Ende einer Belagerung
10. Mai 2002Am Donnerstag (9.5.2002) hatten sich Israel und die Palästinenser unter europäischer Vermittlung endgültig auf ein Abkommen über das Ende der Belagerung geeinigt. 13 der von Israel als "besonders gefährlich" eingestuften Palästinenser wurden am Freitag (10.5.2002) nach Zypern ausgeflogen.
Israel behält sich das Recht vor, auch nach der Ausweisung der 13 Palästinenser aus Bethlehem deren Auslieferung zu fordern. Der israelische Außenminister Schimon Peres sagte am Freitag in Rom, eine solche Forderung werde von den Umständen abhängen: Sollten die ausgelieferten Palästinenser in ihren Gastländern freikommen, werde Israel möglicherweise versuchen, sie vor ein israelisches Gericht zu stellen.
EU-Länder bereit zur Aufnahme?
Griechenland und Portugal sollen sich bereit erklärt haben, einige der 13 aufzunehmen. Auch Kanada bot an, Extremisten aufzunehmen. Nach einer Vereinbarung mit der EU sollen die Palästinenser auf verschiedene Mitgliedsländer der Union verteilt werden. Spaniens Innenminister und stellvertretender Regierungschef Mariano Rajoy sagte in Madrid, es sei auch nicht ausgeschlossen, dass einige der Palästinenser für unbestimmte Zeit auf Zypern bleiben.
Freiheit und Abschiebung
26 weitere Palästinenser, die sich ebenfalls in der Basilika verschanzt hatten, wurden per Bus nach Gaza gebracht, wo sie von Landsleuten jubelnd empfangen wurden. Die übrigen 84 palästinensischen Zivilisten kamen frei. Zehn linksgerichtete Unterstützer der Palästinenser aus Europa und Amerika, die sich an den israelischen Truppen vorbei in die Kirche geschmuggelt hatten, sollen nach Angaben von Radio Israel abgeschoben werden.
Einzelheiten sind Verhandlungssache
In ihren Aufnahmeländern sollen die Palästinenser nicht in Haft genommen werden. Es sei aber noch unklar, ob sie in den Aufnahmestaaten in irgendeiner Form überwacht werden sollten, verlautete aus Kreisen der spanischen EU-Ratspräsidentschaft. Einzelheiten des Abkommens werden während eines Treffens der EU-Außenminister am Montag (13.5.2002) in Brüssel verhandelt.
Die Belagerung der Kirche begann am 2. April, als über 200 Palästinenser vor israelischen Soldaten in das Gotteshaus flüchteten, darunter mehrere Dutzend Bewaffnete. Zunächst hatte Israel darauf bestanden, dass sich alle Bewaffneten ergeben. Später war die Regierung mit deren Abschiebung einverstanden. (ap/dpa/arn)