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"Wir werden Schwerter sein"

Mahmoud Tawfik 8. April 2003

Werden Selbstmordattentate zur letzten Waffe eines Regimes am Abgrund? 5000 arabische Freiwillige sollen im Irak darauf warten, sich den Eindringlingen in den Weg zu stellen. Experten bezweifeln diese Zahl.

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Ramadan Schallah, Führer der Vereinigung "Islamischer Dschihad"Bild: AP

"Die vom Islamischen Dschihad in den Irak entsandten Freiwilligen sind todeswillige Selbstmordattentäter." Das versicherten führende Mitglieder der palästinensischen Organisation "Islamischer Dschihad". In Israel kann die Terrororganisation solche Anschläge organisieren, das hat sie zuletzt am 30 März 2003 in der israelischen Stadt Netanja unter Beweis gestellt. Dieser Anschlag, es war der erste in Israel seit dem Beginn des Irak-Krieges, sei "ein Geschenk an das irakische Volk," wie die Führung der Organisation verlauten ließ.

Mehr als Propaganda?

Das irakische Staatsfernsehen zeigte bereits Bilder von ägyptischen, syrischen und sudanesischen Kämpfern, die sich auf die Pflicht des islamischen Dschihad berufen. Das Credo lautet: "Wir werden Schwerter sein, erhoben gegen die Feinde, die es auf die arabische und islamische Nation abgesehen haben." Als unzuverlässige irakische Staatspropaganda könnte man dies abtun, doch mittlerweile hat auch eine Anzahl unabhängiger Medien bestätigt, dass es die arabischen Freiwilligen im Irak wirklich gibt. Der katarische Nachrichtensender El Dschasira zeigte noch vor dem Krieg Bilder aus einem Trainingslager in der Nähe von Bagdad.

Die palästinensische Organisation "Islamischer Dschihad" ist bislang die einzige Organisation, die sich offiziell dazu bekannt hat, einige ihrer Mitglieder als freiwillige Kämpfer in den Irak entsandt zu haben. Das Führungsmitglied Hassan Abdel Rahman weist darauf hin, dass die Grenzen zum Irak immer noch offen seien, es bedürfe nur eines Visums, um in das Land zu gelangen. Zur genauen Zahl der Mitglieder des Islamischen Dschihads, die sich auf den Weg in den Irak gemacht haben, verweigert Abdel Rahman allerdings jegliche Auskunft. Er schätzt jedoch die Anzahl der arabischen Freiwilligen insgesamt auf "eher im zweistelligen Bereich", es seien keinesfalls Tausende von Kämpfern.

Regierungen sind nicht am Dschihad interessiert

Der ägyptische Nahost-Experte Mohammed El Sayyed Said sagte in Kairo, dass die Zahl der arabischen Freiwilligen im Irak unmöglich festzustellen sei - es mangele an unabhängigen, zuverlässigen Quellen. Andererseits weist er darauf hin, dass die Sympathie mit dem Irak und seiner Bevölkerung augenscheinlich groß sei und der Andrang auf die irakische Botschaft in Kairo beachtlich.

Während die bisherigen Selbstmordattentate im Irak bei den Massen der benachbarten arabischen Staaten zum Teil jubelnd begrüßt wurden, ist nicht damit rechnen, dass deren Regierungen in den Aufruf zum Dschihad einstimmen werden. Denn die sind weder daran interessiert, es sich mit den USA zu verderben, noch ihre Bevölkerungen in Richtung Islamismus abdriften zu lassen.