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Politik

Zwei wie Trump und Merkel

Michael Knigge sp
13. März 2017

Twitter, Interviews, Wahlkampfbühne: Über Medien wetterte US-Präsident Trump gegen die Politik von Bundeskanzlerin Merkel. Wird er sich das auch von Angesicht zu Angesicht in Washington trauen?

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Bildcollage Donald Trump Angela Merkel lächelnd (Foto: picture-alliance/dpa/J.  Knappe & Reuters/K. Lamarque)
Bild: picture-alliance/dpa/J. Knappe & Reuters/K. Lamarque

Wenn US-Präsident Donald Trump ein Negativbeispiel aus der Weltpolitik braucht, hat er schnell eins parat: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das Verhältnis zwischen dem US-Präsidenten und der Bundeskanzlerin galt bislang als angespannt. Das dürfte wohl auch an den verbalen Giftpfeilen liegen, die der Amerikaner bereits während seines Wahlkampfes in Richtung Berlin geschossen hat.

In einem Interview im Oktober 2015 sagte Trump über ihre Entscheidung, mehr als eine Million Flüchtlinge in das Land zu lassen: "Ich dachte immer, Merkel ist eine große Regierungschefin. Doch was sie in Deutschland getan hat, ist geisteskrank." Die Einwanderungspolitik der Kanzlerin sei "ein fürchterlicher Fehler". Und er prophezeite: "In Deutschland wird es zu Ausschreitungen kommen." 

Ruiniertes Deutschland

Zwei Monate später - nachdem das Magazin "Time " - Merkel zur Person des Jahres ernannte, verkündete Trump auf Twitter, dass nicht er als großer Favorit gewählt wurde, sondern die Person, die "Deutschland ruiniert". 

Im März 2016 berichtete Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung in Iowa von der Kölner Silvesternacht, in der Hunderte Frauen überfallen und angegriffen wurden. Er prophezeite erneut Krawalle in Deutschland und teilte gegen Merkel aus. "Das deutsche Volk wird randalieren. Die deutsche Bevölkerung wird erst damit aufhören, wenn sie diese Frau [Angela Merkel] gestürzt hat. Ich weiß nicht, was sie denkt." 

Während einer Ansprache über den Brexit im Juni vergangenen Jahres sinnierte Trump über deutsche Auswanderer: "Das sind Menschen, die sehr stolze Deutsche waren. Das ist unglaublich. Sie dachten, es sei das Größte, was es je gegeben hat, und jetzt sprechen sie darüber, Deutschland zu verlassen."   

Aber im September 2016, nachdem Trump Merkel monatelang mehrfach verbal attackiert hatte, fand er gegenüber der Kanzlerin anerkennende Worte - wenn auch mit einigen graduellen Abstufungen.   

"Sie ist fantastisch"

"Nun, ich denke, Merkel ist eine großartige Regierungschefin", sagte er in einem Interview. "Aber ich war sehr enttäuscht, als sie diesen Schritt in der Einwanderungspolitik machte. Ich denke, es ist ein großes Problem, wissen Sie. Man muss wirklich beachten, was sie in den vergangenen anderthalb Jahren getan hat. Ich war immer ein Merkel-Anhänger. Sie ist fantastisch. Aber ich denke, sie hat vor anderthalb Jahren einen wirklich tragischen Fehler begangen."    

Merkel kritisiert US-Einreiseverbot

 Anders als einige Mitglieder des Kabinetts in Berlin, ist Merkel nach den kritischen Äußerungen Trumps gelassen geblieben. Während des US-Wahlkampfes hat sie nicht direkt darauf reagiert. Stattdessen wartete Merkel bis nach der Wahl, um dem neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Nachricht zu übermitteln. 

In einem bemerkenswerten Statement, in dem das Kanzleramt Trump zu seinem Sieg beglückwünschte, bot sie dem künftigen US-Präsidenten eine enge Zusammenarbeit auf der Basis gemeinsamer Werte an. Diese listete sie einzeln auf: "Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung." 

Öffentliche Lektion

Im Vergleich zu Trumps Attacken wirkt das Vorgehen von Merkel eher zahm. Doch die Bundeskanzlerin macht eine Zusammenarbeit mit einem US-Präsidenten abhängig von konkreten Bedingungen, dazu in einer Weise, die für ihn als Lektion in Sachen westlicher Werte gedeutet werden könnte: Ein starker Vorwurf gegenüber einem frisch gewählten US-Präsidenten.  

Aber Merkel hörte damit nicht auf. Sie kritisierte im Januar auch Trumps Einreisestopp für Menschen aus vornehmlich muslimischen Staaten: "Der notwendige und entscheidende Kampf gegen Terrorismus rechtfertigt in keiner Weise, Menschen einer bestimmten Herkunft oder eines bestimmten Glaubens unter Generalverdacht zu stellen", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert.   

Wenn man diese Auseinandersetzung im Hinterkopf behält, scheint es angemessen, das erste Merkel-Trump-Treffen als möglicherweise angespannt zu beschreiben. Ein erfahrener Experte für US-Außenpolitik kommentierte nur halb scherzhaft, dass aus seiner Sicht das Treffen schon erfolgreich sei, wenn Trump Merkel nicht beleidigen würde und das Ganze ohne Geschrei ende.