällig werden.

20. November 2001: Die Enron-Aktie fällt um 23 Prozent auf ihren tiefsten Stand seit zehn Jahren. Einen Tag später wird Enron ein Aufschub der Kreditzahlungen bewährt.

28. November 2001: Dynegy sagt die geplante Übernahme von Enron ab und besiegelt damit das Aus des Unternehmens. Analysten hatten zuvor die Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Konzerns deutlich niedriger eingestuft als bisher. Die Enron-Aktie verliert daraufhin an der New Yorker Wall Street 71 Prozent ihres Wertes.

30. November 2001: 1100 Beschäftigte in Großbritannien werden entlassen. Am 3. Dezember 2001 gibt das hoch verschuldete Unternehmen die Streichung von 4000 Stellen (20 Prozent der Arbeitsplätze) bekannt.

2. Dezember 2001: Enron beantragt für sich und 14 Tochterunternehmen Gläubigerschutz und reicht zugleich eine Schadensersatzklage bei einem Konkursgericht in New York gegen Dynegy ein.

2002

9. Januar 2002: Das US-Justizministerium eröffnet ein Ermittlungsverfahren gegen Enron. Einen Tag darauf gesteht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen die Vernichtung von Enron-Akten seitens ihrer Mitarbeiter ein.

11. Januar 2002: Es wird bekannt, dass der Enron-Präsident, Lawrence Whalley, im Finanzministerium um Hilfe bei den Verhandlungen mit den Banken gebeten hat. Das Justizministerium untersucht den Vorfall. US-Justizminister John Ashcroft zieht sich wegen Befangenheit aus den Untersuchungen zurück. Enron hatte Tausende Dollar für seinen Senatswahlkampf gespendet.

15. Januar 2002: Die Enron-Aktie wird an der Wall Street nicht mehr gehandelt. Am 18. Januar entscheidet ein New Yorker Konkursrichter, dass die Schweizer Investmentbank UBS Warburg das Handelsgeschäft von Enron übernehmen darf. UBS Warburg muss dafür nichts bezahlen und übernimmt auch keine Schulden, die Gläubiger erhalten dafür ein Drittel der künftigen Gewinne vor Steuern.

22. Januar 2002: FBI-Beamte nehmen in der Enron-Firmenzentrale die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Aktenvernichtung auf.

23. Januar 2002: Enron-Chef, Kenneth Lay, gibt seinen Rücktritt bekannt.

26. Januar 2002: Der ehemalige Vice-Chairman von Enron, J. Clifford Baxter, begeht Selbstmord. Er hatte offenbar schon 2001 betriebsintern eindringlich vor fragwürdigen finanziellen Praktiken gewarnt. Der 43-Jährige gehörte zu 29 Managern und Exmanagern gegen die wegen zweifelhafter Aktienverkäufe zwischen Oktober 1998 und November 2001 ermittelt wird. Er war im Mai 2001, mehrere Monate vor dem Zusammenbruch von Enron, aus dem Unternehmen ausgeschieden.

28. Januar 2002: US-Vizepräsident Dick Cheney rechnet mit einem Gerichtsverfahren wegen Enron-Pleite. Er lehnt es jedoch ab, die Namen von Unternehmensvertretern zu nennen, mit denen sich Regierungsmitglieder zur Abstimmung der Energiepolitik trafen.

29. Januar 2002: Ernennung des Sanierungsfachmannes Stephen F. Cooper zum neuen Interims-Firmenchef. (im)