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Deutsch-türkisches Projekt gegen Extremismus gestartet

7. September 2006

Die Außenminister Deutschlands und der Türkei haben eine Initiative für einen stärkeren Dialog zwischen Kulturen und Religionen auf den Weg gebracht. Mit dabei ist auch das deutsche Auslandsfernsehen.

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Zentrales Thema bleibt die geplante Mitgliedschaft der Türkei in der Europäischen UnionBild: picture-alliance / dpa

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und sein türkischer Kollege Abdullah Gül stellten am Donnerstag (7.9.2006) in Istanbul eine gemeinsame Initiative vor, mit der das gegenseitige Verständnis zwischen Deutschen und Türken gefördert werden soll. Zu dem kurz vor dem fünften Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 präsentierten Konzept der Minister gehört unter anderem eine engere Zusammenarbeit im Bildungsbereich und bei den Medien. Zudem betonten die beiden Politiker die Bedeutung der türkischen EU-Bewerbung.

Steinmeier und Gül beklagten in einer schriftlichen Erklärung zu ihrer Initiative, dass nach den Terroranschlägen der vergangenen Jahre ein "Klima der Unsicherheit und der Angst" entstanden sei. Die Ursprungsidee basiert auf einem Artikel von Steinmeier und Gül aus dem Februar 2006, in dem sie auf die gewalttätigen Proteste in vielen islamischen Ländern gegen die Mohammed-Karikaturen reagierten. Die Krise habe "ein alarmierendes Maß an islamophobischen Gefühlen im Westen und an anti-westlichen Gefühlen in der islamischen Welt" offenbart. Deshalb wollten Deutschland und die Türkei allen Versuchen entgegentreten, "eine Kultur gegen die andere auszuspielen".

Die Ernst-Reuter-Initiative

Die Minister unterstrichen, eine moderne und in die europäischen Institutionen integrierte Türkei könne zur Überwindung kultureller und religiöser Trennungslinien beitragen. Ihre Initiative trägt den Namen des früheren Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter, der von den Nazis verfolgt wurde und in der Türkei Zuflucht fand. Steinmeier erinnerte daran, dass nicht nur der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, Reuter, während der Nazi-Zeit in der Türkei Asyl gefunden habe, sondern neben ihm auch zahlreiche Wissenschaftler und Künstler. Mit der Initiative wollen beide Minister gemeinsam mit ihren Partner aus Wirtschaft, Medien, Bildung und Wissenschaft eine verstärkte deutsch-türkische Zusammenarbeit anschieben.

Steinmeier und Gül forderten eine engere Kooperation von Massenmedien in beiden Ländern, den Ausbau von Schul-Partnerschaften und Lehrer-Austauschprogrammen sowie eine Überarbeitung von Schulbüchern. Außerdem soll die Zusammenarbeit zwischen Universitäten ausgebaut werden; angeregt wurde auch die Einrichtung eines Lehrstuhls für Türkei-Studien an einer deutschen Universität.

Mehr türkisches TV-Programm aus Deutschland

Anlässlich der Initiative gab die Deutsche Welle (DW) zudem eine Ausweitung der Medienpräsenz auf dem türkischen Markt bekannt. TV-Magazinsendungen des deutschen Auslandsfernsehens (DW-TV) können von Oktober an täglich in landessprachlicher Synchronisation in der ganzen Türkei empfangen werden. Der DW-TV-Partnersender "Kanal A" (Ankara) werde unter anderem die Sendungen "Europa Aktuell", "Politik direkt" und die Talksendung "Quadriga" ausstrahlen, sagte DW-Intendant Erik Bettermann. (kas)