Nobelpreisträgerin Suu Kyi gewinnt anscheinend ihren Wahlkreis
1. April 2012In Volksfeststimmung haben am Sonntag in Birma Millionen von Menschen an den Nachwahlen zum Parlament teilgenommen. Es ging zwar um 45 Parlamentssitze und damit nur sieben Prozent aller Mandate in der immer noch von den Militärs dominierten Volksvertretung.
Doch der Symbolwert des Wahlgangs ist groß: Erstmals durfte sich Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in ihrem Wahlkreis Kawhmu persönlich um ein Mandat bewerben. Die Mandate waren frei geworden, weil Abgeordnete in die Regierung wechselten.
Bekanntgabe der offiziellen Wahlergebnisse in einer Woche
Die Wahllokale schlossen um 11.30 MESZ. Offizielle Ergebnisse werden binnen einer Woche erwartet, die Parteien können aber vorher Ergebnisse veröffentlichen Nach Angaben von Suu Kyis Partei, der " Nationalen Liga für Demokratie", hat die Oppositionsführerin einen Parlamentssitz errungen.
Insgesamt waren 6,8 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen. In Rangun staute sich schon in den frühen Morgenstunden der Verkehr, weil die Menschen zu den Wahllokalen strömten. Die 66-jährige Suu Kyi, die einen Großteil der vergangenen 20 Jahre im Gefängnis oder unter Hausarrest verbringen musste, beklagte im Vorfeld der Abstimmung zwar Unregelmäßigkeiten. Doch nach Einschätzung internationaler Beobachter verlief die Wahl weitgehend unproblematisch.
Tausende strömten zu Suu Kyis Wahlkampfveranstaltungen
"Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, aber es könnte die erste wirklich echte Wahl in diesem Land seit langer Zeit sein", sagte der EU-Spitzendiplomat Robert Cooper bei einem Rundgang durch mehrere Wahllokale in der Region nördlich von der Stadt Rangun. Auch der EU-Parlamentarier Ivo Bellet äußerte sich positiv: "Wir sind froh, dass alles friedlich verläuft."
Suu Kyi war über Jahrzehnte mit ihrem friedlichen Widerstand gegen die Militärherrschaft der einzige Lichtschimmer im Leben der 60 Millionen Einwohner. Sie wurde im November 2010 aus ihrem Hausarrest entlassen.
In den vergangenen Wochen unternahm die Oppositionsführerin zahlreiche Reisen durch das Land. Zu ihren Wahlkampfveranstaltungen strömten regelmäßig tausende Anhänger, um die Freiheitskämpferin zu bejubeln. Für das asiatische Land ist dies eine radikale Veränderung. Die Reformen lassen Hoffnungen auf einen demokratischen Wandel wachsen. Nach der Parlamentswahl im November 2010 ließ die Armee Suu Kyi frei, bevor sie ihre Macht formell an die Zivilregierung unter Präsident Thein Sein, selbst früherer General, abgab.
Mögliche Lockerung der Sanktionen
Der Westen lockerte angesichts dieser Entwicklungen bereits einige Sanktionen gegen Birma. Die Abstimmung vom Sonntag wird von der internationalen Gemeinschaft als wichtiger Test für den Reformwillen der birmanischen Regierung gewertet.
GD/pg (dapd, dpa, afp, rtr)