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GM schraubt am Europa-Geschäft

Martin Schrader18. Juni 2004

General Motors ist der größte Autohersteller der Welt. Doch in Europa kommt das Geschäft der Amerikaner und ihrer Tochter Opel nicht richtig auf Touren. Deshalb drehen sie am Personalkarussell.

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Im Zeichen des Blitzes: GM-Tochter Opel in DeutschlandBild: AP
Carl-Peter Forster
Carl-Peter Forster, Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG (Archiv-Bild)Bild: AP

Die Führungsriege von General Motors schaut schon seit Jahren ohne Freude auf ihre Geschäfte in Europa. Seit 2002 musste der Weltmarktführer hier einen Verlust von fast einer Milliarde Dollar hinnehmen. Allein im ersten Quartal 2004 waren es 116 Millionen Dollar. Einen Großteil dieser roten Zahlen verschuldete die zum Konzern gehörige Adam Opel AG. Das war wohl auch der Grund, weshalb die Amerikaner am 17. März den Jahrestag ihres Einstiegs bei Opel vor 75 Jahren fast unbemerkt und ohne große Feier an sich vorüber ziehen ließen.

Neue Strategie

Hans H. Demant
Hans H. Demant, Vorstandsmitglied des Autobauers Adam Opel AG, aufgenommen am 16.1.2003 in Rüsselsheim.Bild: dpa

Konzernlenker G. Richard Wagoner jr. will nun durch einen Umbau der Konzernstruktur in Europa aus dieser Krise heraus und dreht deshalb kräftig am Personalkarussell. Medienberichten zufolge wird der bisherige Vorstandsvorsitzende von Opel, Carl-Peter Forster (50), in die Europazentrale der Konzern-Mutter nach Zürich wechseln. Er solle dort die Position eines operativen Geschäftsführers einnehmen, was der zweiten Position hinter dem Präsidenten Fritz Henderson entspräche. Henderson selbst trat sein Amt erst am 1. Juni 2004 an. Forsters Nachfolger im Werk in Rüsselsheim soll Entwicklungs-Vorstand Hans Demant (53) werden. In Rüsselsheim möchte man diese Gerüchte weder bestätigen noch dementieren. Aus gut informierten Branchenkreisen heißt es jedoch, dass ein Wechsel Forsters sehr wahrscheinlich ist, womöglich noch im Juni erfolgen wird.

Der Wechsel Forsters würde ins Bild passen, dass der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von GM, Robert A. Lutz, im Mai von seiner angestrebten Europa-Strategie zeichnete. Er wolle noch in diesem Jahr die weitgehend unabhängigen GM-Marken in Europa wie Opel, Saab und Vauxhall von einer zentralen Organisation operativ an die Leine nehmen lassen. Diese Organisation dürfte ohne Zweifel GM Europe in Zürich sein. Produktion und Entwicklung sollen von dort aus enger verwoben werden. Eine Fertigung von Saab-Modellen auf Opel-Bändern solle möglich werden. Für die britische GM-Tochter Vauxhall liefert Opel ohnehin bereits technisches Know-How.

"Harte Entscheidungen"

Das von Lutz angestrebte Verfahren erinnert an die Strategie, die beim Konkurrenten Ford bereits eingeführt wurde. Zu diesem Konzern gehört unter anderem der japanische Autohersteller Mazda. Dessen Kompaktwagen Mazda 3 hat die gleiche Plattform wie der Ford Focus, der Mazda 6 basiert auf der Plattform des Ford Mondeo. Der Ford AG bringt diese Art der Produktion Kostenersparnisse.

Das schwebt auch Lutz vor: "Viele Dinge wurden doppelt, dreifach oder sogar vierfach gemacht, verbunden mit nicht immer klaren Kompetenzrichtlinien", kritisierte er im Mai in einem Zeitungsinterview. Und das werde sich ändern. Mit der neuen Struktur würden weitere Einsparungen verbunden sein. "Wir müssen eine radikale Kostensenkung erreichen. Es stehen noch harte Entscheidungen an."

Folgen für Mitarbeiter

Opel Arbeitszeit
Ein Archivbild vom 5. Februar 2002 zeigt Arbeiter an einer neuen Fertigungsstrasse im Opel-Werk in Rüsselsheim.Bild: AP

Für die Arbeitsplätze an den Opel-Standorten in Deutschland verspricht das nichts Gutes. Seitdem im Herbst 2001 bei Opel das Strukturprogramm "Olympia" aufgesetzt wurde, fielen diesem Programm bereits 2500 Stellen zum Opfer. Im Betriebsrat fürchtet man weiteren Stellenabbau. Denn erst Anfang Juni protestierten in Rüsselsheim mehrere Tausend Beschäftigte für eine bessere Auslastung des Werkes. Anlass war die bevorstehende Entscheidung im Mutterkonzern, einen neuen Auftrag für die Produktion des Kompakt-Vans Zafira zu vergeben. Bisher wird er in Bochum gebaut. In der Diskussion ist eine Verlagerung in das polnische Werk in Gliwice.

Das Rüsselsheimer Werk ist derzeit nur teilweise ausgelastet. Die Arbeitszeit in der Produktion wurde auf 30 Stunden pro Woche gesenkt, um 1200 Jobs zu erhalten. Ob Forster diese Jobs auch noch wird halten können, wenn er bald für das gesamte GM-Netz in Europa verantwortlich ist und nicht mehr allein für die deutschen Werke, wird er in Zürich beweisen müssen.