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Deutschland bleibt größter Handelspartner der Tschechischen Republik

20. Oktober 2003

- Czech Trade und Czech Invest knüpfen Wirtschafts-Kontakte zwischen beiden Ländern

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Bonn, 20.10.2003, DW-radio, Julia Elvers

Die EU-Erweiterung wird den jetzigen Mitgliedsländern neue Märkte eröffnen. Deutschland ist für viele mittelosteuropäische Länder schon jetzt Handelspartner Nummer eins. Zum Beispiel für die Tschechische Republik. Von den 36 Milliarden Euro, die seit 1993 in dem Land investiert wurden, kamen 30 Prozent aus Deutschland. "Czech Trade" und "Czech Invest", zwei staatliche Agenturen, werben weltweit für tschechische Produkte und Dienstleistungen. Julia Elvers über die neuesten Wirtschaftsentwicklungen zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik.

"Czech Trade" und "Czech Invest" sind Agenturen des tschechischen Industrie- und Handels-Ministeriums. Seit drei beziehungsweise sechs Jahren haben sie ein Auslandsbüro in Deutschland. Die eine Agentur hilft deutschen Unternehmern, tschechische Handelslieferanten zu finden, die andere wirbt für deutsche Investitionen in der Tschechischen Republik. Ihr Ziel ist dasselbe: Die Handelsförderung ihres Landes. Zdenek Kocárek von "Czech Trade" sagt, dies komme nicht nur der tschechischen Seite zugute:

"Einerseits unterstützten wir natürlich die tschechischen Unternehmen, die sich auf Auslandsmärkten neue Informationen oder Kontakte holen wollen. Auf der anderen Seite bieten wir ganz bewusst deutschen Unternehmen Dienstleistungen an. Wir bieten ihnen die kostenfreie Suche nach tschechischen Geschäftspartnern, nach Kooperationspartnern, nach Lieferanten, nach Zulieferern."

Über 40 deutsche Anfragen bearbeitet die Czech Trade-Zentrale in Prag jeden Monat; mehr als die Hälfte kommt aus der Industrie. Vor allem im Automobilbereich bestehen enge Verbindungen zwischen beiden Ländern. Maschinenbau, aber auch Textil- und Glasherstellung haben in Tschechien eine lange Tradition. Das Land liefere gute Qualität zum guten Preis, so Kocárek. Gleichzeitig betont er, dass die tschechischen Unternehmen oft nicht flexibel genug sind, was zum Beispiel die angefragten Liefermengen angeht. Seiner Meinung nach gilt der deutsche Markt als Prüfstein für tschechische Lieferanten. Sprich: Wenn sich ein tschechisches Unternehmen auf dem deutschen Markt bewährt, kann es auch in anderen Ländern Fuß fassen:

Kocárek:

"Jeder Kontakt eines tschechischen Unternehmers oder einer Firma, die mit Exporten nach Deutschland beginnt, ist eine große Schule für die tschechische Firma. Wenn die tschechische Firma irgendwie erkennt, dass sie nicht fähig ist, mit großen Mengen auf einmal als Einzellieferung auf den Markt zu kommen, ja, dann muss sie sich einfach anpassen!"

Kocárek möchte verhindern, dass die Tschechen ihren Standortvorteil verlieren, den sie durch die unmittelbare Nachbarschaft zu Deutschland haben. Durch die grenznahe Lage kommen sie im Gegensatz zu weiter entfernt liegenden Ländern als Zulieferer bei "Just-in-Time-Lieferungen" in Frage, das heißt bei Lieferungen zu genau dem Zeitpunkt, an dem das Produkt gebraucht wird. Dadurch wird kostspielige Lagerung vermieden.

Das Gegenstück zu "Czech Trade" ist "Czech Invest". Diese Agentur wirbt für ausländische Investitionen in der Tschechischen Republik. Die deutschen Investoren kommen aus denselben Branchen, die nach tschechischen Zulieferern suchen: Automobilhersteller, Maschinenbau- und Elektrofirmen führen die Liste an. Doch Tschechien ist kein Billiglohnland mehr; in Rumänien, der Ukraine oder China sind die Löhne niedriger. Deshalb bemüht sich "Czech Invest" verstärkt um Investoren auch aus anderen Branchen, sagt Renata Haklová, die Leiterin des Kölner Büros:

"Die Aufgabe von 'Czech Invest' ist, mehr die High Technology zu vermarkten, auch Dienstleistungen wie Softwareentwicklung oder verschiedene technische Designs. Wir finden auch, dass bei uns sehr gute Möglichkeiten im Biotechnologie-Sektor bestehen."

Und daher wollen sich die Tschechen in Zukunft mehr in diese Richtung orientieren. (lr)