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Wieder Tote bei Demonstrationen in Guinea

20. Oktober 2010

In Guineas Hauptstadt Conakry hat es bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Gegnern der Militärregierung zwei Todesopfer gegeben. Zu den Kämpfen kam es im Vorfeld der entscheidenden Präsidentenwahl.

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Brand bei Wahl in Guinea (Foto: AP)
Die momentane Lage in Guinea ist hochexplosivBild: AP

Es scheint eine Wiederholung zu sein. Als im September die Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten Cellu Dalein Diallo und Alpha Condé anstand, wurden bei Zusammenstößen der beiden Anhängerschaften zwei Menschen getötet.

Ähnlich gestaltet sich die Situation am Dienstag (19.10.2010). Hunderte Demonstranten trafen in der Hauptstadt Conakry mit Polizeikräften zusammen. Nach Darstellung von Augenzeugen hatten die Oppositionsanhänger begonnen, Steine zu werfen. Dies habe die Polizei zunächst mit Warnschüssen und später mit Schüssen in die Menge erwidert. Der Chef der nationalen Menschenrechtskommission, Aliou Barry, berichtete, dass zwei Menschen getötet wurden. Ein Arzt berichtete von mindestens 29 Verletzten.

Stichwahl am Sonntag

Cellu Dalein Diallo (Foto: AP)
Erster demokratisch gewählter Präsident könnte Diallo werdenBild: AP

Die Stichwahl um das Präsidentenamt ist schon mehrmals verschoben worden. So sollte eigentlich der neue Präsident schon am 19. September gewählt werden. Aber Probleme mit den Wahlzetteln führten zur kurzfristigen Terminverlegung. Somit gerät die erste freie Wahl seit der Unabhängigkeit von Frankreich vor 52 Jahren zu einer langwierigen Angelegenheit.

Schon am 27. Juni hatte es den ersten Wahlgang gegeben. Damals konnte sich der Kandidat der Opposition, Diallo, mit 44 Prozent deutlich gegen seinen Konkurrenten Condé durchsetzen. Condé erhielt lediglich 18 Prozent der Stimmen. Ein erster Stichwahltermin im Juli wurde grundlos abgesagt, jetzt soll der 24. Oktober eine Entscheidung bringen.

Eine Wahl zwischen den Völkern

Präsidentschaftskandidar Alpha Condé in traditionelle guineatische weisse Tracht beim wählen in Conakry (Foto: AP)
Condé war früher Oppositionspolitiker und ist heute Verbündeter der Militär-JuntaBild: AP

Die beiden Kandidaten kommen aus unterschiedlichen Lagern des Vielvölkerstaats. Diallo gehört zu den Peul, der stärksten Bevölkerungsgruppe in Guinea, die aber noch nie einen Präsidenten gestellt hat. Condé ist Malinke, zu den auch zahlreiche führende Putschisten zählen, die das Land seit 2008 regieren. Gegner behaupten, dass der 73-Jährige wegen seiner ethnischen Zugehörigkeit die Unterstützung der Militär-Junta genießt.

Nach Ende der französischen Kolonialherrschaft im Jahr 1958 wurde Guinea von dem autoritären Präsidenten Ahmed Sékou Touré regiert. Nach seinem Tod 1984, putschte sich der Lansana Conté mit militärischer Hilfe an die Macht und herrschte 24 Jahre lang. Während seiner Herrschaft war der heute 58-jährige Diallo mehrfach Regierungschef. Nach Contés Tod Ende 2008 kam es zu einem Wechsel innerhalb der Junta-Führung.

Wechselhafte Geschichte

Der Junta-Chef, General Sékouba Konaté in seiner Uniform setzt sein Stimme in Conakry (Foto: AP)
General Sékouba Konaté versprach Guinea einen raschen Übergang zur DemokratieBild: picture-alliance/dpa

Der Wahlprozess war durch General Sékouba Konaté und seiner Übergangsregierung in Gang gesetzt worden. Konaté hatte im Dezember 2009 die Führung der Junta übernommen, nachdem der amtierende Militärchef Moussa Dadis Camara bei einem Attentatsversuch schwer verwundet und zur medizinischen Behandlung nach Marokko ausgeflogen worden war.

Guinea gilt als ein an Rohstoffen reiches Land. Bodenschätze wie Gold, Bauxit und Diamanten werden gefördert. Dennoch kommt dieser Reichtum nicht bei der Bevölkerung an. Der größte Teil der zehn Millionen Einwohner lebt in absoluter Armut.

Autor: Ognjen Cvijanović (afp, dpa, epd)

Redaktion: Marion Linnenbrink