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c/o pop: Europareiese Matchmaking

19. August 2009

Eine dicke Party in China mit finnischen DJs? Indischer Pop auf mexikanischen Open-Air Bühnen? Vietnamesische Elektrobeats in Kanada? Das Kölner Musikfestival c/o pop macht’s möglich.

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"MUSIK AN SICH ist das, was zählt" Autor Daniela Doutch
"MUSIK AN SICH ist das, was zählt"Bild: DW
Damian Romero, einer der Veranstalter des MUTEK Festivals in Mexiko Autor:Daniela Doutch
Damian Romero vom MUTEK Festival in MexikoBild: DW

Speeddating kann ganz schön anstrengend sein. Damian Romero sitzt seit fast zwei Stunden an einem Tisch, vor ihm eine junge Frau aus der Schweiz. In den 10 Minuten, die sie mit ihm hat, zeigt sie sich von ihrer charmantesten Seite. Sie will ihn rumkriegen. Romero lächelt unter seinem trendy Hut hervor, streicht seinen modischen Schnautzer glatt. Vielleicht wird’s ja was mit den beiden. Der Gong ertönt – dann hetzt die junge Schweizerin zum nächsten Tisch. Jedoch nicht bevor sie einen Stapel CDs, eine Vinyl-Platte und natürlich ihre Visitenkarte bei Romero gelassen hat. Prompt lässt sich ein Mann im Anzug und mit voll bepackter Tasche auf dem gerade frei gewordenen Platz nieder. Auch er fängt sofort an auf Romero einzureden.

CDs, Schallplatten, Promotions-Material in Unmengen

Romero nimmt die Gaben freundlich entgegen und legt sie neben sich. Hier stapeln sich CDs mit Aufnahmen von Musikern aus aller Welt: Israel, Vietnam, Kanada. Romero selbst kommt aus Mexiko. Er sucht hier keine neue Frau, sondern neue Bands für MUTEK – ein Festival für Live-Elektromusik in Mexiko-City. Die Frauen und Männer, die sich an seinen Tisch setzen, sind Vertreter von Musikagenturen.

Speeddating im Backstagebereich Autor: Daniela Doutch
Speeddating im BackstagebereichBild: DW

Sie wollen ihre Musiker vermitteln – nicht nur im eigenen Land, sondern global. Eine großartige Chance, findet auch der Festivalveranstalter Romero. "Bisher begrenzt sich der Kontakt unseres Festivals hauptsächlich auf Amerika." Beim Speeddating auf dem Kölner Festival c/o pop trifft er Künstler und Musikbetreiber, die er gerne in Mexiko dabei haben würde. Welche es werden entscheidet er, wenn er sich den Stapel CDs und Vinyls angehört hat.

So schnell wie möglich, so viel wie möglich

Die Luft in dem kleinen Raum hinter dem Schauspielhaus Köln ist stickig, was bei der Vielzahl der Menschen, wohl an die 50, kaum verwunderlich ist. 18 Tische stehen nah beieinander, an jedem sitzt der Vertreter eines Musikfestivals. Ziel: so schnell wie möglich an tolle Künstler und neue Produkte zu kommen.

Der fliegende Wechsel treibt den Teilnehmern den Schweiß auf die Stirn. Trotz Erschöpfung, die jedem Teilnehmer deutlich ins Gesicht geschrieben ist, weiß jeder nach den dreieinhalb Stunden, dass für die weitere Entwicklung der globalen Festivalszene solche Veranstaltungen sehr wichtig sind. "Gerade für Teilnehmer, die von weither anreisen, eine effiziente Form, möglichst viele geschäftliche Kontakte zu knüpfen", sagt Ralph Christoph, Strategiemanager des Programms, das unter dem Namen "Europareise" läuft. Auch, wenn hier ein globales Publikum ein und aus geht.

Ein bisschen flirten

Der interkulturelle Dialog findet im Backstagebereich des Schauspielhauses statt Autor Daniela Doutch
Flirtparadies im Backstagebereich des SchauspielhausesBild: DW

Alle Teilnehmer sind begeistert von diesem Konzept, ihre Taschen sind bis zum Rand mit Promotion-Material gefüllt, das sich nicht nur bei Romero haufenweise stapelt, denn "einfach Hinschicken bringt gar nichts", sagt ein Labelbetreiber aus Köln, der wie seine Kollegen von anderen Plattenfirmen von einem Tisch zum nächsten hüpft.

Romero überlegt sich bereits, das Konzept für sein Festival in Mexiko zu übernehmen, um seine beschränkten Kontakte zu erweitern. Trotz myspace, youtube und twitter: Von Angesicht zu Angesicht kommuniziert es sich in der Musikwelt einfach besser. Und ein bisschen flirten darf man auch.

Autorin: Daniela Doutch

Redaktion: Elena Singer