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Ein Club wie jeder andere

Stefan Nestler27. Oktober 2008

Maccabi ist eine weltweite jüdische Sportbewegung, die 1921 in Deutschland geboren wurde. Heute trainiert Lothar Matthäus einen Maccabi-Club in Israel. Der TuS Maccabi Düsseldorf aber spielt in der Kreisklasse.

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Maccabi-Spieler holt zum Schuss aus. Quelle: Stefan Nestler, DW
Einschießen für die KreisklasseBild: DW

Sonntagnachmittag auf einem Fußballplatz in Düsseldorf. TuS Maccabi spielt in der Kreisklasse C gegen den FC Bosporus. Jüdische gegen moslemische Kicker. "Für uns macht das keinen Unterschied", sagt einer der türkischen Spieler, "wir denken nur an den Sieg." Auch Grygoriy Karzhynyerov, der Vereinspräsident des TuS Maccabi Düsseldorf, steht ganz entspannt am Spielfeldrand. "Wir treiben hier nur Sport. Wir sind weit weg von der Politik."


Von antisemitischen Beschimpfungen verschont

Verteidiger Rotem Lanzman steht mit Trainingsjacke am Spielfeldrand. Quelle: Stefan Nestler, DW
Verteidiger Rotem LanzmanBild: DW

Weit weg von antisemitischen Beschimpfungen, die jüdische Fußballer andernorts, wie etwa im Frühjahr in Berlin, über sich ergehen lassen mussten. "Davon sind wir hier in Düsseldorf bisher verschont geblieben", sagt Rotem Lanzman, rechter Verteidiger des TuS Maccabi. Natürlich gebe es schon einmal Wortgefechte auf dem Platz. "Aber die haben nichts damit zu tun, dass Maccabi ein jüdischer Verein ist." Lanzman wurde vor 28 Jahren in Israel geboren. Als er zwei Jahre alt war, zogen seine Eltern nach Dortmund. Die Kindheit in der Ruhrgebietsstadt hat ihn auch fußballerisch geprägt. Sein Herz schlägt für Borussia Dortmund. "Die israelische Liga interessiert mich nicht so sehr".

Ob in Düsseldorf oder Madrid, Treffpunkt Maccabi

Auch in der Kreisliga-Mannschaft des TuS Maccabi Düsseldorf wird eher selten über Rekordnationalspieler Lothar Matthäus diskutiert, den Trainer des israelischen Clubs Maccabi Netanya. "Da geht es eher um den FC Chelsea", so Lanzman. Die Vorliebe für den Club des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch kommt nicht von ungefähr. Rund 70 Prozent der Düsseldorfer Maccabi-Spieler stammen aus den Staaten der früheren Sowjetunion. Vorherrschende Sprache auf dem Platz ist daher russisch. "Ein paar Brocken verstehe ich inzwischen auch", sagt Rotem Lanzman. "Das hilft mir sogar bei der Arbeit." Er verdient sein Geld als Arzt an der Universitätsklinik Düsseldorf. Als Lanzman neu in der Stadt war, führte ihn sein Weg zu Maccabi. Dort wollte er Fußball spielen und Kontakte knüpfen. "Das habe ich als Medizin-Student in Madrid genauso gemacht." Maccabi sei für jüdische Mitbürger Treffpunkt und Identifikationsobjekt zugleich.

Bei Samstagsspielen würde nur der Rabbi fehlen

Spielszene Kreisklasse FC Bosporus - TuS Makkabi Quelle: Stefan Nestler, DW
Sabbat-Fußball kein TabuBild: DW

In der Düsseldorfer Fußballmannschaft kicken aber auch nichtjüdische Spieler. "Die werden problemlos integriert". Schließlich sei der TuS Maccabi eine ganz normale Fußballmannschaft. "Wenn wir in unserer Kreisliga C spielen, werden wir gar nicht als ein jüdischer Verein angesehen, sondern wie jeder andere Club auch." Selbst die Sonderrolle, wegen der jüdischen Sabbat-Ruhe nur sonntags zu spielen, hält Lanzman nicht für unumstößlich. "Der Rabbi würde wahrscheinlich samstags nicht zum Spiel kommen, aber ein Problem hätten wir damit nicht." Schließlich wird auch in der israelischen Liga an Samstagen gespielt, wie in der Bundesliga. Dort treten auch zwei israelische Nationalspieler gegen den Ball: Roberto Colautti und Gal Albermann gehören zum Kader des Aufsteigers Borussia Mönchengladbach. Das findet Kreisklasse-Kicker Rotem Lanzman gut, "weil es von einer gewissen Normalität zeugt, dass jüdische Spieler oder israelische Spieler in Deutschland akzeptiert werden."

Shakehands nach dem Abpfiff

Spieler des FC Bosporus und von TuS Makkabi schütteln sich nach dem Abpfiff die Hände. Quelle: Stefan Nestler, DW
Fair geht vorBild: DW

Das Spiel der Kreisklasse C zwischen dem FC Bosporus und TuS Makkabi endet mit einem 5:1-Sieg der türkischen Kicker. Nach dem Abpfiff schütteln sich die Spieler beider Teams die Hände. Schiedsrichter Fabricio Battista hatte mit der fairen Partie keine Probleme. Für ihn war es kein außergewöhnliches, sondern ein ganz normales Fußballspiel. "In unserer Multi-Kulti-Gesellschaft macht es doch keinen Unterschied, ob Christ, Moslem, Jude, Hindu oder sonst was."