Volksaufstand erreicht Damaskus
16. Juli 2011Die syrische Opposition gibt nicht auf. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten gingen am Freitag mehr als eine Million Menschen gegen das Regime von Präsident Baschar el Assad auf die Straße. "Es ist eine bedeutende Entwicklung und eine Botschaft an die Regierung, dass die Proteste immer größer werden", sagte Rami Abdel Rahman von der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London.
Gewaltsames Vorgehen
Bei den Protesten sind laut Menschenrechtsaktivisten landesweit mindestens 41 Demonstranten erschossen worden. Die syrischen Sicherheitskräfte hätten allein bei Kundegebungen in der Hauptstadt Damaskus mehr als 20 Zivilisten getötet. Dort seien Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Assad zu demonstrieren. Hunderte junge Männer mit weißen Gesichtsmasken hätten sich dabei Straßenschlachten mit der Polizei geliefert.
Die syrische Regierung machte "bewaffnete Gruppen" für die Gewalt im Lande verantwortlich. "Bewaffnete Männer" hätten auf Polizei und Zivilbevölkerung geschossen, behauptete die amtliche Nachrichtenagentur Sana.
Die Opposition organisiert sich
Dass nun auch in der Hauptstadt Damaskus demonstriert wird, ist neu. Die Proteste gegen das Assad-Regime hatten bisher hauptsächlich in verarmten Städten und Dörfern stattgefunden. Am Samstag (16.07.2011) versammelten sich abermals Zehntausende Syrer in den Straßen von Damaskus, um mit einem Trauermarsch an die jüngsten Todesopfer zu erinnern.
Aktivisten der syrischen Opposition berieten im Ausland über ihr weiteres Vorgehen. Zu einer Konferenz zur "Rettung der Nation", die am Samstag in Istanbul stattfand, reisten Hunderte Teilnehmer an. Ziel sei es, einen Zeitplan zum "Sturz des Regimes" zu erarbeiten, erklärten die Organisatoren.
Wieder Kundgebung in Bahrain
Auch in anderen Ländern der arabischen Welt kam es wieder zu Massendemonstrationen. In Bahrain gingen Zehntausende für demokratische Reformen auf die Straße. Eine Erhebung im Frühjahr war mit Hilfe von Truppen aus Saudi-Arabien niedergeschlagen worden. In Kairo demonstrierten wieder Tausende Menschen auf dem Tahrir-Platz. In Jordanien setzte die Polizei Schlagstöcke gegen Demonstranten ein.
Und im Jemen forderten Zehntausende den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Salih, der nach einem Anschlag nach Saudi-Arabien abgereist war und sich dort mehreren Operationen unterzogen hat. Er hält aber an der Macht fest und will wieder in den Jemen zurückkehren.
Autor: Dirk Eckert (afp, rtr, dpa, dapd)
Redaktion: Christian Walz, Susanne Eickenfonder