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Unermessliche Schäden

Bettina Marx18. Februar 2009

In Ägypten wird Anfang März auf einer Geberkonferenz über den Wiederaufbau des Gazastreifens beraten. Doch in Gaza selbst gibt es nicht einmal genügend Equipment, um den Schutt der Kriegsruinen abzutransportieren.

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Mann auf den Trümmern seines Hauses in Gaza, Foto: Marx/ DW
Kein Geld und keine Ausrüstung, um den Schutt zu beseitigenBild: Bettina Marx
Zerstörtes Haus in Gaza, Foto: DW/ Marx
Zehntausende wurden im Gazastreifen obdachlosBild: Bettina Marx

Drei Wochen hat der Krieg im Gazastreifen gedauert. Der Wiederaufbau jedoch wird nach Einschätzung von Experten etwa drei Jahre brauchen. Denn die Infrastruktur, die schon vorher durch die jahrelange Blockade beeinträchtigt war, hat schweren Schaden genommen. Vor allem die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung müssen dringend repariert werden. Genauso wichtig ist der Wohnungsbau. Denn während der Offensive wurden ganze Viertel dem Erdboden gleich gemacht, Hunderttausende wurden obdachlos.

Diesen Schaden abzuschätzen, ist die Aufgabe von Khaled Abdel Shafi. Er ist der Leiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen im Gazastreifen UNDP. Seine Organisation soll den Wiederaufbau und die internationale Hilfe koordinieren. Dabei gehe es um grundlegende Bereiche wie Gesundheit, Wohnraum, Bildung, Infrastruktur und Umwelt, erklärt er. Seine Erhebungen wird er zusammen mit der palästinensischen Autonomiebehörde bei der Geberkonferenz für Gaza in Kairo am 2. März 2009 präsentieren.

Bevor der Wiederaufbau beginnen kann, muss allerdings der Schutt weggeräumt werden. Doch schon das scheitere an den Bedingungen, kritisiert Abdel Shafi, denn es fehlten schlichtweg Equipment und der Zugang zum Gazastreifen. "Wir benötigen Gerät, das über die Grenzen kommen muss. Und ohne Zugang können wir den Job nicht machen", klagt er.´

Israel blockiert

Khaled Abdel Shafi, Leiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, Foto: DW/ Marx
Shafi: "Ohne Zugang können wir den Job nicht machen“Bild: DW / Bettina Marx

Doch Israel weigert sich noch immer, die Grenzübergänge zu öffnen. Vor allem Baumaterialien, Zement und Stahl, die für den Wiederaufbau dringend benötigt werden, fehlen im Gazastreifen. Kurz vor Ende der Offensive zerstörte die israelische Armee die einzige kleine palästinensische Zementfabrik. Noch nicht einmal leicht beschädigte Häuser können daher im Moment repariert werden. An den Wiederaufbau der völlig zerstörten Gebäude ist gar nicht zu denken.

Die Flüchtlingshilfsorganisation UNRWA und das Rote Kreuz haben inzwischen erste Zeltlager für die Obdachlosen errichtet. Doch selbst die humanitäre Hilfe kommt nicht in ausreichendem Umfang in das Krisengebiet, bemängelt UNDP-Chef Abdel Shafi. Es lagerten mehr Hilfsgüter außerhalb, in El Arish und in Jerusalem, als in den Gazastreifen rein kämen, sagt er: "Israel hält die humanitäre Hilfe zurück. 100 Lastwagen am Tag sind nichts im Vergleich zu dem, was gebraucht wird. Es gibt die unmittelbare humanitäre Unterstützung, also Lebensmittel, Decken, Matratzen, Zelte und Medikamente. Aber selbst das kommt nicht in der notwendigen Geschwindigkeit herein, und das vergrößert das Leid der Menschen." Er appelliert an Israel, diesen Prozess zu beschleunigen, denn je länger das dauere, desto größer werde die Verzweiflung der Menschen in Gaza.

Nicht alle Schäden sind reparabel

Die UNDP jedenfalls steht bereit, um die Hilfe zu koordinieren, sobald sie im Gazastreifen ankommt. Die UN-Organisation soll auch die zugesagte europäische Unterstützung verwalten und verteilen. Denn eines hat die Europäische Union klar gemacht: die zur Verfügung gestellten Hilfsgelder dürfen nicht über die Hamas-Regierung verteilt werden.

Beim Wiederaufbau im Gazastreifen aber geht es nicht nur um die Beseitigung der materiellen Schäden und um humanitäre Hilfe. "Es gibt Schäden, für die man Jahre oder gar Generationen benötigt, um sie zu heilen", erklärt Abdel Shafi, "wie die psychologischen Schäde durch das, was den Menschen passiert ist, den Kindern, der gesamten Bevölkerung. Es wird Generationen dauern, das zu heilen. Und es gibt so viele Menschen, die ihr Leben verloren haben, verletzt wurden oder jetzt behindert sind. Das kann natürlich nicht repariert werden."

1300 Menschen kamen während der Militäroffensive ums Leben, die meisten von ihnen waren Zivilisten. Mehr als 5000 Personen wurden verletzt. Traumatisiert wurde die gesamte Bevölkerung von 1,5 Millionen Einwohnern.

Anlieferung von Hilfsgütern in Jebalya/ Gazastreifen, Foto: DW/ Marx
Hilfe kommt an - aber zu wenigBild: DW/ Bettina Marx
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