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Nobelpreisträger rät zu mehr Inflation

27. Mai 2014

Die Eurozone brauche eine höhere Inflation, um die Schuldenkrise zu überwinden. Das sagte Paul Krugman, US-Ökonom und Träger des Wirtschaftsnobelpreises, auf einer Konferenz von Notenbankern.

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USA Schweden Wirtschaftsnobelpreis an Paul Krugman
Bild: picture-alliance/ dpa

"Es gibt zunehmend Indizien dafür, dass Volkswirtschaften, die in einen starken Abschwung mit niedriger Inflation geraten, allzu leicht in eine ökonomische und politische Falle geraten", sagte Krugman am Dienstag bei einer Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) im portugiesischen Sintra. In einem solchen Fall hielten sich wirtschaftliche Schwäche und niedrige Inflation gegenseitig in Gang.

"Deshalb kann ein relativ hohes Inflationsziel in normalen Zeiten als Versicherung angesehen werden - als ein Weg, mögliche sehr schlechte Folgen zu verhindern", so Krugman weiter.

Höheres Ziel?

Für den Euroraum strebt die EZB mittelfristig Teuerungsraten von knapp unter 2,0 Prozent an. Auf diesem Niveau sehen die Währungshüter stabile Preise gewahrt. Seit Monaten liegt die Inflation im Euroraum allerdings deutlich unter dieser Marke, im April bei 0,7 Prozent. Einige Ökonomen warnen daher vor einer Deflation - also einem Preisverfall auf breiter Front, der die Konjunktur abwürgen könnte.

Die EZB müsse daher ihr Inflationsziel von zwei Prozent anheben, fordert Krugman. "Das Ziel von zwei Prozent war in den 1990er Jahren vertretbar", so der Ökonom. "Doch seitdem hat sich die Welt verändert. Europa läuft Gefahr, in die Falle einer niedrigen Inflation oder sogar einer Deflation zu tappen."

EZB-Präsident Mario Draghi hatte bekräftigt, die Notenbank werde nicht zulassen, dass die Inflation zu lange zu niedrig bleibe. Am Donnerstag nächste Woche gibt der Rat der EZB bekannt, ob er Änderungen in der Geldpolitik vornimmt. Viele Beobachter erwarten eine weitere Senkung des Leitzinses, verbunden mit einem Strafzins für Banken, die Geld kurzfristig bei der EZB parken wollen. Ziel der Maßnahmen ist es, Kredite billiger zu machen.

Schäuble warnt

Unterdessen warnte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble vor den Risiken einer lockeren Geldpolitik in Europa. "Ich fürchte, es gibt derzeit große Gefahren", sagte Schäuble am Dienstag auf einer Konferenz in Berlin. Es herrschten außergewöhnliche Zeiten für die europäische Geldpolitik. Sie sollten außergewöhnlich bleiben und bald enden, fügte der CDU-Politiker hinzu: "Meine Warnung vor großen Liquiditätsrisiken gilt für Europa und die ganze Welt." Europa dürfe sich nicht hinter der Geldpolitik verstecken.

bea/hb (dpa, afp)