Vom "Tatort"- zum Hollywood-Regisseur: Wolfgang Petersen
Die deutsche TV-Krimi-Reihe "Tatort" machte den Anfang, mit "Das Boot" enterte er Hollywood: die traumhafte Karriere des verstorbenen Filmregisseurs Wolfgang Petersen in Bildern.
Durchbruch mit einem Skandal-"Tatort"
Die Folge "Reifezeugnis" aus der "Tatort"-Reihe markierte 1977 nicht nur für ihren Regisseur Wolfgang Petersen den Startschuss in eine große Karriere. Auch die damals 16-jährige Nastassja Kinski machte im Film über eine Schülerin, die ein Verhältnis zu ihrem Lehrer hat, eine gute Figur. Bei der Ausstrahlung galt die Thematik als Skandal, auch wegen der teils leicht bekleideten Kinski.
Nächstes Tabuthema: "Die Konsequenz"
Für Aufregung sorgte Petersen kurz darauf auch mit seinem Film "Die Konsequenz". Darin erzählt der Regisseur von der Beziehung eines homosexuellen Paares - damals noch ein Tabuthema. Der Film wurde nur mit Schnittauflagen im Fernsehen gezeigt, der Bayerische Rundfunk strahlte "Die Konsequenz" gar nicht aus. Der Film lief kurz darauf aber auf großer Leinwand im Kino.
Internationaler Durchbruch: "Das Boot"
Mit "Das Boot" feierte Petersen 1981 einen spektakulären Kino-Erfolg - zunächst in Deutschland, dann in den USA. Atemlos folgte das Publikum dem Schicksal einer deutschen U-Boot-Besatzung im Atlantik während des Zweiten Weltkriegs. Beeindruckt zeigte sich auch die Oscar-Akademie, die den Film sechsmal nominierte, darunter zweimal Petersen für Regie und Drehbuch. Am Ende gab es doch keine Trophäe.
Roman-Verfilmung: "Die unendliche Geschichte"
Die Verfilmung des Fantasy-Romans von Michael Ende lief holprig: Wegen der Spezialeffekte überstieg der Dreh das Produktionsbudget, Regisseur Helmut Dietl stieg aus, Petersen übernahm. Der setzte sich mit dem unzufriedenen Ende an ein neues Drehbuch, doch der Schriftsteller distanzierte sich öffentlich vom Projekt und musste schließlich eine Verpflichtung abgeben, dem Film nicht zu schaden.
Abschied aus Deutschland: "Enemy Mine"
Der Science-Fiction-Film "Enemy Mine" drehte Petersen in München und - wegen der Kraterlandschaft - auf Lanzarote. Der Film spielt nämlich auf einem unbewohnten Planeten, auf dem sich ein Mensch und ein Alien zum Überleben zusammentun müssen. Die Hauptrollen spielten Dennis Quaid und Louis Gossett Jr. Für Petersen war es für lange Zeit der letzte Film, den er in seiner deutschen Heimat drehte.
Die besten Jahre: "In the Line of Fire"
Die 1990er-Jahre sind Petersens erfolgreichste Zeit. Seine zweite US-Produktion "In the Line of Fire" kommt an der Kinokasse ebenso gut an wie bei der Kritik. Petersen inszeniert Clint Eastwood als alternden Secret-Service-Agenten, der John Malkovich in der Rolle des Bösewichts von der Ermordung des Präsidenten abhalten muss. Angeblich soll Eastwood selbst Petersen für das Projekt gewonnen haben.
Erschreckend aktuell: "Outbreak"
Mit dem Katastrophenfilm "Outbreak" schickt Petersen den damaligen Kino-Superstar Dustin Hoffman 1995 als Virologen auf die Mission, die Ausbreitung eines neuartigen Virus einzudämmen. Zum Kinostart des fesselnden Thrillers wütete in Zaire eine Ebola-Epidemie, erschreckende Aktualität erhielt der Film erneut 2020 - durch den Ausbruch der Corona-Pandemie.
Sehr patriotisch: "Air Force One"
Mit "Air Force One" gelang Petersen ein straff inszenierter Action-Plot: Der als Schurke dauerbesetzte Gary Oldman entführt die Maschine des US-Präsidenten (Harrison Ford, im Bild), der höchstselbst den Kampf mit den Terroristen aufnimmt. In Europa wurde der Film wegen seiner US-patriotischen Ausrichtung kritisiert, Regie-Kollege Michael Haneke bezeichnete ihn gar als "übles Propaganda-Machwerk".
Zurück zum Wasser: "Der Sturm"
Mit George Clooney und Mark Wahlberg in den Hauptrollen verfilmte Petersen eine wahre Begebenheit aus dem Jahr 1991: Sechs Schwertfischer fahren mit ihrem Trawler "Andrea Gail" in ein Gebiet, in dem drei verheerende Stürme aufeinandertreffen. Der 2000 veröffentlichte Film basiert auf dem Sachbuch "The Perfect Storm".
Auch teuer: "Troja"
Schon "Der Sturm" verschlang 140 Millionen US-Dollar Produktionskosten, doch mit der Historien-Verfilmung "Troja" legte Wolfgang Petersen noch eine Schippe drauf: 175 Millionen US-Dollar flossen in das 162-minütige Spektakel, das trotz Brad Pitt in der Hauptrolle nur mäßige Kritiken erhielt. Drei Jahre nach seiner Premiere fertigte Wolfgang Petersen eine um noch mal 40 Minuten längere Fassung an.
Schiffbruch mit "Poseidon"
2006 drehte Petersen seine letzte Hollywood-Produktion, die an den Kinokassen komplett unterging: Die Kosten in Höhe von 160 Millionen US-Dollar spielte die Neuverfilmung des 1972 veröffentlichten "Die Höllenfahrt der Poseidon" nicht annähernd ein, das "Lexikon des internationalen Films" kritisierte den Film als "hektisch und überladen". Petersen legte anschließend eine Pause ein.
Letzter Film: "Vier gegen die Bank"
Erst zehn Jahre später kam die Gaunerkomödie "Vier gegen die Bank" in die Kinos, Petersens erste deutsche Produktion seit 1984. Das Remake seines gleichnamigen TV-Films von 1976 war mit Til Schweiger (r.) und Matthias Schweighöfer (l.) prominent besetzt, erhielt aber gemischte Kritiken und war mäßig erfolgreich. Es sollte Petersens letzter Film sein, ehe er 2022 im Alter von 81 Jahren starb.