1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Notfalls auch im Alleingang

19. Februar 2002

Die Kritik an seiner Irak-Politik beeindruckt US-Präsident Bush wenig. Laut "New York Times" empört er sich über die "weichen Knie" der Europäer und lässt jetzt Möglichkeiten zum Sturz von Saddam Hussein ausloten.

https://p.dw.com/p/1rfy
Irak: das nächste Ziel der USA im Anti-Terror-Kampf?Bild: AP

George W. Bushs oberste Ratgeber und mehrere Regierungsstellen sind angewiesen worden, einen Katalog von Optionen zu entwickeln. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP mit Bezug auf einen ranghohen US-Regierungsbeamten. Die Empfehlungen würden dann innerhalb der Regierung zirkulieren und schließlich Bush vorgelegt.

Auch im Alleingang

Dabei hält Bush sich die militärische Option zum Sturz von Staatschef Saddam Hussein eindeutig offen. Der irakische Präsident müsse begreifen, "dass es mir mit der Verteidigung unseres Landes ernst ist", sagte Bush dieser Tage.

Auf die Unterstützung der Verbündeten können die USA im Fall Irak nur beschränkt bauen. Mehrere westliche Regierungen sowie Russland haben klar gemacht, dass sie einen Militärschlag gegen Irak ohne Beweise für terroristische Aktivitäten ablehnen.

Kritik aus Europa

Zuletzt sagte der deutsche Außenminister Joschka Fischer dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die internationale Koalition gegen den Terror sei "für sich allein kein Freibrief für eine Invasion in irgendein Land - erst Recht nicht im Alleingang." Auch ob Saudi-Arabien, eine wichtige Aufmarschbasis im Golfkrieg, den US-Truppen wieder Stützpunkte zur Verfügung stellen würde, sei fraglich, so Anthony Cordesman vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien.

Gibt Hussein nach?

Der Bagdader Regierungschef könnte vielleicht auch den Forderungen der USA nachgeben, sagt Außenpolitik-Experte Ivo Daalder vom Brookings-Institut in Washington. Aber sollten die Drohungen allein nicht ausreichen, müssten die USA auch zum Krieg bereit und gerüstet sein, gibt Daalder zu bedenken.

Zum Einmarsch in Irak wäre ein Großaufgebot von Streitkräften nötig. Im Golfkrieg waren zum Teil mehr als 500.000 Soldaten im Einsatz; die irakischen Streitkräfte umfassen nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums 350.000 bis 400.000 Soldaten.

Warnung vor ABC-Waffen

Im Falle einer Militäroffensive müssten die USA nicht nur mit Opfern in der irakischen Zivilbevölkerung und in den Reihen des US-Militärs rechnen. "Wir müssen uns auf die Möglichkeit - nein, die Wahrscheinlichkeit - einstellen, dass er im Kriegsfall chemische und biologische Waffen gegen unsere Truppen, gegen Israel und möglicherweise gegen unsere Bürger zu Hause einsetzen würde", warnt Außenpolitik-Experte Daalder. (ap/hh)