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Bewegung und Automation

Henrik Böhme, zurzeit Hannover9. April 2003

Auch in der Krise bleibt der Maschinen- und Anlagenbau Paradedisziplin der deutschen Industrie. Viele Unternehmen sind mit ihren Produkten Weltmarktführer. Auf der Hannover Messe zeigen sie die neuesten Trends.

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Im Inneren einer WindkraftanlageBild: AP

Antriebstechnik - das klingt im ersten Moment langweilig. Wohl deshalb hat der Maschinenbauverband den Ausstellungssbereich "Motion and Drive" genannt. Schaut man sich in den zahlreichen Messehallen etwas näher um, dann kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Man lernt, dass ohne Antriebstechnik nichts gehen würde. Kein Rad würde sich drehen, kein Computer würde laufen, keine Pumpe könnte Wasser nach oben fördern. Und man lernt zudem, dass die deutschen Unternehmen in dieser Branche mit vielen Produkten Weltmarktführer sind.

Beste Hochschulen durch gemeinsame Projekte

Industriemesse in Hannover
Glühbirnen zur Dekoration auf der Hannover MesseBild: AP

Und das hat gute Gründe, sagt Hartmut Rauen vom zuständigen Industrieverband: "Wir haben mit der Branche seit Jahrzehnten gemeinsam immer dafür gesorgt, dass wir uns technologisch nach vorne entwickeln. Mit gemeinsamer Forschung - auch mit staatlicher Hilfe - aber eben auch mit sehr viel Geld aus der Industrie. Das läuft hervorragend." Die Branche habe die besten Hochschulen weltweit durch gemeinsame Forschungsprojekte. "Wir haben die besten Ingenieure weltweit, die wir eben gemeinsam ausbilden - und das schlägt sich dann in einem hohen technologischen Standard nieder", sagt Rauen.

Und so sind viele deutsche Firmen Trendsetter, wenn es um Wälzlager, Getriebe, Kupplungen, Pumpen und Ketten geht. Drei Viertel der Produktion wird exportiert, viele Firmen haben mittlerweile Töchter im Ausland. Am Messestand der Augsburger Renk AG fällt ein zwei Meter großes Zahnrad auf. Eine Weltpremiere, und ein wichtiges Bauteil für eine neue Getriebegeneration für Windkraftanlagen mit einer Leistung von 5000 Kilowatt. Vorstandschef Manfred Hirt: "Es ist kein Windrad, das wäre ein bisschen stark untertrieben. Es ist eine riesige Windturbine mit 120 Meter Flügeldurchmesser." Auf einem Turm von 100 Metern Höhe soll dieses Getriebe 5000 Kilowattstunden über viele Jahre übertragen. Und das auf wenig Platz. "Das sind schon besondere Herausforderungen", zeigt sich Hirt sicher.

Sehr groß, sehr schnell, sehr schwierig

Hannover Messe Logo 2003
Hannover Messe Logo

Herausforderung anzunehmen - das scheint das Erfolgsgeheimnis der Branche zu sein. "Denn einfach kann jeder", sagt Hirt und fügt hinzu: "Unser Unternehmen bewegt sich immer auf dem Niveau 'High End Technology' - vor allem da, wo es sehr groß, sehr schwierig, sehr schnell wird. 140 Megawatt oder 100.000 Umdrehungen oder eben hier 5000 Kilowatt auf einem 100 Meter hohen Turm: Das sind die Dimensionen, auf denen wir uns mit unserem Know-How bewegen."

Vergleichsweise unscheinbar gegen das Windradgetriebe ist hingegen ein Mini-Elektromotor, der in ein Kunstherz eingebaut wird. Auch das ist eine Herausforderung - gelöst von der Firma Wittenstein, einem Mittelständler aus Baden-Württemberg. Aufgabenstellung sei bei dem Herz-Pumpen-Motor gewesen, einen möglichst kleinen, kompakten Antrieb zu machen, der in die Pumpe integriert werden kann. Mit einem sehr hohen Wirkungsgrad bei dem möglichst wenig Wärme erzeugt wird, die in den Körper abstrahlt, der darauf sehr empfindlich reagiert. Der kleinste Antrieb der Firma Wittenstein hat nach eigenen Angaben ein Kantenmaß von 17 Millimetern. Antriebstechnik - eine langweilige Sache? Keinesfalls. Im Gegenteil - von dieser Branche können Viele lernen, wie man auch in der Krise erfolgreich sein kann.