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Krieg um Aleppo

29. Juli 2012

Die syrische Regierung verkündet bereits den Sieg, die Aufständischen scheinen der Großoffensive aber Stand zu halten. Pentagon-Chef Panetta nannte den Sturm auf Aleppo einen "Sargnagel" für das Assad-Regime.

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Aufständische in Aleppo in Kampfpause (Foto: APE)
Bild: AP

Einst war Aleppo die pulsierende Wirtschaftsmetropole Syriens, nun herrscht dort Kriegszustand. Die Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad haben die Rebellen mit ihrer Großoffensive in der Millionenmetropole massiv unter Druck gesetzt, vor allem aber eines erreicht: mehr Leid und internationale Besorgnis. Der Chef der Arabischen Liga, Nabil Elaraby, sprach erstmals von Kriegsverbrechen im Hinblick auf die Lage in Syrien. Doch genau die ist auch besonders unübersichtlich. Es ist unklar, was derzeit genau in Aleppo passiert.

Sieg, Niederlage - oder Patt?

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrecht im Londoner Exil spricht von der bisher schwersten militärischen Konfrontation in Syrien seit dem Beginn der Revolte gegen Machthaber Assad im März 2011. Trotz der Eskalation sollen die Aufständischen den Regimetruppen bislang standhalten. "Unsere Positionen sind unverändert", sagte Rebellenkommandeur Abu Omar al-Halebi der Deutschen Presse-Agentur. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, eine Flugverbotszone zu errichten.

Syrien: Erbitterter Kampf um Aleppo

Von der Staatsführung in Damaskus hieß es hingegen, man habe einen Sieg errungen. Angeblich sollen die Assad-Truppen weitestgehend wieder die Kontrolle über Aleppo besitzen. Das Assad-Regime sei stärker, verkündete der syrische Außenminister Walid al-Muallim während eines Iran-Besuchs. "In weniger als einer Woche haben wir sie in Damaskus besiegt", sagte Muallim. Und auch die Aleppo-Pläne der Rebellen "werden scheitern". Al-Muallim und sein iranischer Amtskollege Ali Akbar Salehi bezeichneten Israel als "Drahtzieher und führenden Provokateur" des Konflikts in Syrien. Sie warnten die USA, Saudi-Arabien, Katar und die Türkei, davor, sich einzumischen. Die "äußeren Unterstützer" sollten nicht naiv sein und glauben, dass ein Regimewechsel in Syrien einfach zu erreichen sei.

Heftige Kämpfe nicht nur um Aleppo

Unterstützt von Militärjets, Kampfhubschraubern und schwerer Artillerie waren bereits am Samstagmorgen Panzer und Soldaten gegen die Stellungen der aufständischen Freien Syrischen Armee (FSA) vorgerückt. Auch Raketenwerfer und von Hubschraubern abgesetzte Luftlandetruppen sollen zum Einsatz gekommen sein. Das staatliche syrische Fernsehen sprach von einer großangelegten "Operation zur Säuberung Aleppos von bewaffneten terroristischen Gruppen".

Wegen der strategischen Bedeutung der Großstadt liegt dem Regime in Damaskus viel daran, die Rebellen von dort zu vertreiben. Die Geschäftsmetropole ist nur 50 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. In den vergangenen Tagen hatte die syrische Führung Tausende Soldaten aus anderen Landesteilen zusammengezogen und vor Aleppo in Stellung gebracht. Aber auch die FSA holte zusätzliche Kämpfer in die Metropole, vor allem aus der Nachbarprovinz Idlib.

Kämpfe wurden ebenfalls aus den Provinzen Damaskus-Land, Homs, Hama, Idlib und Daraa gemeldet. Nach Angaben der oppositionellen Lokalen Koordinierungskomitees wurden am Wochenende landesweit mindestens 160 Menschen getötet, davon mindestens 33 in Aleppo. Unter den Toten waren demnach auch mehr als 20 Kinder.

Zusehen und verurteilen - hilflose internationale Gemeinschaft

Der Sturm der Regierungstruppen auf Aleppo ist nach Einschätzung von US-Verteidigungsminister Leon Panetta ein "Sargnagel" für das Assad-Regime. Aleppo sei ein weiteres "tragisches Beispiel" für die "blinde Gewalt", die sich gegen das eigene Volk richte, sagte Panetta auf dem Flug nach Tunesien. Assad habe jetzt jegliche Legitimität verloren, so der Pentagon-Chef zum Auftakt einer Rundreise durch die Region.

Der Syrien-Sondergesandte der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, Kofi Annan, appellierte an die Konfliktparteien, jedes weitere Blutvergießen zu verhindern. Der französische Präsident François Hollande forderte den UN-Sicherheitsrat auf, so schnell wie möglich einzugreifen. Die Vetomächte Russland und China haben als Verbündete Assads bislang jede Resolution im Weltsicherheitsrat verhindert.

nis/qu/sc (dpa, afp, rtr, dapd)