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Fünf Gründe für die Dortmunder Krise

3. November 2014

Nach zehn Spieltagen ist Borussia Dortmund Vorletzter der Bundesliga. Wieviel Zeit muss noch verstreichen, bis sich die Krise "von selbst erledigt" hat? Und was sind die Ursachen für das schwache Abschneiden des BVB?

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Fußball Bundesliga Dortmund verliert, enttäuschte Dortmunder Spieler mit gesenkten Köpfen (Foto: Revierfoto)
Bild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

Wie man die bisherige Bundesliga-Saison der Dortmunder Borussia auch dreht und wendet, dass es so schlimm kommen würde, hätte wohl niemand erwartet. Nach zehn Bundesliga-Spieltagen - einem knappen Drittel der gesamten Saison - hat die Borussia gerade einmal sieben schmale Pünktchen gesammelt. Die letzten fünf Bundesligapartien wurden allesamt verloren. Keiner hätte von der Mannschaft, die bislang immer als der einzige echte Konkurrent der übermächtigen Bayern betrachtet wurde, einen so schwachen Saisonstart erwartet.

Wackelige Defensive

Dortmund hat bereits 17 Gegentreffer kassiert. Das ist zwar nicht der schlechteste Wert der Liga - Teams, die über Dortmund stehen wie Stuttgart, Hertha und Frankfurt haben noch mehr Gegentore - doch hat die Hintermannschaft des BVB zu oft entscheidende Fehler zum falschen Zeitpunkt gemacht. Zuletzt patzte Neven Subotic in der zweiten Hälfte gegen Bayern München zweimal mit schlimmen Folgen. Zunächst legte er Robert Lewandowski den Ball quasi zum 1:1-Ausgleichstreffer vor, anschließend führte sein Foul an Franck Ribery zum Strafstoß, den Arjen Robben zum 2:1-Endstand verwandelte. Auch Subotics Kollegen, wie die beiden Weltmeister Mats Hummels und Erik Durm, hatten bereits ihre Aussetzer, ebenso wie Torwart Roman Weidenfeller. Finden diese Spieler nicht bald zu ihrer Stabilität zurück, wird die Borussia wohl die gesamte Saison über der Musik hinterherlaufen.

Fußball Bundesliga München Dortmund, Jubel Arjen Robben (Foto: Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)
Robben jubelt, Subotic (l.) kann es nicht fassenBild: Adam Pretty/Bongarts/Getty Images

Fehlende Körner

Wenn es funktioniert, ist Dortmunds laufintensives Spiel mit frühem Gegenpressing und schnellen Konterangriffen wunderschön anzuschauen. Auf diese Art und Weise hat der BVB 2012 das Double gewonnen und ein Jahr später das Finale der Champions League erreicht. In dieser Saison wirkt es so, als seien die Dortmunder Spieler nicht in der Lage, diese kraftraubende Spielweise über 90 Minuten durchzuhalten. Tatsächlich hat Borussia Dortmund ganze elf seiner 17 Gegentore innerhalb der letzten halben Stunde des Spiels kassiert.

Am Samstag wurden die Dortmunder erneut ihrem Ruf als Laufwunder der Liga gerecht: Insgesamt spulten die 14 eingesetzten Spieler über 120 Kilometer ab, soviel wie nicht viele andere Bundesligamannschaften. Vielleicht war auch das ein Grund, dass gegen Ende des Spiels die Frische fehlte. Oder ist die wegen der WM in Brasilien recht kurz ausgefallene Sommerpause die Ursache für die Müdigkeit vieler Dortmunder Spieler? Oder sind Dortmunds Gegner schlicht cleverer darin geworden, die Angriffe des BVB an sich abprallen zu lassen und haben deshalb am Ende des Spiels noch mehr Reserven als die Schwarz-Gelben? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem.

Der Reus-Faktor

Es scheint keine Woche zu vergehen, in der es kein neues Statement des Bayern-Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge zur Vertragssituation von BVB-Star Marco Reus gibt. Zwar wird das Thema auch durch die Medien befeuert, doch besteht wohl kein Zweifel, dass hinter den Störfeuern aus München ein wahrer Kern steckt: Die Bayern würden Reus gerne zur kommenden Saison verpflichten. Reus' Kumpel Mario Götze würde den Wechsel ebenfalls begrüßen. Es stellt sich die Frage: Lässt sich Reus vom Brimborium um seinen möglichen Wechsel nach München verunsichern? Auf dem Platz sieht es eher nicht danach aus. Reus zeigt gute Leistungen und schießt Tore. Auch auf seiner Facebook-Seite vermeldete er jüngst: "Im Moment machen sich andere Menschen weitaus mehr Gedanken über meine Zukunft, als ich das tue." Trotzdem: Fortsetzung folgt.

Fußball Bundesliga München Dortmund Jubel Marco Reus (Foto: REUTERS/Michaela Rehle)
Scheinbar unbeeindruckt von Wechselgerüchten: Marco ReusBild: Reuters/Michaela Rehle

Verletzungssorgen

Zudem bereiten dem Dortmunder Trainer Jürgen Klopp fehlende Spieler nach wie vor Probleme. Während der Langzeitverletzte Ilkay Gündogan mittlerweile wieder spielen kann, wartet Klopp immer noch auf Jakub Blaszczykowski. Oliver Kirch und Nuri Sahin sind ebenfalls verletzt. Marcel Schmelzer ist gerade erst wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen, nun fällt mit Hummels die nächste wichtige Stütze längerfristig aus. Eine gegen die Bayern erlittene Bänderverletzung im Knöchel zwingt ihn zu einer dreiwöchigen Pause. Die aus den Verletzungen resultierenden häufigen Änderungen in der Startelf, machen es schwer, einen Rhythmus zu finden.

Eine Frage der Motivation

Spielt die Borussia in der Champions League, scheint sie hochmotiviert und mit großem Engagement für den besonderen Wettbewerb bei der Sache zu sein. Drei Siege aus drei Spielen gegen namhafte Gegner wie Arsenal, Galatasaray und Anderlecht sprechen für sich. In der Bundesliga sieht die Situation dagegen ganz anders aus. Spiele gegen vermeintlich kleinere Gegner wie Hamburg, Köln und Hannover gingen verloren. Kommen die Kabinenansprachen von Jürgen Klopp in der Bundesliga nicht bei seinen Spielern an? Oder sind die Dortmunder Spieler durch die Erfolge der vergangenen Jahre bequem geworden und strengen sich nicht mehr ganz so an, weil sie unterbewusst das Gefühl haben: Es läuft schon von alleine?

Bundesliga Augsburg vs Dortmund 29.08.2014 Jürgen Klopp schaut ratlos (Foto: REUTERS/Michaela Rehle)
Ratlos: BVB-Trainer Jürgen KloppBild: Reuters

Spätestens jetzt sollte bei allen angekommen sein, dass das in dieser Bundesliga-Saison nicht der Fall ist.