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Öl-Trichter arbeitet nach Kollision wieder

24. Juni 2010

Das Öl-Absaugsystem über dem Bohrloch im Golf von Mexiko funktioniert wieder. Es war abgeschaltet worden, nachdem ein Unterwasser-Roboter mit dem Absaugtrichter zusammengestoßen war.

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Unterwasseraufnahme von dem Leck am Meeresgrund, aus dem Öl ins Meer fließt.(Foto: Marius Becker dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++)
Öl strömt immer noch aus dem Leck in den Golf von MexikoBild: picture alliance/dpa

Ein Unterwasser-Roboter ist am Mittwochmorgen (23.06.2010) in 1.500 Metern Tiefe gegen die Absaugvorrichtung geprallt. Admiral Thad Allen, der Einsatzleiter der US-Regierung, teilte mit, dass nach der Kollision Gas ausgetreten sei. Durch dieses aufsteigende Gas hätte die Anlage nicht mehr ausreichend mit Warmwasser versorgt werden können. In der Folge hätte die Gefahr bestanden, dass sich Eiskristalle bilden, die den Absaugtrichter komplett verstopfen. Ähnliche Probleme hatten bereits vor Wochen dazu geführt, dass erste Absaugversuche nicht funktionierten. Am Mittwochabend konnte der Fehler behoben und der Absaugtrichter wieder über dem Bohrloch angebracht werden. Ein kleineres Absaugsystem an dem Bohrloch war nach Angaben des Ölkonzerns BP nicht von dem Problem betroffen.

Das Öl fließt und fließt und fließt

Ein ölverschmierter Polikan mit offenem SChnabel und ausgebreiteten Flügeln sitzt in verschmutztem Wasser am Strand(Foto: AP Photo/Charlie Riedel)
Ölverschmierter Pelikan an der Küste LouisianasBild: AP

Der nun reparierte Trichter konnte zuletzt pro Tag rund 2,6 Millionen Liter Öl absaugen. Der größte Teil des Öls fließt aber trotzdem ungehindert in den Golf von Mexiko. Denn insgesamt treten aus dem Bohrloch pro Tag fast zehn Millionen Liter Öl aus - und das seit mehr als zwei Monaten. Bis das Bohrloch endgültig versiegelt werden kann, werden noch Monate vergehen. Derweil gelangt immer mehr Öl auch an die Küsten rund um den Golf von Mexiko. Bilder von ölverschmierten Vögeln und Stränden zeigen das Ausmaß der Katastrophe. Die Fischerei-Industrie und der Tourimus leiden ebenfalls stark unter der Ölpest. Begonnen hatte sie nach der Explosion auf der von BP betriebenen Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April dieses Jahres. Die Insel sank und gab ein Leck am Grunde des Ozeans frei. BP steht wegen der mangelnden Sicherheitsmaßnahmen auf der Bohrinsel und dem häufig nicht professionell wirkenden Krisenmanagement massiv in der Kritik. So konnte eine Absaugvorrichtung nach mehreren Fehlversuchen erst nach Wochen erfolgreich über dem Leck platziert werden.

BP bekommt neuen Krisenmanager

Der neue Krisenmanager für die Ölpest im Golf von Mexiko ist der US-Amerikaner Bob Dudley. Er ist nun der Vorsitzende der neu gegründeten "Gulf Coast Restauration Organisation", der Organisation zur Restauration der Golfküste, und soll täglich an BP-Chef Tony Hayward berichten. Bisher war Bob Dudley für das BP-Geschäft in Amerika und Asien zuständig. Der 54-Jährige ist in Mississippi aufgewachsen, dem von der Ölpest am stärksten betroffenen US-Staat. BP-Chef Hayward werde sich nun wieder um seine regulären Aufgaben kümmern, teilte BP mit. Hayward steht bereits seit einiger Zeit wegen seines Krisenmanagements und wegen öffentlicher Äußerungen über die Ölpest heftig in der Kritik. Unter anderem hatte er auf dem Höhepunkt der Krise gesagt, er wolle sein altes Leben zurückhaben.

BP-Chef Tony Hayward vor einer ölverschmutzten Küste (Foto: AP Photo/Patrick Semansky)
BP-Chef Tony Hayward macht sich am Golf von Mexiko ein Bild von der ÖlpestBild: AP

US-Regierung hält trotz Gerichtsurteil an Bohrstopp fest

Barack Obama gibt einem der Helfer gegen die Ölverschmutzung die Hand (Foto: AP Photo/Charles Dharapak)
Barack Obama besucht die Helfer am Golf von MexikoBild: AP

Derweil hält die US-Regierung weiter an dem beschlossenen Ölbohr-Stopp im Golf von Mexiko fest. US-Innenminister Ken Salazar hat eine neue Begründung für die Notwendigkeit des Bohrverbots in den nächsten Tagen angekündigt. In der neuen Begründung werde zweifelsfrei belegt sein, dass der Bohrstopp notwendig und angemessen sei, so Salazar. Er verwies auf Hinweise, dass die Ölbranche sich nicht ausreichend um die Sicherheit bei Ölbohrungen kümmere. Das Weiße Haus teilte mit, dass eine Fortsetzung der Tiefseebohrungen Arbeiter und Umwelt einer Gefahr aussetzen würden, solange nicht zweifelsfrei geklärt sei, wie genau es zu der Ölkatastrophe gekommen ist. Ein US-Gericht hatte den verhängten Ölbohr-Stopp für nichtig erklärt. Bundesrichter Martin Feldman hatte am Dienstag (22.06.2010) in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana erklärt, dass der Bohrstopp rechtlich nicht ausreichend begründet sei. Damit gab der Richter Ölfirmen Recht, die ein Ende des Bohrstopps gefordert hatten. Sie argumentierten, die Regierung habe keine Beweise dafür, dass ihre Bohrungen eine Gefahr für den Golf von Mexiko darstellten. Die Ölfirmen fürchten Umsatzeinbußen und sehen tausende Arbeitsplätze in der Region durch den Bohrstopp gefährdet. US-Präsident Barack Obama hatte Ende Mai bereits genehmigte Bohrungen in Gewässern mit einer Tiefe von mehr als 150 Metern stoppen lassen. Der Stopp gilt für sechs Monate. Bis dahin sollen die Ursachen für das Sinken der Bohrinsel "Deepwater Horizon" feststehen. Eine Kommission untersucht die Ursachen derzeit und soll am Ende der Untersuchung Maßnahmen vorschlagen, wie zukünftige Unglücke dieser Art verhindert werden können.

Portrait von Richter Martin Feldman(Foto: AP Photo/Office of U.S. District Judge Martin L.C. Feldman)
Richter Martin FeldmanBild: AP

Autor: Marco Müller (dpa, ap, rtrs, afpd)
Redaktion: Oliver Pieper