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Von Wein und Dichtkunst

Sebastian Ertinger

Die Burgenstraße führt von Mannheim über Heidelberg, Nürnberg und Bayreuth nach Prag. DW-WORLD stellt einen Abschnitt davon vor: die malerische Weinregion um die Stadt Heilbronn.

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Eine literarisch-architektonische Reise in die Umgebung HeilbronnsBild: Pressefoto

In einem engen Tal gelegen, umgeben von düsteren Wäldern, thront über dem Örtchen Jagsthausen die Götzenburg, Stammsitz des Goetz von Berlichingen. Dieser fand mit dem denkwürdigen Satz: "Er kann mich mal im Arsche lecken" Eingang in die Weltliteratur, wobei ein gewisser Wolfgang von Goethe etwas nachgeholfen hat.

Alljährlich verwandelt sich der Innenhof des Schlosses in eine Freilichtbühne. Neben Goethes Schauspiel inszeniert das saisonweise wechselnde Ensemble auch andere, weniger deftige Klassiker wie beispielsweise "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing. Schmucke Barockbauten sind das Weiße und das Rote Schloss, die zusammen mit der Götzenburg noch im Besitz der Familie von Berlichingen sind.

Frühe Spuren der Renaissance

Folgt man der Burgenstrasse nach Südwesten, folgt ein weiterer Literaturschauplatz: Heilbronn. Heinrich von Kleist schrieb das "Käthchen von Heilbronn" jedoch ohne jemals die ehemalige Reichsstadt besucht zu haben. Einst eine der schönsten Städte Deutschlands, wirken heute nur noch die Weinberge rundherum idyllisch: der Zweite Weltkrieg riss tiefe Wunden. Zweckmäßige Nachkriegsbauten prägen das Bild der Industriestadt.

Von der mittelalterlichen Innenstadt Heilbronns blieb neben dem Rathaus nur die Kilianskirche übrig, benannt nach dem Missionar und Gründer des Würzburger Bistums. Als Michaelskapelle im Jahre 741 erstmals erwähnt, wandelte sich das Gotteshaus durch mehreren Umbauten über die Jahrhunderte in eine gotische Hallenkirche. Der 62 Meter hohe Kirchturm gilt als das erste und zugleich originellste Renaissance-Bauwerk nördlich der Alpen. Im Inneren beeindruckt der von Hans Seyfer 1498 errichtete Hochaltar mit spätgotischen Schnitzereien.

Heilbronn, Kilianskirche
Heilbronn, Kilianskirche, www.heilbronn-marketing.deBild: Pressefoto

Weinanbau prägt die Landschaft

Die Gebäude des Deutschordens wurden mittlerweile wieder aufgebaut. Teile des Deutschordenmünsters sind romanischen Ursprungs, der Rest wurde im Stil von Renaissance und Barock umgestaltet, ebenso wie das Wasserschloss.

Abstecher in die Umgebung locken mit einer köstlichen Versuchung: einem "Viertele" Rotwein. Das Städtchen Brackenheim ist nicht nur Heimat vieler Weingärtner, sondern hat auch den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss hervorgebracht. Ebenfalls prominenten Nachwuchs kann der am Neckar gelegene, von Weinreben umrankte Ort Lauffen vorweisen: Der Dichter Friedrich Hölderlin kam hier zur Welt.

Eine Fahrt in die tiefen Gruben des Salzbergwerks in Bad Friedrichshall gewährt Einblicke in den modernen Bergbau. Der Autobauer Audi mit seinem Werk im benachbarten Neckarsulm gehört zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region. Dort präsentiert auch das "Zweirad- und NSU-Museum" die Geschichte des Fahrzeugherstellers.

Erholung im Solebad

Bad Wimpfen Spital
Bad Wimpfen SpitalBild: Bad Wimpfen

An der Mündung von Jagst und Neckar liegt Bad Wimpfen, beliebter Kurort und älteste Siedlung der Region. Die Stadt ist zweigeteilt in Wimpfen am Berg und Wimpfen im Tal. Verwinkelte Gassen, alte Giebeldächer sowie kleine Türmchen verleihen dem mittelalterlichen Zentrum ein anheimelndes Flair. Im 13. Jahrhundert - vielleicht sogar noch früher - wurde die Stadtbefestigung erbaut, die teilweise heute noch erhalten ist. Liebhaber von Kuriositäten können einen Blick ins "Sammler- und Glücksschweinmuseum" werfen. Bei den rund 14.000 Exponaten dreht sich alles um "Schweinereien".

Auf den sanften Hügeln der Region Kraichgau gelegen, avancierte Bad Rappenau mit seinem Solebad ebenfalls zum Kur- und Erholungsort. Inmitten eines schönen Parks bildet das Wasserschloss das historische Zentrum der Stadt. Der Renaissancebau wurde auf in die Erde gerammten Eichenstämmen errichtet.