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Ein Titel zum Geburtstag?

Thomas Klein (aus Evian-les-Bains)29. Juni 2016

Mario Gomez ist endlich in der Nationalmannschaft angekommen. Der Stürmer von Besiktas Istanbul erfüllt seine Aufgabe im Angriff perfekt und wird mit Lob überschüttet. Für ihn zählt aber nur eins.

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Mario Gomez am Mikrophon bei der DFB-Pressekonferenz (Foto: picture-alliance/dpa/A. Dedert)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Mario Gomez lässt sich derzeit nicht aus der Ruhe bringen. Der 30-Jährige ist vor dem Viertelfinale gegen Italien am kommenden Samstag (21 Uhr MESZ, ab 20:45 Uhr im DW-Liveticker) ein beliebter Interviewpartner. Erst steht er an diesem Mittwoch den deutschen Journalisten Rede und Antwort, im Anschluss nimmt er sich ausreichend Zeit für die internationalen Medienvertretern. Der Stürmer wirkt ruhig, keine Spur von Hektik. Vor allem die italienischen Reporter sind an Gomez' Meinung interessiert. Kein Wunder, schließlich hat er zwei Jahre beim FC Florenz gegen den Ball getreten. Trotz Rückschläge und teilweise großer Kritik an seiner Leistung, haben negative Gedanken beim Thema Italien bei Gomez keinen Platz . "Ich wünsche mir einfach nur, dass wir eine Runde weiterkommen. Ich sehe unsere Mannschaft auf einem sehr guten Niveau", sagte der Angreifer. "Ich hatte - obwohl es manchmal sportlich nicht so gut lief - eine tolle Zeit dort. Ich mag Italien nach wie vor und deswegen ist da kein Groll."

Gomez von Fans akzeptiert

Mario Gomez liegt im Spiel gegen Nordirland am Boden (Foto: picture alliance/Pressefoto Ulmer)
Schon mehrfach musste sich Gomez wieder rankämpfenBild: picture alliance/Pressefoto Ulmer

Eine tolle Zeit erlebt Gomez momentan auch beim DFB. Nach zahlreichen Anläufen und einigen unglücklichen Auftritten, scheint Gomez nun endlich in der Nationalmannschaft angekommen zu sein. Auch die Fans haben den Torjäger akzeptiert. Beim torlosen Unentschieden gegen Polen wurde er von Joachim Löw erstmals eingesetzt und lieferte gleich eine gute Leistung ab. Fans und Presse feierten Gomez nach dem Spiel, dabei schien die Zeit eines klassischen Mittelstürmers eigentlich schon vorbei zu sein. Denn nach der Europameisterschaft 2012 änderte Löw sein Konzept - die 'falsche Neun' wurde geboren.

"Ich brauche Angreifer, die sich bewegen, die eine Abwehr auseinanderziehen", sagte der Bundestrainer damals. Gomez' Nationalmannschaftskarriere schien beendet. Mario Götze, Thomas Müller oder Marco Reus sollten fortan für die Tore sorgen. Doch Gomez kämpfte sich zurück. Er wechselte im vergangenen Sommer den Verein und unterschrieb bei Besiktas Istanbul in die Türkei. Dort wurde er mit 26 Treffern Torschützenkönig der Süper Lig. Zudem gewann der Stürmer die türkische Meisterschaft. Sein erfolgreiches Jahr könnte nun bei der DFB-Elf die Krönung erfahren.

"Man muss mehr investieren"

Mario Gomez jubelt über sein Tor gegen Nordirland (Foto: Reuters/J. Sibley)
So wie gegen Nordirland will ihn ganz Fußball-Deutschland auch im Viertelfinale gegen Italien sehenBild: Reuters/J. Sibley

"Es ist gerade ein so schöner Moment. Ich will das genießen, will gar nicht zurückdenken", sagte Gomez. "Was war, das hat mich nur stärker gemacht." Seine derzeitige Stärke soll nun dem Team auch gegen Italien helfen. "Die Abwehr ist natürlich sehr stark", analysierte Gomez. "Das ist ein Thema, das uns bewusst ist, trotzdem kann man auch Tore erzielen. Man muss eben mehr investieren, aber das werden wir tun." Der Offensivspieler ist, wie die ganze Mannschaft, selbstbewusst. Auch Mats Hummels ist von den italienischen Abwehrspezialisten beeindruckt. "Ich hoffe aber, dass wir am Ende das bessere Spiel abgeliefert haben, auch weil Mario dem Gegner vielleicht einen reingenetzt hat." Dass die Italiener die älteste Turniermannschaft stellen ist für Gomez kein Nachteil für die "Squadra Azzurri". "Ich bin ja auch schon alt und meine Physis ist immer noch sehr gut", sagte er mit einem Lächeln. "Ich glaube nicht, dass die Italiener so alt sind, dass deren Physis nicht mehr gut ist. Es wird ein sehr spezielles, ein sehr spannendes Spiel. Ich glaube nicht, dass es eine Frage des Alters ist."

"Wir glauben an uns"

Mario Gomez (l.) im Zweikampf mit dem Slowaken Martin Skrtel (r.) (Foto: Reuters/G. Fuentes)
Gomez zeigt sich kampfstark, zielsicher und selbstbewusstBild: Reuters/G. Fuentes

Auch im Viertelfinale hat Gomez gute Chancen in der Startaufstellung zu stehen. Es wäre sein drittes Spiel in Folge, welches er von Beginn an bestreitet. Vor dem Turnier hatte Gomez noch gesagt, er würde auch mit drei Minuten Einsatzzeit zufrieden sein. "Für mich zählt nur, dass wir Europameister werden. Bisher war das hier für mich ein sehr positiver Verlauf, aber ich weiß auch, dass wir uns davon noch nichts kaufen können", sagte er. "Aber wir glauben an uns. Ich denke, dass wir sehr gut dastehen, doch wir müssen das jetzt auch auf den Platz bringen." Bisher hat Mario Gomez zwei EM-Tore erzielen können, in den kommenden Spielen sollen noch ein paar dazu kommen, denn schließlich will er mit allen Mitteln Europameister werden. "So, wie die Jungs in Brasilien gejubelt haben, will ich in Paris jubeln." Für den Mittelstürmer wäre der Titel der perfekte Turnier-Abschluss und ein Karriere-Höhepunkt. Gleichzeitig aber auch ein gelungener Start in ein neues Lebensjahr, denn Gomez hat am 10. Juli, dem Final-Tag, Geburtstag - er wird dann 31 Jahre alt.

Wenn Gomez nicht trifft, tut es vielleicht... Manuel Neuer!?

Übrigens: Sollte Torjäger Gomez doch Ladehemmungen haben, gibt es für die Schlussphase noch eine überraschende Alternative: Manuel Neuer. Der wohl weltbeste Keeper ist für seine Ausflüge weit außerhalb seines Strafraumes bekannt. Neu ist aber, dass er nun auch Torschuss- oder besser: Torköpf-Training macht. Man weiß nie, wofür das noch gut sein könnte...