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Die letzten ihrer Art

Jennifer Frazcek4. März 2013

Seit der Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES 1973 ist viel für bedrohte Tiere und Pflanzen getan worden. Doch nicht immer ziehen alle Nationen an einem Strang.

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Blauflossen Thunfische (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa

CITES - das steht für Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora - und ist das Abkommen, das die Kontrolle des Handels mit gefährdeten Tieren und Pflanzen überwacht. CITES kann den Handel verbieten oder einschränken. Dazu muss die entsprechende Tier- oder Pflanzenart allerdings erst auf eine Liste gesetzt werden.

Derzeit haben 177 Mitglieder das Abkommen unterschrieben. Und es sind diese 177 Staaten mit ihren unterschiedlichen Traditionen und Interessen, die sich darüber einig werden müssen, was sie für schützenswert halten. Soll ein Tier oder eine Pflanze auf die CITES-Liste gesetzt werden, müssen zwei Drittel der Mitgliedsstaaten dafür stimmen. Primaten, Wale, Meeresschildkröten, Korallen und Orchideen haben es bereits auf die Liste geschafft. Insgesamt sind es rund 5000 Tier- und etwa 29.000 Pflanzenarten, die den CITES-Schutz bereits genießen.

Köche bereiten eine Suppe aus Haiflossen zu, daneben hängen Haiflossen (Foto: picture-alliance/dpa)
Haiflosse als Delikatesse - der Hai soll auf die CITES ListeBild: picture-alliance/dpa

Die Macht der Fischerei-Industrie

Während im 40. Jubiläumsjahr vom 3. bis 14. März 2013 die 16. CITES-Konferenz in Bangkok stattfindet, wird einmal mehr die Überfischung der Meere diskutiert. Denn durch die riesigen Netze werden mitunter ganze Schwärme eingefangen, so dass sich die Fische gar mehr nicht schnell genug vermehren können, um ihren Bestand zu halten.

Ein Beispiel dafür ist der Blauflossen-Thunfisch. Studien zufolge gibt es im Mittelmeer nur noch rund ein Zehntel der ursprünglichen Bestände. Der größte Teil des dort gefangenen Thuns geht nach Japan und wird dort zu Sushi verarbeitet.

Bei der CITES-Konferenz 2010 in Doha war ein Antrag auf ein Verbot des Handels mit dem Blauflossen-Thunfisch eingereicht worden. Er scheiterte unter anderem am Widerstand Japans und Chinas. Vor allem Japan habe damals "eine gewaltige diplomatische Arbeit geleistet, um andere Staaten dazu zu bewegen, dem Antrag nicht zuzustimmen", sagt der Artenschutzexperte im Umweltministerium, Gerhard Adams, im Interview mit der Deutschen Welle.

Freier, grüner Welthandel

Volker Homes vom WWF (Foto: Rosa Merk/WWF)
Volker Homes ist Artenschutz-Experte beim WWFBild: Rosa Merk/WWF

Fisch und Holz sind nach Auskunft des WWF-Artenschutzexperten Volker Homes "die wirklich großen kommerziellen Artengruppen". Viele Milliarden Euro würden mit ihrem Handel umgesetzt. Homes hält viel von CITES. Denn es ist, wie er sagt, wohl das einzige Umweltabkommen, das Sanktionen kennt. CITES kann den Import gefährdeter Arten verbieten und Länder vom Handel mit bestimmten Tieren und Pflanzen ausschließen. Das sei ein nicht zu unterschätzendes Druckmittel.

Vor allem gegenüber Ländern, die - wie Japan - in hohem Maß von Importen abhängig sind. Aufgrund dieser Abhängigkeit seien die Japaner "sehr sensibel, wenn ihnen jemand vorschreiben will, was sie zu fangen und wie viel sie zu importieren haben". Das treffe sie sehr, sagt Homes der Deutschen Welle.

Konfliktpotenzial besteht aber nicht nur mit einzelnen Staaten. Umweltabkommen mit Einfluss auf die Wirtschaft müssen sich auch mit der Welthandelsorganisation (WTO) auseinandersetzen, die den freien Handel vertritt. Zentral ist dabei das General Agreement on Tarifs and Trades (GATT), ein in den 1940er Jahren geschlossenes Abkommen, das Importverbote missbilligt - und zwar in erster Linie, damit kein Staat wirtschaftlich benachteiligt wird.

Die Leiterin des Zentrums für Umweltforschung der Freien Universität Berlin, Miranda Schreurs, stellt fest, dass es in den vergangenen Jahren in der WTO-Rechtsprechung Veränderungen gegeben hat. Die WTO habe bereits in einigen Fällen den Artenschutz über den freien Handel gestellt, so Schreurs: "Die WTO ist schon 'grüner' geworden, aber es gibt noch viel Raum für Verbesserungen."

Positive Bilanz?

Aus der Sicht von Volker Homes hat das Abkommen das Aussterben einiger Arten verhindert: "Der Handel mit Walfleisch spielt so gut wie keine Rolle mehr. CITES und das Moratorium der Internationalen Walfangkommission haben erreicht, dass sich die Bestände einiger großer Walarten wieder deutlich erholen." Ähnliches gelte für das Nilkrokodil, das Ozelot und den Leoparden.

Elfenbein in einem Nationalpark in Südafrika (Foto: picture-alliance/dpa)
Der Elfenbeinhandel in Afrika ist bedeutendBild: picture-alliance/dpa

Ohne Fisch keine Fischerei

Bei der 16. CITES-Konferenz in Bangkok sollen nun unter anderem einige Speisefischarten unter Schutz gestellt werden. Folgt man in Sachen Überfischung der Argumentation von Naturschützern, gibt es bei dieser Frage im Grunde gar kein Konfliktpotenzial. "Ohne Fisch gibt es keine Fischerei und keinen Fisch auf dem Teller", sagt Homes. Insofern sei es naheliegend, "dass man bestimmten Beständen die Möglichkeit zur Erholung gibt, damit Fische als Nahrungsmittel und die Arbeitsplätze in der Fischerei-Industrie bleiben". Auch Gerhard Adams sagt, man sei nicht gegen den Fischfang. Die Bestände sollten sich aber so entwickeln können, dass er weiterhin möglich sei.

Tropenhölzer, Elefanten, Eisbären

In Bangkok werde aber auch die Wildereikrise in Afrika eine große Rolle spielen, sagt Adams. Organisierte Banden, oft mit militärischer Ausrüstung, plünderten dort die Tierwelt - vor allem Elefanten und Nashörner würden gejagt. "Der illegale Elfenbeinhandel ist inzwischen wirtschaftlich in etwa so bedeutend wie Drogen- oder Menschenhandel", erklärt er. Zudem bringen die USA einen Antrag ein, den Handel mit Eisbärfellen zu verbieten. Durch das Schmelzen der Polkappen werde das Überleben für den Eisbär schwerer, deswegen sollte er nicht mehr gejagt werden dürfen.