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Kopierschutz für Menschen

Bernd Gräßler21. Februar 2003

Erfunden oder nicht – die Nachrichten über Klon-Babys haben die Politiker aufgeschreckt. Jetzt bereiten die Parteien Positionspapiere und Anträge vor für die große Debatte: Was darf moderne Medizin und was nicht?

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Sollen Forscher endlos klonen dürfen?Bild: AP/Bayer AG

Die Opposition will die Bundesregierung veranlassen, sich stärker für ein umfassendes internationales Verbot des Klonens von Menschen einzusetzen. Sowohl das reproduktive als auch das therapeutische Klonen sollen unter Strafe gestellt werden. Bisher allerdings sei der Einsatz Deutschlands auf internationaler Ebene zu schwach, meint die stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Maria Böhmer.

Klare Grenze mit dem Segen der UNO

Obwohl in einigen Ländern bereits vollendete Tatsachen geschaffen sind, hält Böhmer ein Verbot durch die UNO für sinnvoll: "Dieses weltweite generelle Klonverbot würde deutlich machen, dass die Menschenwürde zu schützen ist." Das Verbot sei ein Signal an die Forscher, vor allem in Staaten wie die USA oder Deutschland, "die im Feld der Biotechnologie- und Genforschung ganz vorne liegen". Und es sei "eine klare Grenzziehung, die auch über diese Länder hinaus durch eine UN-Konvention von großer Bedeutung wäre."

Die Bundesregierung glaubt allerdings nicht, dass ein weltweites Verbot Chancen hätte. Sie hält lediglich eine Übereinkunft für realistisch, die sich gegen das Züchten von Menschen durch Klonen ausspricht und damit vielleicht verhindern kann, dass in großem Maßstab Klon-Babys in die Welt gesetzt werden – das so genannte reproduktive Klonen. Dagegen sei es schwierig, das Klonen zu Therapiezwecken weltweit zu stoppen, meint Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD). Denn zwei Drittel aller Länder, darunter China und Großbritannien, würden ein solches Verbot ablehnen.

Klonen für die Organ-Zucht

Mediziner hoffen, durch therapeutisches Klonen in Zukunft Gewebe oder gar Organe für Kranke erzeugen zu können. Diese könnte man dem Kranken einpflanzen, ohne Abstoßungsreaktionen fürchten zu müssen. Umstritten ist dabei das Schicksal des durch Klonen entstandenen Embryos: Er würde lediglich dazu dienen, die notwendigen Stammzellen zu gewinnen und bei deren Entnahme absterben. In Deutschland ist dies durch das Embryonenschutzgesetz verboten, und derzeit denkt auch niemand öffentlich daran, dies zu ändern.

"Es geht darum, dass kein Embryo für Forschungszwecke mit dem Ziel des Tötens erzeugt wird. Das wäre eine Instrumentalisierung", betont Böhmer. Diesen Maßstab wünscht sich die CDU-Politikerin auch international – aus folgendem Grund: "Man kommt zu Embryonen nur, indem man Eizellen gewinnt. Und Eizellen gewinnt man nur, indem man sie Frauen entnimmt. Damit stehen wir vor der großen ethischen Problematik, dass Frauen - möglicherweise Frauen aus der Dritten Welt - zur Gewinnung von Eizellen ausgebeutet würden."

Neuer Anlauf im September

Im vergangenen Jahr hatten Deutschland und Frankreich versucht, ein Verbot des reproduktiven Klonens von Menschen bei den Vereinten Nationen durchzusetzen. Andere Länder, angeführt von den USA, Spanien und den Philippinen, wollten zusätzlich auch das therapeutische Klonen verbieten. Diese Maximalforderung verhinderte eine Einigung. Im September diesen Jahres steht das Thema erneut auf der Tagesordnung der UNO-Generalversammlung.

Bisher hält die Bundesregierung es für sinnvoller, erst einmal eine deutliche Mehrheit von Staaten für einen ersten Schritt - das Verbot der Züchtung von Menschen - zu gewinnen, anstatt mit wenigen Ländern ein totales Verbot des Klonens zu beschließen. Ein anders lautender Beschluss des Bundestages könnte die Position Deutschlands allerdings ändern.