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Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei

23. Dezember 2009

Mehrere oppositionelle Webdienste berichten von gewaltsamem Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten. Rund 50 Personen seien festgenommen worden. Die Lage nach dem Tod des Reformers Montaseri bleibt angespannt.

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Trauerkundgebung nach dem Tod des Reformers Montaseri (Foto: AP)
Trauerkundgebung nach dem Tod des Reformers MontaseriBild: AP

In Isfahan versuchten zehntausende Menschen, zu einer Kundgebung zu Ehren des verstorbenen Großayatollahs Hussein Ali Montaseri in der größten Moschee der Stadt zu gelangen. Das berichteten mehrere oppositionelle Websites unter Berufung auf Augenzeugen am Mittwoch (23.12.2009). Polizisten und Milizionäre hatten das Gebäude jedoch seit dem Morgen abgeriegelt und ließen niemanden hinein, hieß es auf der Internetseite von Rah-e Sabz. Die Trauernden riefen lautstark Parolen gegen die Regierung, so die Website.

Internetdienst: Polizei ging mit Schlagstöcken vor

Die Polizei ist laut Internetdienst Jaras mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Demonstranten vorgegangen, dabei gab es viele Verletzte. Die Kundgebung sei so verhindert worden. Mindestens 50 Personen seien festgenommen worden, darunter viele Journalisten sowie ein der Opposition nahe stehender Geistlicher, meldeten Salamnews und Parlemannews. Ausländische Journalisten dürfen nicht direkt über Proteste der Reformbewegung berichten und können die Berichte deshalb nicht überprüfen.

Massenkundgebung nach dem Tod des iranischen Reformers Montaseri(Foto:AP)
Der Polizeichef kündigte entschlossenes Vorgehen gegen die Kundgebungen anBild: AP

Das Haus des oppositionellen Geistlichen Ayatollah Dschalaleddin Taheri wurde laut Jaras umstellt. Autofahrer hätten mit einem Hupkonzert gegen das Vorgehen der Polizei protestiert. Auch in Nadschafabad, Montaseris Geburtsstadt, wurden Proteste gemeldet. Die Lage sei angespannt.

Chatami verurteilt die Gewalt

Der reformorientierte Ex-Präsident Mohammad Chatami verurteilte die Gewalt in Isfahan, meldete Parlemannews. "Der Revolutionsführer Khomeini glaubte, dass die Islamische Republik auf zwei Säulen beruht – Freiheit und Unabhängigkeit. Wenn diese Säulen wackeln, werden wir wieder Tyrannei haben", wird Chatami zitiert.

Ein Vertreter der Provinzregierung wies die Berichte als falsch zurück. Die amtliche Nachrichtenagentur Irna zitierte den Vize-Gouverneur Mohammad Mehid Esmaili, iranische Bürger hätten eine kleine Gruppe von Demonstranten auseinandergetrieben. Er bezichtigte ausländische Medien, sie führten mit ihren Veröffentlichungen einen "Psychokrieg" gegen den Klerus. Berichte über die Festnahme von Demonstranten entbehrten jeder Grundlage.

Polizeichef kündigt Härte an

Der iranische Polizeichef Esmail Ahmadi-Mokadam kündigte laut einer Meldung der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars an, gegen die Protestierer entschlossen vorgehen zu wollen. Sie würden die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen, falls sie ihre illegalen Aktivitäten fortsetzten, sagte Ahmadi-Mokadam.

In der Pilgerstadt Ghom demonstrierten laut offiziellen Medien am Mittwoch Anhänger der Regierung gegen die Opposition. Sie warfen den Reformanhängern vor, bei der Trauerfeier heilige Stätten geschändet zu haben.

Mussawi verliert Posten in der Kunstakademie

Familienangehörige bei der Beerdigung Montaseris (Foto: AP)
Montaseri war im Alter von 87 Jahren verstorbenBild: AP

Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi wurde nach seiner Teilnahme an der Beisetzung Montaseris von seinem Posten als Präsident der renommierten iranischen Kunstakademie abgelöst. Das meldete das staatliche Fernsehen am Dienstag (22.12.2009) auf seiner Website. Als Nachfolger Mussawis wurde ein konservativer Dichter eingesetzt.

In den vergangenen drei Tagen hat es im Iran zahlreiche Trauerkundgebungen für Hussein Ali Montaseri gegeben, der am Samstag im Alter von 87 Jahren verstorben war. Der Großayatollah, einer der Architekten der islamischen Revolution, war eine Leitfigur der Reformbewegung und hatte den Wahlsieg von Präsident Mahmud Ahmadinedschad vor sechs Monaten angezweifelt.

Autorin: Brigitta Moll (rtr, ap, afp)

Redaktion: Oliver Samson