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Wirtschaftsfonds Deutschland

12. April 2010

Die Förderbank KfW warnt davor, dass sich die Kreditbedingungen für Unternehmen in den nächsten Monaten massiv verschlechtern könnten. Die Bundesregierung will mit Bürgschaften Pleiten verhindern.

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Geldstapel aus Münzen (Foto: DW)
Auch nach der Krise wird frisches Geld in der Wirtschaft gebrauchtBild: www.BilderBox.com
Ein historisches Bankgebäude mit dem Schriftzug BANK. Foto: AP.
Banken knausern zunehmend bei der KreditvergabeBild: AP

Die Signale sind zaghaft und doch wird immer häufiger vom Ende der Wirtschaftskrise gesprochen. Es geht wieder bergauf, zumindest ein wenig. In den Unternehmen füllen sich die Auftragsbücher, die Produktion läuft wieder an. Ganz so einfach wie das klingt, ist es aber nicht. Um produzieren zu können, brauchen die Betriebe Geld. Material und Löhne beispielsweise müssen vorfinanziert werden. Das geschieht normalerweise über Kredite. Doch die Banken knausern. Sie blicken nicht nur genauer hin, sondern verlangen auch mehr Sicherheiten und sind nicht mehr so schnell bereit, einen Kredit auszugeben.

Der Wirtschaftsfonds Deutschland verspricht Hilfe

Das Logo der Kreditanstalt fuer Wiederaufbau. Foto: AP.
Am Wirtschaftsfonds Deutschland ist auch die Förderbank KfW beteiligtBild: AP

In vielen Fällen kann den Unternehmen aber geholfen werden. Seit März 2009 gibt es den sogenannten Wirtschaftsfonds Deutschland. Er ist ein staatlicher Hilfsfonds und wurde Anfang März 2009 mit einem Volumen von insgesamt 115 Milliarden Euro von der Bundesregierung aus der Taufe gehoben. Ziel des Fonds ist es, die Geldversorgung der Wirtschaft in der Finanzkrise zu sichern, weil Banken zum Teil zögerlicher Darlehen vergeben. Der Fonds richtet sich an grundsätzlich gesunde Unternehmen, die durch die jüngste Wirtschafts- und Finanzkrise in Bedrängnis geraten sind. Die Hilfen bestehen zu einem Viertel aus Kreditprogrammen der Förderbank KfW, der Rest verteilt sich auf verschiedene Bürgschaften durch die Bürgschaftsbanken. Diese Kreditinstitute gibt es in jedem Bundesland. Sie sind so etwas wie Selbsthilfeeinrichtungen des Mittelstandes, Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, Kammern der Freien Berufe, Wirtschaftsverbände und Innungen, Banken und Sparkassen sowie Versicherungsunternehmen sind an ihnen beteiligt.

War die Finanzierungsnot bis jetzt doch nicht so groß?

Bis Ende Februar dieses Jahren haben mehr als 12.200 Unternehmen Mittel aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland in Anspruch genommen, davon zwei Drittel kleine und mittlere Unternehmen. Das Volumen der Zusagen belief sich auf etwas mehr als 11,5 Milliarden Euro. Das ist – gemessen an den 115 Milliarden Euro, die der Fonds insgesamt umfasst – sehr wenig. War die Krise gar nicht so groß, oder hat sich die Bundesregierung bei der Bereitstellung der Mittel einfach verschätzt? Im Bundeswirtschaftsministerium warnt man davor, den Deutschlandfonds bereits abzurechnen. In den kommenden Monaten würden wahrscheinlich deutlich mehr Unternehmen als 2009 um Bürgschaften nachfragen. Denn es wird vor allem für kleine und mittlere Unternehmen zunehmend schwerer, Kredite zu bekommen. In der Krise haben sie von der Substanz gelebt, die Firmenkonten sind leer. Je weniger Kapital und Sicherheiten ein Unternehmen vorweisen kann, umso weniger ist die Bank bereit, einen Kredit zu gewähren.

Regierung möchte den Unternehmen Beteiligungen schmackhaft machen

Symbolbild Finanzkrise Finanzinvestoren Heuschrecken
Firmenbeteiligungen haben durch Finanzinvestoren einen schlechten Ruf bekommenBild: picture alliance/dpa / AP / DW-Fotomontage

Bis zum 31.12.2010 soll der Wirtschaftsfonds Deutschland noch zur Verfügung stehen. Ob das reichen wird, ist selbst auf Regierungsebene umstritten. Zunächst wird jedoch ein zusätzliches Finanzierungsprodukt für den Mittelstand eingeführt. Um das Eigenkapital der Unternehmen wieder zu erhöhen, sollen den Unternehmern verstärkt Beteiligungen schmackhaft gemacht werden. Das ist nicht so einfach. Vor allem familiengeführte Unternehmen schrecken in der Regel davor zurück, Fremde an ihrem Betrieb zu beteiligen und damit Teile der Firma aus der Hand zu geben. Über die Bürgschaftsbanken, die über eigene sogenannte Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBG) verfügen, werden aber beispielsweise auch stille Beteiligungen angeboten, die mit den Beteiligungen von Finanzinvestoren nur wenig gemeinsam haben. Der Vorteil: Die MBG sind weder profitorientiert, noch mischen sie sich in die Geschäftspolitik ein. Zudem kann die Beteiligung zeitlich begrenzt werden. Im Bundeswirtschaftsministerium hofft man, dass dieses Modell Schule machen könnte.

Autor: Sabine Kinkartz

Redaktion: Klaus Ulrich